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1997 Ergebnisse

Blochziehen – Jabingmehr

Jabing. Sprüche vom Blochziehen am 25. Februar 1925, im Dezember 1941 überm...

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Jabing

Beschreibung

Sprüche vom Blochziehen am 25. Februar 1925, im Dezember 1941 übermittelt durch Bürgermeister Fripersbeck.

Fröhliche Zuhörerschaft!
Ihr Burschen und Mädel!

1. Ein hochwichtiger Tag ist heut für Euch, ein Tag von seltenem Ereignis; er heißt Blochziehtag, ein Tag, welcher selten wiederkehrt, darum wollen wir ihn auf die bestmögliche Art feiern. Nun, was soll dieser Tag bedeuten?

2. Es ist jetzt Faschingszeit, die Zeit, in welcher sich nach ländlicher Sitte  Burschen und Mädel ewige Treue schwören und Hochzeit halten. Der Hochzeitstag ist der erste Tag der großen Reise, welche die Verheirateten durchs menschliche Leben gemeinsam zu machen haben.

3. Nun, der heurige Fasching verging, ohne dass nur eine einzige Hochzeit abgehalten worden wäre. Es sind bereits 39 Jahre verflossen, seitdem in Jabing zum größten Bedauern der heiratslustigen Mädchen und Burschen so etwas geschehen wäre.

4. Burschen und Mädel! Gott hat die Ehe im Paradiese eingesetzt, auf dass sich die Menschen in Ehren vermehren; betrachtet dies und sorgt dafür, dass ein hochzeitsloser Fasching nicht bald wiederkehrt!

5. Die Erinnerung des hochzeitslosen Faschings ist das Blochziehen, das Denkmal des Blochziehens ist der Fichtenstamm. Seht ihn an, wie er bekränzt und mit Blumen geschmückt vor Euch liegt! Die Blumen sind das Sinnbild der Freude, der Feierlichkeit und Fröhlichkeit. Der Kranz ist ein Zeichen der Tugend. Doch die Blume verwelkt, die Jugend vergeht!

6. Burschen und Mädchen, welche von Euch in den Ehestand möchten treten, höret den Fichtenbaum, er will Euch geben eine Lehr, die Euch im Eheleben von größtem Nutzen wär.
Er sagt:

7. Mein Körper ist rund, so sei auch Euer Ehebund in der Liebe rund!
Meine Nadeln, die stechen; auf Euerm Lebenswandel wird Euch so Manches treffen!
Meine Farbe ist grün; sie heißt Hoffnung und Geduld. Wenn Euch Unglück trifft, ertragt es mit Geduld!
Mein Stamm hat viele Äste. Bittet Gott, dass er Euch segne und Euch vermehre Eure Schätze!
Mein Stamm hat einen Gipfel, von wo aus ich übersehe alle Bergeswipfel.
Und dass er mich so weit hat geleit´, dafür sei ihm Lob in Ewigkeit!

8. Auch Euer Ehestand hat einst einen Gipfel. Habt Ihr ihn erreicht in Freud und Einigkeit, dann rufet aus:
Gott war gut, dass er uns beide für einander schuf! – Hoch der Ehestand. Hoch! Hoch! Hoch!

Spruch (eigentlich Zwiegespräch):
1. Du Sepp, Du gehst zu mir scha a poa Joah, vasprichst mir Liab und Treu, und wegn den will i a nied Dein Weib!
2. Du Falschi, das traust Du mia z´sagn, i nimm Di ban Kragn, und aussi fliagst glei und wanns a wieda glei a so bleibt.
3. Die Liab is die Blindheit im menschlichen Lauf, im Ehstand, da gehen an erst die Augen auf.

 

Referenzen

Quelle:
Karl M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs.
Burgenländische Forschungen, Heft 22.
Eisenstadt, 1953

Blochziehen – Minihof-Liebaumehr

Minihof-Liebau. Mancherorts haben sich im Ablauf des Blochziehens nur einige Teile ...

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Minihof-Liebau

Beschreibung

Mancherorts haben sich im Ablauf des Blochziehens nur einige Teile der Faschingshochzeit erhalten.
Neben Festzug, Streitgespräch und späterer Baumversteigerung ist etwa in Minihof-Liebau das Fällen der „Braut“ interessant, das sich erst nach dem Zug und seinem Eintreffen auf der großen Festwiese abspielt.

Auszugsweise dazu:
Wir befinden uns auf dem die Festwiese unmittelbar begrenzenden Hügelzug in einem Wald.
Über das Treiben des Festplatzes, in dem die kräftigen Farben der Masken vorherrschen, geht unser Blick auf sanft wiegende schneebedeckte Hügelrücken mit einzelnen Gehöften.
Drüben, über einen Kilometer entfernt, liegt der Ort. Reges Treiben herrscht auch hier heroben, wo eben der ausgesuchte Baum, die „Fichtenbraut“ – hoch, schlank, gerade und ebenmäßig – angehackt und dann umgesägt wird.

Natürlich ist auch hier die Motorsäge an die Stelle der Handsäge getreten.
Reges Leben: Immer wieder spielt die Musik; die Schüsse der „Jäger“ krachen.
Bräutigam, Bräute und Brautführer umtanzen die beiden papierblumengeschmückten Bäumchen.

Nun wird der Baum entastet; währenddessen tanzen die Burschen und Mädchen um ihn herum; Streitgespräche werden geführt und jüngere Burschen versuchen, den Baumwipfel zu stehlen. Das ist wieder eine Parallele zum Maibaum, dem diese „Fichtenbraut“ nun auch immer ähnlicher sieht: Entastet und geschält, nur der Wipfel ist stehen geblieben, der nun mit bunten Bändern geschmückt wird.
Es wird noch die Tafel mit dem Spruch angebracht:
„Wir sind nicht kommen ins Ehejoch – drum müssen wir ziehen das schwere Bloch.“
Dann wird der Traktor vorgespannt, der den schweren, 30 Meter hohen Stamm durch das dichte Unterholz hinunterbringen wird zur Festwiese,
wo an die tausend Menschen ihn erwarten.

Referenzen

Quelle:
Bertl Petrei, Lebendiges Brauchtum im Burgenland.
Eisenstadt, 1973.

Blochziehen – Neuhaus in der Wartmehr

Neuhaus in der Wart. Aufzeichnung von Rudolf Obojkovits, Neuhaus 44 (1932). 1. Hausvater...

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Neuhaus in der Wart

Beschreibung

Aufzeichnung von Rudolf Obojkovits, Neuhaus 44 (1932).

1. Hausvater:
Meine lieben Anwesenden!
Wir feiern heute ein Fest, welches schon 26 Jahre in unserer Gemeinde nicht gefeiert wurde. Da unsere Burschen heuer so zimperlich sind und sich keiner traute, eine Braut aus der Mitte unserer schönen Mädchen herauszusuchen, so sind wir gezwungen, bei einer Holzbraut Zuflucht zu suchen. O, wie gütig ist doch die Mutter der Natur, daß sie uns in solcher Zeit zu Hilfe kommt!
Aber auch diese Braut ist stolz,
Sie sagt: ich bin ja nur von Holz:
Aber der Mann, der mi will habm,
Der muß gute und große Stiefel anhabm.
Er muß erst siebenmal aussi übern Kertscherriegel,
Muß dort springen über tiefe Grabn und Hügel,
Und wenn er mich dann freundlich anschaut,
Dann bin ich erst seine Braut!
Sie sagt: ich bin Eure Braut und will es sein,
Deshalb lade ich Euch alle auf meine Hochzeit ein,
O, ich grüße dich, du stolze Waldbraut, du Braut der Fichte,
Du bist doch der Tanne ihre Nichte,
Sei uns willkommen in unserer Mitte,
Wir stehen voller Freude daneben.
Aber wie wir sie sehen, wird die Braut nimmer lang leben!
Nun bin ich mit meiner Red zu End,
Weil die Braut wird ja doch verbrennt,
Hoch die Jugend mit der Waldbraut!

2. Bittmann:
Liebe Freunde!
Ich bitte um Entschuldigung, daß wir uns erlauben, in Eurer Mitte zu erscheinen.
Ich bin mit dem jungen Mann auf der Suche um eine Braut,
Ich sprich für ihn, weil er sich nit traut;
Wir kommen vom fremden Lande her
Und haben getroffen viele Frauen und Herrn.
Mädchen gibt es rundherum,
Aber ihn will keine, denn er is zu dumm.
Aber sonst ist er ein schöner Mann,
Die schönen Kleider hat er inwendig an.
Drum schickt uns die Goaßhalter-Lisl daher,
Daß da a Braut zan gfinden wär´.
Ich bitt um Erlaubnis, uns vorzustelln,
Damit uns die Leute alle können gsehn.
Ich heiße Hans Tanzegern,
Bin grad so gstellt wie die andern Herrn.
Mein Freund is a Professor von Hintabrühl,
Den kann ani habm wia s´n will.
Er liebt die Mädchen von hint und vorn,
Drum haltn s´ iahm alli für an Noarn,
Und weil er mia halt do erbarmt,
Red i für ihn in jedem Dorf.
Die Braut, dei braucht nit reich zu sein,
Aber si muß a großi, schlanki sein.
Die Hozat wird nach neuchn Brauch
So, daß ma a koa Hebamm braucht.
Denn schaut ma hin, wo ma will,
Kinder san ja eh scha z´viel.
Da schaut nur her mit einem Blick,
Wie diese Braut so ruhig liegt!
O, möchten es alli Mädchen so machen,
Ooo, da tätn die Burschen lachen!
Aber eines möchte ich noch erleben,
Und unsern Bräutigam auf seiner Hochzeit sehen,
Wenn er kommt aufgeregt und stolz,
Und die Braut liegt da und ist von Holz.
Ich glaub, wenn er zur Besinnung kimmt,
So muß er weinen wie ein Kind!
Nun werden alle, die hier sind, höflichst eingeladen zur Begleitung unseres Hochzeitszuges. Hoch die Waldbraut! Hoch! Hoch!

3. Brautmutter:
Ihr Burschen und Madln von Neuhaus in der Wart,
Is denn das Heiratn bei Eng goar so hart,
Daß niemand dou gstöllt hat an ordentlichs Poar,
Und Blouziagn habs müssn, was lang scha nit woar.
Es ism ir ka Ehr, a Brautmutter z´sein,
Für so a Trumm Hulz, wanns a hearg´richt is fein.
Es is halt a Hulz, was nix redt und nix deut,
Sein junge Leut gmua, auf Joahr seids mehr gscheit!
(Von Pfarrer Knotz, Fasching 1932)

4. Zweite Brautmutter:
Als Brautmutter wisset i eh mei Pflicht,
Mit so an Trumm Hulz aber kann i´s halt nit.
Gehn kann´s nit, stehn kann´s nit, ´s Essen is hin,
Wann i´s a´n ganzn Tag haltn tat hin.
I bitt Eng scho, aufs Joahr bringts ma a lebendige Braut,
Seids nit so Trau-mi-nit, in Hirn es verhaut,
Desmal verzeih i engs no alln mitanound,
Aufs Joahr deafts ma nit antuan dei Schaund.
(Von Pfarrer Knotz)

5. Braut:
Ja, ich heiße Fichte
Komm aus dunkler Dichte,
Ließ Vater und Mutter,
Schwester und Bruder
Und alles, was lebt im grünen Waldesland.
Ich komme zu Ehren, die mich begehren.
Das weitere soll der Hausvater erklären.

6. Hausvater:
Fröhliche Zuhörerschaft!
Ihr Burschen und Mädel! Ein hochwichtiger Tag ist heut für Euch, ein Tag von seltenem Ereignis; er heißt Blochziehtag. Ein Tag, welcher selten wiederkehrt, darum wollen wir ihn auf die bestmögliche Art feiern. Nun, was soll dieser Tag bedeuten?
Es ist jetzt Faschingszeit, die Zeit, in welcher sich nach ländlicher Sitte Burschen und Mädchen ewige Treue schwören und Hochzeit halten. Der Hochzeitstag ist der erste Tag der großen Reise, welche die Verheirateten durchs menschliche Leben gemeinsam zu machen haben.
Nun, der heurige Fasching verging, ohne daß nur eine einzige Hochzeit abgehalten worden wäre. Es sind bereits 26 Jahre verflossen, seitdem in Neuhaus zum größten Bedauern der heiratslustigen Mädchen und Burschen so etwas geschehen wäre.
Burschen und Mädel! Gott hat im Paradies die Ehe eingesetzt, auf daß sich die Welt vermehre. Betrachtet dies und sorgt dafür, daß ein hochzeitloser Fasching nicht bald wiederkehrt!
Die Erinnerung des hochzeitlosen Faschings ist das „Blochziehen“, das Denkmal des Blochziehens ist der Fichtenstamm. Seht, wie er bekränzt und mit Blumen geschmückt vor Euch liegt! Die Blumen sind das Sinnbild der Freude, der Feierlichkeit und der Fröhlichkeit. Der Kranz ist ein Zeichen der Mädchen-Reinheit und Tugend; doch die Blume verwelkt, die Jugend vergeht.
Burschen und Mädchen, welche von Euch in den Ehestand treten möchten, höret den Fichtenbaum an, er will Euch geben eine Lehr, die Euch im Eheleben vom größten Nutzen wär. (1. II. 1932, R. Obojkovits)
Er sagt: Mein Körper ist rund,
So sei auch euer Ehebund
In der Liebe rund.
Meine Nadeln stechen;
Auf Euerm Lebenswandel wird Euch so manches treffen!
Meine Farbe ist grün, sie heißt Hoffnung und Geduld;
Mein Stamm hat viele Äste,
Bittet Gott, daß er Euch segne und vermehre Eure Schätze.
Mein Stamm hat einen Gipfel,
Von wo aus ich übersehe alle Bergeswipfel.
Und daß er mich hat so weit geleit´,
Sei ihm Lob in Ewigkeit.
Auch Euer Ehstand hat einst einen Gipfel; habt Ihr es erreicht in Fried und Ewigkeit, dann ruhet aus. Gott war gut, daß er uns beide für einander schuf.

7. Ankunft beim Gasthaus.
Wir machen hier amal halt,
Ich glaub, daß ins da Wirt was zahlt.
Denn wir habm ja alli Hunger und Durst,
Und da gibts ja Wein und guti Wurst.
Aber Ihr lieben braven Weiber, bevor Ihr seid dahergelaufen,
Hätts solln Eier und Butter verkaufen,
Damit die Hochzeitsleut a Geld hättn zan Versaufn,
Denn essn und trinka kann a jeda, was er will,
Denn ban Putz-Wirt gibs ja eh nit zviel.

8. Braut: Du Franz, du gehst zu mia scho a poa Joahr, vasprichst mia Liab und und Treu, aba wegn den wir´ i no net dei Weib!
Bräutigam: Muaßt halt woartn, bis as Matrikelamt nach Neuhaus kimmt, weil der Weg nach Mischendorf is goar so weit; darum woart na, bis´s af Neuhaus kimmt!
Braut: Du Falscha, dos traust Du Da sagn! I nimm Di ban Kragn und außi fluigst, wann as Elektrische ba dera Gsellschaft glei nit leucht!

9. Erster Brautführer:
Meini Leit und Hean, Mana und Weiwa all mitsamm!
1.  Is an olda Brau scha, wos dou haint gseahts,
Wiar a aufkemma is, will i Enk sog´n, daß as heats,
Ehm aeda hom d´Lait bessa Oubocht drauf gёibm,
Wiar ols sei Zeit hom sul in insan Lёibm.
2.  Das Okkan, ´s Aaran, s´ Schnein und ´s  Bindn,
´s lusti sei, trauri sei, ´s Dreschn und Windn,
Kuaz olls, – dafia hoaßts jo die guit oldi Zeit –
Und´s Heiratn houd sёi just in Fosching nua gfreit.
3.  Jo und uamol – muats awei, wann ma olls wißt af da Wölt –
Is da Fosching scho goa und kua Hozat nit g´möldt.
Kua Hozat in Fosching, dos loussat si hen,
Is sist kua Braut, wern ma a hülzani ehrn!
4.  Sou hom s´ gsogg sölm di Buim, sai d´Oldvodan gwёin,
Sai außi in Wold – hout na ledi Heaschoftswold gёim –
Owa d´ollaschёinst Faida houd hea mёissn glei,
Und schёi sauwa aufputzt houd s´ am Plotz mёissn sei.
5.  Akrat wia s´ as dou gsests, jo, grod sou wia haid,
Und a Bui sou wiar i, de hout gsogg: „lousts ha, Lait,
Wal kua aundri Braut is, muiß´s hold a hülzani tua,
Owa Fosching ouni Hozat, deaf scha nit sei, i mua!“
6.  Und d´Hozat woa lusti und blibm is da Brau,
Dos deaf uan nid wundan, dou sei di Buim nit lau.
Und sou sei hiats mia dou mit insa schёinan Braut,
Is van leblichn Gmuawold, is scha sölma dabaut.
7.  Is wul a gspoasi insa Hozat, is hold a weng gschwind,
Hout niamp gwiß gmocht ba ins, sei a nindaschta kindt,
Owa ehrli, dёisd sei ma, dos kau an iada bezeign,
Drum Schwülleit, kёims fiara, richts hea engri Geign!
8.  Und weil haint olls dou is van Plotz, va da Schtodt,
Van Ouwatrum, Intatrum, wos na Fiaß hot,
Und´s Rutviatl a dou, sa so i enks frei:
Eis Diaran sullts nit goa sou houffeadi sei!
9.  Jo, jo, dёi lia Houffoat, dёis loußts enk na sogn,
Hout ba mounchn Buim scha d´Heirat vaschlogn,
Des vül noubli Gwand, ledi seideni Sochn,
Muiß des uana zohln, don vageht´n wul s´Lochen.
10. Ua Wartl owa zwoa wuadt in Buim a nit schodn;
Owa i bi jo kua Pfoara nit, kunnt nua Schlёi dafia hobm,
Dёistwёign blaim ma na schёi ba da hülzanan Braut,
Dёi ma hiaz lizitian, wann s´ a nou sou lia schaut.
11. Wal dёis, maini liabm Lait, wiad an iada vaschtёi,
Mit an sou an Trum Blou kou ma nit waita gёi,
Und d´Hozat koust Göld, sul jo lusti a sei.
Mein Schpru hou i gsogg, hiaz Schwülleit, schloggs ai!

Bräutigam:
Ein Volk gedeiht und lebt,
So lang es vorwärts strebt,
So lang es ehrt und haltet alte Sitten,
Althergebrachten Brauch es nicht vergißt,
Ehrenwort und Religion noch heilig sind,
Dem Zeitgeist folgt mit festen ruhgen Schritten.
Wir Burgenländer haben als Erbe unsrer Ahnen gar manchen schönen und ehrwürdigen Brauch.
Das Blochziehen in solcher Faschingszeit,
Da im Ort keine Brautleut werden traut.
Ein Vierteljahrhundert ist nun schon vergangen,
Seit unser Ort zum letztenmal dies Fest begangen.
Seitdem gabs immer Hochzeit,
Wie´s auch natürlich in der Faschingszeit,
Ein Lustigsein nach altem Brauch und Recht.
Und Bräute, ich meine,
Gibts nicht nur eine bei uns in diesem Fasching ganz gewiß, doch war ihnen entweder der Fasching zu kurz, oder noch zu früh, ihr lust´ges Mädchentum zu lassen, so lang es ihnen lustig ist.
Wir holten nun nach altem Brauch aus grünem Wald die hölzerne Braut in Gestalt einer hohen schlanken Fichte. Sie soll nun Zeuge unsres Frohsinns werden, mit ihrem Wert uns sogar die Mittel geben zum Fröhlichsein mit Wein die Faschingstage.
Nun kommt mutig heran wer kaufen will und kann. Das Bloch, das unsre Väter uns gegeben, durch alten Brauch und jungen Frohsinn nun geweiht, soll dem gehören, der am besten bezahlt. Dafür soll er und die Neuhauser lange leben! Hoch! Vivat!
(Von A. Krolik, Fasching 1932).

Mia, d´Neuhausa.
Neuhausa san mea, und fragt grad wer in dieser Gegnd, wou dёis Dorf liegt, nämli, ´s Neuhaus in da Woat, ma wiadn sagn, geh, frou mi nit, weit iwa die Pinga, a gouttvalassna Ort, ka gscheita Wei(n), ka elektrisch Liacht, ka Auto und va lauta Bam nit aussi gsiachst. Bis auffi wirst koti, und d´Leut san noti, wia könnt i nouch Neuhaus na fragn, duart is ja d´Welt mit Hulz vaschlagn. Aba was woaß a Fremda van ins und was mia habn! Was mia alls habn, möcht i Enk sagn:
A g´weihti Glouckn habn ma, die as Wёida vatreibt, und die größten Kaiwln habn mia weit und breit. An Intadrum, an Obadrum, ba da Mitt a Schul, wou die Kinda lerna und vanaunda d´Schädl duaschlagn, wou d´Männa streitn und d´Weiba betn, und maunchi gearn tratschn und Leut austragn. Zwoa Wirt habn ma und an echten „Grünwald“ imma fürs Viah, mit Lau zsag´n, zan Einreibn, für ins zan Trinka. Bravi Leut, schlechte Leut, recht Reichi, dёi ka Geld nit habn, und oani, dёi si recht feii tragn; an Haufn Maura und arwatslose Leut, an Verein, der manchn in Magn liegt, weil´n as Singa gfreit, an Rindviaverein, der si aufg´löst hat, und Diara! …. fesch, als wia Rosnstock. A gmiadlichs Herz, an guitn Baunlsterz, gmui dicke Mülli, Butta und an Rahm, alliweil schёini Kinda und dabei ka Hebamm, alliweil sölti Weiba, dёi Händ hintan Fiata tragn, und a sölti Männa, dёi nia d´Woahrheit sagn. Und a Jugend, dёi lusti julzn no kan, glaubs as eppa nit? dou hearts ins an! (Juchzer).
(Von A. Krolik, Lehrer, 1932).

11. Der Kranzltanz.
´s Blou san mer los, juhu und juhei!
Dem Bräutigam drucks mer koa Boa entzwei.
Der lacht, weils an andern is anghängt jetzt,
Für a Laster Geld und dös verputz mer z´letzt! Vivat!
Und habm mer koan echten Betmann, koan Ausgeber glei,
Für den Bräut´gam der Fasching es eh glei vorbei;
Er soll halt im künftigen Fasching dafür
Mit an Betmann oft stehn vor schön Dirndels Tür! Vivat!
Für heit habm ma scheinthalber Leitner Luiserl als Braut.
Von all unsri Deandl iahm außigschaut.
Sullst lebn, scheni Braut im Myrthenkranz,
Mir führn Di alle heut no zum Tanz! Vivat!
Heit bhaltst halt Dei Kranzl in Deinem Hoar,
Doch wünschen mir Dir fürs künftige Joahr,
Daß d´ an sauberen Buam zum Bräutigam hast,
Und´s Kranzel gern ablegst als g´ringe Last! Vivat!
Hiaz hupf über Tisch her gschwind in mein Arm
Zum ersten Ehrentanz, da wirds Dir recht warm!
Aft kimmt der ehrsam Bräutigam und d´Gäst an de Reih,
Ös Spülleit! – oan Staden – juhu und juhei! Vivat!
12. Zum Schluß,
Ihr liebe Jugend, Burschen und Mädchen, ich danke Euch, daß Ihr mich auf den Hochzeitstag mit der Holzbraut eingeladen habt.

Referenzen

K. M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs

Burgenländische Forschungen, Heft 22, S. 99 – 104

Eisenstadt 1953

 

Blochziehen – Riedlingsdorfmehr

Riedlingsdorf. Niederschrift von Theresia Nicka, Riedlingsdorf; geschrieben am 8. ...

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Aktuell
Ort
Riedlingsdorf

Beschreibung

Niederschrift von Theresia Nicka, Riedlingsdorf; geschrieben am 8. April 1919.

Beim Blochziehen:
1. Meine lieben Herrn, Ihr werdet mirs nicht übelnehmen, einige Worte an Euch zu richten.
Indem uns der Fasching ganz durchgeschlüpft ist, ohne dass uns ein Brautpaar kundgeworden wäre
und wir aus der Mitte unserer schönen Mädchen kamen als Brautführer,
wodurch wir uns jungen Burschen sehr gerührt hätten,
so haben wir uns zusammen gemacht, ehe der Fasching ganz vergeht und sind in den Wald gegangen
und haben uns eine geschmückte Braut zum Herrn Bräutigam zu führen,
welcher Herr Wirt heißt, und so fahren wir in Gottes Namen an Ort und Stelle.

2. Meine lieben Herren, wenn ich mit Ehren vor Euch treten dürfte,
so wollt Ihr mir noch gefälligst einige Worte erlauben.
Nachdem wir unsere schön geschmückte Braut hierher gebracht haben,
so wollen wir ohne Ehren nicht weiterfahren.
Sie ist zwar nicht aus Fleisch und Blut,
für uns Burschen doch sehr gut,
sie ist sehr schön, hat grünen Zweig,
zum Ansehen fesch für junge Leut.
Sie ist sehr lang und schön gekrönt,
von unten bis zum lieben End.
Drum seid geehrt von jedermann,
der nur zum Weinglas kommen kann.
Also meine lieben Herrn,
werden wir ihr auch drei Ehrentänz anrichten, und zwar:
Zum ersten Mal einen guten Anfang,
es dauert so nicht lang.
Zum zweiten Mal Lustbarkeit und Fröhlichkeit,
bis auf d´ Nacht ist keiner gscheit.
Zum dritten Mal ein gutes End,
dass sich ein jeder vor Rausch nicht kennt!

3. Meine Herrn,
diese Dinge sind mir durch Sinn und Gedanken gegangen,
und sind mir ganz traurig vorgekommen,
und ich möchte nur recht lustig sein,
besonders bei einem Glas Wein,
das ich in meiner Hand da hab
an diesem schönen Ehrentag.
So wünsch ich jetzt ein lustigs Tanzerl
für mich und mein Tiroler Franzerl.

4. Sehet, meine Herrn,
diese Tänze haben mich ergriffen
von dem Kopf bis zu den Füßen,
von der Ferse bis zu der Sohln,
dass ich na glaubt hab, ich muß abirolln.
Aber gradgstellt und hoch aufgschaut,
dort hin auf unsere Gegenbraut!
Sie ist so gscham (schamhaft) und still,
wia in Winkel der Besenstiel.
Drum Vivat hoch zum ersten Mal!
Die Riedlingsdorfer Jugend lebe all!
Drum Vivat hoch aufs erste drauf:
das Ortsg´richt und die Gemeinde auch!
Zum dritten Mal ein Lebehoch
für d´ Wirtsleut und den Brautvater noch!

5. Also meine Herrn, werden wir die Braut verkaufen
und das Geld versaufen,
und dabei wollen wir lustig leben
und denen, die uns geholfen haben, auch was geben.
Hot jua! (Kommando für die Pferde)

Referenzen

Quelle:
Karl M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs.
Burgenländische Forschungen, Heft 22.
Eisenstadt, 1953

 

Blochziehen – St. Martin in der Wartmehr

St. Martin in der Wart. Aufzeichnung vom Blochziehen i. J. 1931, übermittelt von Johann Ste...

Zeitraum
-
Turnus
Ohne
Festausübung
Aktuell
Ort
St. Martin in der Wart

Beschreibung

Aufzeichnung vom Blochziehen i. J. 1931, übermittelt von Johann Stelzer.
Von den Texten ist leider nur ein kleiner Teil überliefert.

1. Liebe Junggesellen!
Da uns das Schicksal heuer auseinandergerissen hat,
so müssen wir uns Euch offenbaren,
da Ihr Euch nicht aus unserer Mitte,
sondern aus dem Walde eine Braut gefunden habt.
Wohl ist die nicht zum Arbeiten,
aber Ihr müsst mit ihr zufrieden sein,
denn es wird Euch nach dem Ehrentag das häusliche Glück fehlen.

2. Liebe Junggesellen!
Da aber der Brauch bis heute noch nicht war,
dass wir Mädchen einen Bräutigam gesucht hätten,
trotzdem die, die wir hier alle vor Euch stehen,
schon heiratslustig gewesen wären.

3. Wir Mädchen haben so manchen Abend mit Sehnsucht auf Euch gewartet,
aber leider, Ihr kamt nicht vor unsere Tür.
Darum nehmet mit dieser Braut, mit der Baumstaregretl vorlieb.
Daher dem lieben Bräutigam viel Glück samt allen Hochzeitsgästen
und wir sind selbst neugierig, wieviel Eure Braut vom Auslande mitgebracht hat.
Wir wünschen Euch viel Glück und in Zukunft stellet Ihr Euch besser ein,
dann könnt Ihr von unserem Band entlassen sein!
Hoch allen Hochzeitsgästen von der Mädchen-Jugend!

Referenzen

Quelle:
Karl M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs.
Burgenländische Forschungen, Heft 22.
Eisenstadt, 1953

Blochziehen – Wiesfleckmehr

Wiesfleck. Aufzeichnung vom Blochziehen i. J. 1926, übermittelt von Michael Hu...

Zeitraum
-
Turnus
Ohne
Festausübung
Aktuell
Ort
Wiesfleck

Beschreibung

Aufzeichnung vom Blochziehen i. J. 1926, übermittelt von Michael Hutter 1941.

Hoch unsere Waldbraut!
Gott grüß Euch, willkommen!
Willkommen, Ihr Leute,
Die Ihr um uns Euch versammelt habt heute,
Wir haben ein Fest, wie es nicht oft zu finden,
Wir haben eine Hochzeit, die geht ohne Künden.
Uns Jünglingen wars dies Jahr nicht beschieden
Eine bessere Hälfte zu finden hienieden.
Mit dem besten Willen können wir uns nicht schämen,
Weil wir doch im Fasching keine Braut mehr bekämen.
Unsere Alten haben wohl alles angwendt,
Aber leider, jetzt hat der Fasching ein End!

Der Spruch ist nur ein Teil von dem, was Hutter 1926 aufgesagt hat, das übrige weiß er nicht mehr.

Referenzen

Quelle:
Karl M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs.
Burgenländische Forschungen, Heft 22.
Eisenstadt, 1953

 

Blochziehen – allgemeinmehr

Alle. Zu den ältesten und noch immer beliebtesten Faschingsbräuchen gehör...

Zeitraum
-
Turnus
Ohne
Festausübung
Aktuell
Ort
Alle

Beschreibung

Zu den ältesten und noch immer beliebtesten Faschingsbräuchen gehört das „Blochziehen“. Es handelt sich hier um einen nicht regelmäßig jährlich durchgeführten Brauch. Das (oder der) Bloch wird nur gezogen, wenn es keine Hochzeit gegeben hat.
Dass es sich hier um einen „europäischen“ Brauch handelt, ersehen wir daraus, dass die Form auch in kroatischen und ungarischen Gemeinden gleich oder ähnlich ist: Auch in Sziget in der Wart geht das ganze „als eine Art Hochzeit“ vor sich, nur „dass eine Fichte die Braut“ ist und „ein alter Bursch, auf der Fichte sitzend, der Bräutigam“.
Überall gibt es den „Zug“ oder „Festzug“; überall – mehr oder minder reich – Formen des Hochzeitsbrauchtums; fast überall die „Versteigerung der Fichtenbraut“;
und überall die abschließende Tanzunterhaltung.
In den meisten Orten wird das Blochziehen am Faschingssonntag gefeiert, manchmal auch Faschingsdienstag.

Referenzen

Quelle:
Bertl Petrei, Lebendiges Brauchtum im Burgenland.
Eisenstadt, 1973.

Blochziehen – Altschlainingmehr

Altschlaining. Nach einer Niederschrift von Johann Wallner, 1927. 1. Bursch: Hochv...

Zeitraum
-
Turnus
Ohne
Festausübung
Aktuell
Ort
Altschlaining

Beschreibung

Nach einer Niederschrift von Johann Wallner, 1927.

1. Bursch:

Hochverehrte Festversammlung!
Da im heurigen Fasching in unsrer Gemeinde sich niemand von den holden Banden fesseln ließ und niemand in das Ehejoch schlüpfen mochte,
wir armen Burschen sowohl als auch die gesamte Jugend unsrer Gemeinde eines echten und rechten Hochzeitsschmauses der flaumigen Hochzeitskrapfen,
eines aus ganzer Seele kommenden Juchzers, ja sogar einer lustigen Faschingstanzunterhaltung beraubt wurden, so mussten wir darauf sinnen, uns auf eine andre Art und Weise zu helfen.

Wir zogen daher hinaus in Gottes freie Natur, in den frischen grünen Wald und forderten diese Waldesbraut auf, mit uns hierher zu kommen.
Dies war aber leichter gedacht, als getan; denn anfangs rauschte sie nur mit dem Wipfel, sagte einfach nein!“ und gab uns einen Korb.
Wir mussten ihr nun besser an den Leib rücken, so, wie es auch bei den Dirndln der Fall sein soll, ja sogar mit Säge und Hacke über sie kommen, bis sie schließlich ihr Haupt zum „Ja-Wort“ neigte.

Und nun haben wir die mit grüner Hoffnungskrone schön gekrönte Waldesbraut, nachdem sie tränenden Auges Abschied genommen von ihrer lieben Mutter Natur, im feierlichen Hochzeitsmarsch hereingebracht, um dieselbe hier in amerikanischer Lizitation an den Mann zu bringen.

2. Bursch:

Ein Bräutigam wird sich wohl finden, Ihr lieben Hochzeitsgäste,
damit wir Hochzeit feiern können nachher aufs Allerbeste.
Denn unsre Braut ist schön geziert mit grüner Waldeskrone,
grad gewachsen, gebn wir sie dem Meistbietenden zum Lohne.
Der Tugend hat sie viel in sich, müsst Ihr sofort erkennen,
wer sie im Ofen heizt, kann sich den Hintern leicht verbrennen.
Und viele Bretter gibt sie dem, der sie zur Säge führet,
viel Gegenständ zur Haushaltung, wer´s richtig nur kapieret.
Eine Wiege, Bett, Tisch und Schrank, ja sogar eine Bahre,
eine ganze Ausstaffierung dann von der Wiege bis zum Grabe.

3. Bursch:

Sie liebt so heiß, wie keine mehr, glaubt mir es weiter,
und wer´s nicht glaubt, probier es nur, und mach draus eine Reiter.
Einen Wiesbaum oder zwei muss man beim Hause haben,
dass man nicht umschmeißt alleweil beim Fahren übern Graben.
Wenn Ihr nun wollt, hilft sie auch gleich die Häuser Euch beschützen,
ihr brauchet sie nur immerhin als Umzäunung benützen.
Der Vorteil sind nun, glaub ich, schon genug gesaget,
drum, Musikanten, spielt nun auf, ich hab mich sehr geplaget,
spielts auf ´nen Hochzeitsmarsch der Schönen,
damit wir sie dann gleich darauf verlizitieren können!

(Die Musik spielt einen Marsch).

Ein Hoch, ihr Musikanten nun, den lieben Hochzeitsgästen,
damit´s Kurasch kriagn allesamt, und lizitieren feste!

(Die Musik spielt: „Hoch solln sie leben!“).

Drum, Ausrufer, hervor, und zeig, was Du imstande,
schrei laut und eifre an die Leut und mach uns keine Schande!
(Es folgt die Versteigerung durch den 4. Burschen)

1. Bursch (mit aufgehobenen Händen, wie ein Pfarrer):

Und nun empfang den Segen,
du wunderschöne Waldesbraut!
Der Herr segne Dich, Du Kind der Natur,
und leiste hiermit Deinen Schwur:
Bleib ewig treu Deinem Bräutigam,
damit er glücklich werden kann.
Deine Mutter zog Dich groß
in ihrem warmen Schoß;
du gehst nun eine neue Bahn
Ins irdische Kanaan! Amen!

(Die Musik spielt ein lustiges Stück)

5. Bursch:

Die Braut verkauften wir,
das Geld versauften wir,
denn Hochzeitgehn is a große Ehr
und Euern Beutel hats gmacht leer.
Wir danken schön für die Ehr,
und geben Euch mit die Lehr´:
Wenns nächst Jahr wieder ´s Dirndl bleibt im Bett,
habts wiederum mit uns ´s Gfrett!

 

 

 

Referenzen

Quelle:
Karl M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs.
Burgenländische Forschungen, Heft 22.
Eisenstadt, 1953

 

 

 

Niederschrift von Johann Wallner, 1927.
In: K. M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs.
Burgenländische Forschungen, Heft 22.
Eisenstadt 1953

 

Blochziehen – Bernsteinmehr

Bernstein. Das Blochziehen 1948 in Bernstein Im Fasching des Jahres 1948 gab e...

Zeitraum
-
Turnus
Ohne
Festausübung
Aktuell
Ort
Bernstein

Beschreibung

Das Blochziehen 1948 in Bernstein

Im Fasching des Jahres 1948 gab es noch wenige Hochzeiten. In manchen Orten gar keine.
Das ist im südlichen Burgenland die schönste Gelegenheit, um den alten Brauch des Blochziehens zu üben. 1948 fanden gleich mehrere statt.
In Bernstein, Oberschützen, Stadtschlaining, Deutsch Schützen und in der kroatischen Gemeinde Zuberbach.
Von diesen fanden alle am Faschingssonntag statt, mit Ausnahme von Zuberbach, wo zu diesem Ereignis der Faschingsdienstag ausgewählt wurde.

In Bernstein versammelten sich die Burschen und belauerten sich knapp um Neujahr, wer wohl heiraten werde. Es gab nur ein Paar als Heiratskandidaten.
Ganz geheim wurde erkundet, ob sie wirklich heiraten müssen. Es wurde entrüstet abgelehnt.
Nun wurde beratschlagt, wer an das Brautpaar herantreten soll, um eine Heirat im Fasching zu verhindern, damit ein „Blochzuign“ stattfinden könne.
Einer schlug vor, dem Brautpaar 20 Liter Wein zu zahlen. Das war aber der Burschenschaft zu viel Geld, drum lud man den angehenden Bräutigam vor und sagte ihm: „Heuer wolln wir Blochzuign. Willst heiraten, musst du uns 25 Liter Wein zahlen“.
Da kratzte sich dieser und meinte, es pressiere ihm noch gar nicht.

Also konnte nach 16 Jahren wieder ein Blochziehen stattfinden. Das letzte war 1932 und vorher 1920 und 1912 (laut Aussagen von alten Leuten in Bernstein).
Nun gab es tagelang fieberhafte Vorbereitungen, Einladungen mussten ausgesandt, Lebensmittel ausgebeten, Volkstrachten gerichtet werden und was so an Arbeit zusammenkommt. Der ruhende Pol war der Binder Pep, das Haupt der Burschenschaft. Das Bloch wurde ausgesucht und gefällt und vor das Spritzenhaus gebracht. Das war am Faschingssamstag. Nun blieb die ganze Nacht eine Wache dabei, nach genau durchbesprochenem Plan, damit es den Burschen der Nachbarorte, hier wurden die Stubener (Nachbarort Stuben) sehr gefürchtet, nicht gelänge, die ausgestellte Wache zu überwältigen und den „Wipf“ abzuschneiden. Das wäre die größte Schande.
Aber die Burschen waren wachsam und diese Angst war unbegründet.

Am Faschingssonntag strömten aus der ganzen Umgebung die Besucher herbei. Sie kamen aus Günseck, Unter- und Oberkohlstätten, Holzschlag, Grodnau, Mariasdorf, Tauchen, Aschau, Rettenbach, Dreihütten, Gschaidt, Maltern, Hochneukirchen, Kalteneck, Redlschlag, sogar weit aus dem Steirischen sollen Gäste gekommen sein, doch war nicht in Erfahrung zu bringen, woher. Vereinzelte Leute kamen aus Kirchschlag, Oberwart und Sallmannsdorf.

Die Musikkapelle war die in der Umgebung weit berühmte Bauernblaskapelle Schönfeldinger aus Bernstein.
Ein großes Problem war der Text. Zuerst versuchten sich die Burschen selbst, aber alles wurde verworfen. In letzter Minute wandten sie sich an den Oberlehrer i. P. Herrn Frühwirth, der in allen Fragen des Brauchtums außerordentlich gut Bescheid weiß und sich auch gerne hier dieser Sache zur Verfügung stellte.
Und bald war auch der ganze Text beisammen.
Der Schwerpunkt der Besucher war also westlich Bernsteins, da die gleichzeitigen Veranstaltungen in Oberschützen und Stadtschlaining viele Besucher der näheren Umgebung anlockten, die daher für Bernstein ausfielen.
Die Leute versammelten sich vor dem Gasthaus Brenner und mit Musik begann das Ereignis.

Nach einem Tusch sprach der Beistand:

1. Herr Bräutigam!
Moch Di bereit, hiaz gehen mas an.
Zu Deiner Waldbraut wird der Hochzeitszug getan.
Die Auserwählte wartet dein,
sie will mit Dir getrauet sein.
Ihr lieben Leut aus nah und Ferne kommt herbei
und nehmt als Gäste Anteil an der Faschingsnarretei!
Wir ziehen los, das Fest geht an,
es sei das Werk auch wohlgetan.
Mit Trommelschlag und Musikklang
beginnen wir den Hochzeitsgang.

Nun setzte sich der Zug in Bewegung und mit Musik zog die ganze Schar mit den Zuschauern zum oberen Gasthaus Kirnbauer.
Dort warteten die Brauteltern.

Der Brautführer begann:

2. Ihr Brauteltern und lieben Leut seid gegrüßt!
Wir bitten um die Tochter Waldbraut ohne Frist,
der Bräutigam zum Traualtar sie führen will,
drum weinet nicht und seid schön still.
Für euch kanns doch nicht schlechter sein,
erspart ihr Essen obendrein.
Es ist ein alter Brauch, man weint,
wenn auch die Sonne hernach wärmer scheint.
Drum lasst sie ziehn, seid wohlgemut,
das Abreden tut selten gut.

Nun spricht der Brautvater:

3. O liebste Tochter, zieh nun hin!
Du kommst uns nicht leicht aus dem Sinn.
Beglücke Deinen lieben Mann,
der Freude an Dir haben kann.
Dein Schlaf gesund, das Essen schmeckt,
kein Sonnenstrahl dich leichthin weckt.

Auch die Brautmutter kann nicht still bleiben:

4. Die liebe Tochter eilt auch nicht,
drum sie auch keine Schüssel bricht.
Am Spiegel sie auch gern verweilt,
weil d’Arbeit eh nit weitereilt.
So ist es recht, so ist es gut.
Da kriegt der Mann ein frohen Mut!
Nun lebe wohl, vergiss dich nicht,
trau hinfort keinem fremden Wicht.

Dabei weint sie und kann sich gar nicht fassen, ihr Mann stoßt sie immer in die Seite und sagt halblaut, dass man es aber doch hört:
„Geh, tui nit aso. Bist eh froh, dass d’es anbringst“.

Nun wird die Waldbraut übergeben und mit Musik geht es zurück zum Gasthaus Brenner.

Dort wartet der Bürgermeister (ein Sprecher), der nun den Zug begrüßt:

5. Griaß Goutt, Benstuana Leut, i wülls gen sogn.
I griaß in Moak, die Zahl, in Riegl und in Grom!
Griaß Goutt eis Nochbadörfla int und oum!
Ins führt heint oll a scheini Hochzat zaum.
Eis Manna, Weiwa, olt und jung und groß und klua,
seids d’Hochzeitsgäst, därfts lusti sein und a mittua.
Das Joahr nimmt immer sein bestimmten Zeitenlauf,
drauf baut si insa Oawat und a d’Sittn auf.
Es hout sei Zeit zan Okkan, Bindn, Mahn und Plogn.
Wanns ouft a dunnert, blitzt und krocht, muisst nit vazogn,
kimmt d’Sunn oft kluawärts her, bleiw nit in Schottn stei,
dei Gmiat valaungts, du sullst a manchmal lusti sei.
Hiaz, wou da Fosching is nouch oltn Brauch und Sittn,
a frischa Bui geht d’Heirat au, er lousst si goar nit bittn,
es is nit woa, wia ma hout gsog, Benstua hätt wiffi Buaschn,
va dei aus kimp kua Hozatwei, dou miassat ma daduaschtn.
Und d’Madl, woaß da Deixl schau, tuan a goa nix dagleichn,
dos is nit recht, dos is nit guit, dos kann ma nit vazeichn.
Es is a Schand, es is a Spoutt, i kaun mi nit gmui giftn!
Ba sou vül heiratsreifi Leit, muiß ma a Hulzbraut stiftn.
Eis Burschn, zopplts, plogs eng o, meißts d’Hulzbraut zahn und schleppn.
Va douda hätts leichts uani kriagt, es seits jo kuani Teppn.
A hiesigi hätt kua Plog braucht, hätt sölba nou aungschobn.
Dass goa kuani wa z’finden gwein, dos is jo ganz dalougn.
Die Hulzbraut gfollt ma sunst eh guit, sie is schei dick und lang,
wann i owa weita denk, sa wird ma angst und bang.
I fürcht mi recht und kränk mi a, dass d’Welt okemma mecht.
Dafüa seids gschait und bessats eng, va beiderlei Geschlecht.
Es muaß nit nur fleißig gheirat wen
I will a buglerts Fiarta gsegn,
dass d’Hebamm a aufhört vom Jammern,
nit schimpft: Da s sein verruckte Damen.
Oft locht da olti Odam auf und d Eval wird sie gfrein,
gölts jo, vasprechts mas, s’nächsti Joa sulls bessa mit eng sein.
I routat eng, und fulgts ma schein, gspalts eng bessa zam
Benstua dos sull jo weita leim, a guita gsunda Stamm.

Diese Beschuldigungen können die Mädchen nicht auf sich sitzen lassen.
Sie tuscheln untereinander und schieben dann ein Mädchen vor, dasssich nun im Namen der Mädchenschaft verteidigt:

6. Liawi Hochzatgäste, Herrn und Damen!
I red in meiner Kameradschaft Namen
und sog eng ehrli, offn ins Gesicht
ins wegn da Heiratsunlust goa kua Schuld nit trifft.
Es lieg da Föhla auf der oundrn Seit.
Dei  muan, sie sein zan Heiratn scha zgscheid.
Mei Sepp, jo bussln, schmutzln tat er gen
und geht’s af d’Heirat, is er täarisch, wüll nichts hehn.
Mei Muida tuit si a recht banga
und muat: „Er wird di dou valounga“!
Jou, woat a weng, kua Woartl follt!
Da Sepp bleib wia a Fisch sou kolt.
Na woat, du wirst bold anders schaun!
I moch mi in an andern an.
Dou wird mei Sepp glei ängstli wen
und sogn: „Mei liawi Res i heirat gen“!
Jo oft wird gheirat, heint a Joa.
I kann engs sogn, dos wird a woa.

Das können nun auch die Burschen nicht auf sich sitzen lassen und sie verteidigen sich:

7. Meini liebm Hozatleit i muiß eng wos sogn,
ins Burschn tuans heint olli fiazln und vaklogn.
Es hoast, mi wan Totling, zan Heiratn zfaul
und ollahand andri Soch n bring a schlechts Maul.
Bei ins geht d’Heirat desweign sou zach her,
wal die Diandl bissi und stulz sei, dos is a Malör.
A d’Hoffart sullt nit sou unsinni groß sein.
Wos heint scha olls trim wird, is wul niama schei.
Mei Plan za da Heirat woa scha fiati, ganz fei,
dou gsiat d’Muida mei Diandl in da Housn ausgei.
Gfahlt woas und aus woas mit da Heiraterei!
D’Muida hout greint, dous is gua kua‘ Wei,
döi hout jo scha d’Housn au, is nix mea füa di.
Döi braucht di na glei zan an Kikeriki.
I mua holt, es wird jo nit goa sou schlimm sei,
dafüa bleib i mein Dirndl a weitahin trei.
Kimmt noumoul da Fosching, wird gheirat, dass krocht,
off hout ma a Weiwal und wird nit ausglocht.

Nun stellt sich der Bräutigam neben die Waldbraut und der Standesbeamte richtet seine Ansprache an das Brautpaar:

8. Bevor ihr den ernsten Weg zur gesetzlichen Trauung antretet, der euch auf ewig bindet,
lege ich euch folgendes ans Herz:
Der Ehestand, mein vielgeliebtes Brautpaar, ist eigentlich kein Stand,
er ist vielmehr eine Lage, in welcher sich eines in das andere fügen muss.
Je fester dabei die Kraft und der Wille des Mannes ist,
je nachgiebiger und weicher die Hingebung des Weibes,
umso größer wird der Segen sein.
Sie, geliebter Bräutigam, sind die Hauptperson im Ehestande und es steht bei Ihnen,
ob sich ihre Ehefrau glücklich fühlen kann oder nicht.
Die Ehegattin kann sie wohl in Zeiten der Not tröstend aufrichten;
sie müssen jedoch nach größter Möglichkeit recht fleißig arbeiten, denn die Arbeit bringt den Segen.
Sie, geliebte Braut, helfen sie ihrem Manne in der Arbeit fleißig mit,
wenn er sich im Schweiße seines Angesichts abmüht und abplagt.
Es wird ihm auch wohltun, wenn er mitten in seiner Arbeit fröhlich lächelt,
weil er sieht, dass sie auch fleißig mitarbeiten in der Wirtschaft.
O, es tut wohl, geliebte Kinder, wenn so ein Moment im Leben kommt,
wo eins zum andern sagen kann:„Es kommt, es kommt! – Das wahre Glück“.
Und so, meine Vielgeliebten, gehet hin und prüfet euch,
ob ihr Eure ehelichen Pflichten lebenslang erfüllen könnt.
Du, lieber Bräutigam, überlege Dir gründlich, ob du auch wirklich tauglich bist,
die Ansprüche einer Ehegattin ganz zu erfüllen.
Fühlst Du dich zu schwach dazu, so gehe rechtzeitig von ihrer Seite,
denn der zweite Verdruss wäre viel ärger als der erste.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob du die Kraft zur Ehe findest,
Kurz ist der Wahn, die Reu ist lang …

Zwischenruf:

Hoho! Dem Bräutigam wird angst und bang!

Der Bräutigam:

9. Mia is nit guit und schwindlt ma voa d’Augn.
I wia füa dei stoak Braut nit taugn.
I geh zan Trauoltoa nit mit.
Buaschn lousts, i hätt a Bitt:
Nehmts as hin in Gouttsnam,
und geibts as mit an Stiakan zamm!

Da melden sich die Burschen und sagen:

10. Holt jo! Mia nemmas recht gen aun,
weil mas vielleicht vakafn kaun.
Einer ruft dazwischen:
Wissts wos? Mia losns aus,
dou follt für ins a guita Schmaus!

Ein anderer:
11. S Glücksackl hea, zuigs a Los
nu oans, sunst hout da Teifl wos.
Sunst wird um d’Woldbraut graft und gstrittn,
deis mecht ma si am Hozattog vabittn!

Ein Los wird gezogen und alles lacht und stellt den alten Mann, der gewonnen hat, auf die Waldbraut:

12. Jo Leit, i bi jo schaun an olter Mann,
wos fang i mit der Jungan an.
D’Fiaß sei kolt, mei Nosn treipflt, s’Gsicht vull Foltn
I kunnt di Woldbraut nit daholtn.
Mia Oltn suln a Voda, a Berouta sei für d’Jungan,
oft, wenn schweign die schletn Zungan,
ma sogat glei, schauts an den Noan, den oltn,
der will si a jungs Diandl holtn.
Na, na, i scheng enks wieder her,
valong dafia nit wenig und nid mea.
Entweida heirats fleißi drauf
oder eis zohlts an recht an hohn Kauf.
Van den Geld wird a jeder Buasch a Schlofhaubn hobn
und jede Dirn a Spenserröckl,
wia s zu mein Ahnls Zeitn d oltn Jungfraun hobn trogn.
sou oder sou, wias holt hiaz moants,
tuits mas nur sogn, mir is olls oans.

Drauf die Burschen:

13. Jou, jou, mia nemman die Bedingung aun
und wen fleißi af d’Heirat schaun.

Der alte Junggesell:
14. Hiatz bin is los, wia bin i froh,
däs woa für mi a hoaßer Tog.

Nun sagen die Burschen:
15. Wissts wos, wir werdn verlizitiern
vielleicht findt si a stoaker Maun,
der d’Woldbraut recht guit brauchn kaun.

Nun wurde die Waldbraut versteigert und dem meistbietenden Zuschauer zugeschlagen;
ehe sich aber die Menge verlaufen konnte, sprach einer von der Burschenschaft:
16. Liam Hozaleut geht’s nit vielleicht davoun,
hiaz geht aft richtig d’Hetz erst aun.
Kennts eissn, tringa, olls erlaub,
und nachher tanzn, dass olls staub…

Nun fanden sich die Paare zusammen und mit Musik wurde fröhlich gefeiert. Einige Volkstänze schlossen sich daran.
Es wurden der Jägermarsch, Schwefelhölzl, Mühlradl und Kuckuckspolka getanzt.
Daran schloss sich ein allgemeines Tanzen und fröhliches Treiben bis in die späte Nacht.
Die Alten sahen zu, saßen beisammen und sprachen über das schöne Blochziehen und wie es zu ihrer Zeit gehalten wurde.
Dabei konnte noch manches in Erfahrung gebracht werden.
Früher kamen viel mehr Leute aus dem Niederösterreichischen, denn der Verkehr mit ihnen war viel reger als heute.
Seit dem Einsetzen des ungarischen Ausgleiches aber und der damit verbundenen größeren Schließung der Grenze kam dieser ganz zum Stillstand, auch der Anschluss des Burgenlandes an Österreich änderte nicht mehr viel daran.
Beim letzten Blochziehen 1933 wurde in den Nachbarorten plakatiert und im Orte selbst ging man mit einem Wagen einladen.
Die Burschen verkleideten sich und hatten einen Zylinder auf; so fuhren sie mit einem zweiräderigen Karren durch den Ort;
auf beiden Seiten war ein Plakat mit der Aufschrift: „Die Grafen von Bocksburg“ laden ein zum Blochziehen.

Erst jetzt, nachdem alles vorbei war, konnte man einige Einzelheiten über das Nachtwachten erfahren. Damit die Burschen aus dem Nachbarort der Waldbraut keine „Schand antuin“ können, wurden die zwei Nachtwächter beauftragt, dabei zu wachen. Richtig mussten sie gegen 4 Uhr früh in Aktion treten. Da hörten sie ein leichtes Geräusch, als schlichen sich einige Burschen an, aber sie machten sofort einen Lärm und es gelang ihnen, die Fremden zu verjagen.

Referenzen

Quelle:
Rudolf A. Hrandek, Das Blochziehen 1948 in Bernstein.
In: Burgenländische Heimatblätter 12, 1950.

Blochziehen – Bubendorfmehr

Bubendorf. Mitgeteilt von Franz Leidl, geschrieben zu Bubendorf am 28. Jänner ...

Zeitraum
-
Turnus
Ohne
Festausübung
Aktuell
Ort
Bubendorf

Beschreibung

Mitgeteilt von Franz Leidl, geschrieben zu Bubendorf am 28. Jänner 1934.
Er war in diesem Jahr Brautführer und sprach alle folgenden Reime.

Die Musik spielt. Dann folgt der Spruch.

1. Gruß und Anspruch war Rednerrecht schon bei den Alten,
die Nachred ist frei, die durft ein jedes halten.
Weil die Großen sich nicht trau´n,
schieben sie mich Kleinen vor,
nun will ichs versuchen und schaun,
ob sich findt ein willigs Ohr.
Da ich Euch treff im trauten Kreise,
wo man nach alter Väter Weise
um sich gemütlich zu unterhalten
lässt die gute Meinung walten.
So seid gegrüßt und hoch willkommen,
die zu diesem Fest gekommen,
wo laut und hell die Musik klingt,
w man kühn den Bogen schwingt,
bis Alt und Jung, von Lust gepackt,
sich drehen nach dem Walzertakt.
Doch zur Sache, was ich will:
Seht, ich hab ja auch ein Ziel,
und dass man es mir nicht verarge,
dass ich mit den Worten karge,
will ich’s sagen, mit wenig Geschick,
an was das Blochziehen liegt.
Längst schon hört ich’s in Ohren klingen,
doch will’s im Lied ich nicht besingen.

Die Musik spielt wieder.

2. Weil keine Ehe ward geschlossen
in dem hierzu bestimmten Ort,
ging man frei und unverdrossen,
und holte sich die Braut vom Wald.
Wo dies geschah, ist Euch bekannt:
zu Bubendorf im Burgenland.
Soll Euch erfreu’n ein tief Gemüt,
ein frischer Mund zum Scherzen,
und wahrer Frohsinn, der erblüht
aus einem warmen Herzen.
Die Burschen zeigen’s Hand in Hand
zu Bubendorf im Burgenland.

3. Ein Bild so freudig wie des Volkes Seele,
kein Schatten trübt des Himmels Glanz,
auf dass niemand um das Morgen sich quäle,
grüßt ohne Schleier der Berge Kranz.
Und wie ein Kind, das nichts merkt von Weh
und so ruhig liegt sie da zur Einfahrt schon bereit.
Es scheide hin der Tag in holdem Frieden,
awär er mit der ganzen Welt versöhnt.
Wohl dem, dem Freuden und Frohsinn sind beschieden,
wenn nach gut vollbrachter Tat er sieht sein Werk gekrönt.
Hand ans Werk, uns beseele nur der feste Will,
dass auch die Braut gelangt ans Ziel!
Auch die Musik lasse klingen ihre frohen Weisen,
wenn wir ziehen mit der Braut jetzt ein,
die Burschen sollen es durch die Tat beweisen,
dass man sich des Lebens soll erfreu’n.
Wir wollen froh und lustig sein,
in Ehren gute Menschen werden!

Die Musik spielt.

4. Sehr geehrte Festgäste!
Gar hart ists mir ums Herz,
als fühle ich gar einen Schmerz,
wo der schöne Kranz daneben
ist Glück, in dem wir schweben.
Wir schauen froh ein selig Leben,
da Erd‘ und Himmel sich durchglüh’n,
wir schauen ein herrlich Zukunftsweben,
da Tod und Leben sich durchblüh’n,
wir schauen im Fasching Schönheitskränzen,
die Zeit und Ewigkeit vermählt,
wir schauen ein ewig fröhlich’s Glänzen,
von Tag und Nacht so sehr beseelt.
Glück und Unglück nimm in Ruh,
alles geht vorüber, und auch Du!
Jetzt will ich doch den Kranz aufheben,
will Deine Ehe weiter pflegen.
Pfiffat!(Vivat)

Die Musik spielt.

Kranz abnehmen.

5. Jetzt liebe Burschen, schaut nur her,
was ich hier, o welche Ehr,
ein Rosmarinkranz ist er, schön gepflegt,
wer rein und ehrlich ist, dem wird er einmal aufs Haupt gelegt.
Darum rufe ich heute laut:
Haltet Euch nach dieser Braut!
Diesen Kranz gebe ich an Ort und Stelle,
Dass ihn nur die Jugend wähle.
Noch ein Wort aus meinem Herzen,
dann sind gelindert unsere Schmerzen.
Schöne Braut in Deinen Würden,
bekränzt bist Du mit allen Zierden,
und des Burschen Stolz bist Du,
und des Volkes Zier,
drum sind wir alle hier.
Darum alle fest mit Mut,
dann geht’s in Zukunft sicher gut,
eine Braut mit Kranz erwerben.
Und nun aufs Glück der Burschenbraut!
Pfiffat! (Vivat)

Die Musik spielt.

Die Braut:

6. Glücklich ist die Fahrt vollendet,
nun entkleid’t mich meiner Zier,
dass ich komm in andre Hände,
denn ich bleib ja doch nicht hier.
Seht, ich muss den Menschen dienen,
denn dazu bin ich bestimmt,
ja, ich muss es überlassen,
wozu mich der Meister nimmt.
Wird verwendet ich an Brücken,
oder übern Strom als Steg,
so trag ich Euch auf dem Rücken,
über mich geht dann der Weg.
Burschen merkt Euch diese Lehren,
übt immer Redlichkeit und Treue,
verlebt die Jugendzeit in Ehren,
dass Euch nicht quäle Scham und Reue.
Wohlan, wir scheiden ohne Leiden,
unsre Trennung ist nicht schwer,
haltet Maß und Ziel in Freuden.
Pfiffat! (Vivat)

Die Musik spielt.

 

Referenzen

Quelle:
Karl M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs.
Burgenländische Forschungen, Heft 22.
Eisenstadt, 1953