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Aberglaube – Hochzeitmehr
Kleinhöflein. Als folgenschwer wird der Schritt in die Ehe empfunden. Jeder Umsta...
Beschreibung
Als folgenschwer wird der Schritt in die Ehe empfunden.
Jeder Umstand während der Heiratszeremonien wird deshalb genau beobachtet und beachtet,
denn jede Nebensächlichkeit kann von größter Bedeutung sein.
Wenn am Hochzeitstag der Wind geht, wird das Ehepaar viel streiten.
Wenn die Braut am Wege zur Kirche sich umsieht, schaut sie schon nach einem anderen Mann aus.
Wickelt sich der Schleier um die Braut, ist sie keine Jungfrau mehr.
Ist am Hochzeitstage ein Todesfall im Dorfe, bedeutet das Unglück für das junge Paar.
Regen am Hochzeitstag bringt Glück oder auch viele Buben.
Regen am Hochzeitstag können auch viele Tränen bedeuten, die in der Ehe geweint werden.
Wer sich von den Brautleuten während des Ganges zur Kirche zuerst umdreht, stirbt zuerst.
Die Schnüre des Paketes, in dem ein Hochzeitsgeschenk ist, darf man nicht abschneiden, weil das Unglück brächte.
Will die Braut in der Ehe Glück haben, soll sie die Brautstrümpfe geschenkt bekommen.
Sieht ein heiratsfähiger Bursche bei der Wiederkehr der Schwalben gleich ein Paar, wird er noch in diesem Jahre heiraten.
Dasselbe bei Mädchen.
Schönwetter am Hochzeitstag bringt ein schönes Eheleben.
Betet ein Mädchen zum heiligen Antonius, bringt er ihr einen Bräutigam.
Perlen bringen der Braut Unglück.
Am Hochzeitstage soll weder die Braut, noch eine Kränzlerin ein blaues Kleid anziehen, denn ein solches bringt Unglück.
Wenn bei der Trauung die Kerzen am Altare nicht hell brennen, stirbt bald eines der Brautleute.
Jenes Mädchen, das den Schleier einer Braut probiert, wird nicht heiraten.
Helga Maria Wolf, Hochzeitsbräuche
Referenzen
Quelle:
Oberlehrer Josef Klampfer, Aberglaube
In: Burgenländischen Heimatblättern 1, 1927
Aberglaube – Kindererziehungmehr
Kleinhöflein. Auch beim Umgang mit Säuglingen und Kindern galten strenge Regeln, ...
Beschreibung
Auch beim Umgang mit Säuglingen und Kindern galten strenge Regeln, die unbedingt befolgt werden mussten um ihnen keinen Schaden zuzufügen. Die größte Angst hatte man vor dem Verschreien.
Wenn man kleine Kinder in den Spiegel schauen lässt, bekommen sie keine Zähne.
Wenn man ein Kind durch das Fenster hebt, wächst es nicht mehr.
Wenn man den Kleinen die Fingernägel abschneidet, lernen sie stehlen.
Den Kindern soll man ein Band oder ein Schnürl über den Knöchel binden, dass sie sich ihre Zehen nicht anstoßen, wenn sie im Sommer barfuß gehen.
Wer ein kleines Kind besucht, soll den Daumen unter der Schürze halten, dass es nicht verschrien werde.
Kleinen Kindern soll man die Nase angreifen, dass sie nicht verschrien werden.
Wenn man ein Kind zurücktauft (auf den Namen eines verstorbenen Kindes tauft), so stirbt es ebenfalls bald.
Wenn jemand im Bette liegt und einer steigt über ihn, so wächst der Liegende nicht mehr.
Wer den leeren Kinderwagen wiegt, vertreibt dem Kinde den Schlaf.
Wenn ein Mädchen pfeift, weint die Himmelmutter.
Quelle: Josef Klampfer, Aberglaube.
In: Burgenländische Heimatblätter 1, 1927
Das neugeborene Kind wird in lauwarmem Wasser (labelt`s Wasser) gebadet, in welches einige Tropfen Milch gemengt worden sind oder ein Säckchen mit Weizenkleie hineingehalten wurde: Da bekommt das Kind eine weiche (linde) Haut. Dieses Mittel heilt auch die ribiche (raue) Haut.
Damit das Kind nicht „verschrian“ (verschrien, beschrien) werde, muss man ihm sein Hemdchen umgekehrt anziehen, oder muss es die Mutter ein wenig ablecken, besonders, wenn sie das Kind das erste Mal austrägt.
Wenn das Kind krank ist, so muss man in das Bad neun Stück verschiedenen Eisens geben, damit es gesunde.
Gegen unreine Haut soll man das Kind in den ein wenig schon abgekühlten Backofen geben.
Essen und trinken darf die Mutter nicht, während sie das Kind säugt, sonst erwacht das Kind, so oft die Mutter isst. Trinkt die Mutter aus einer Flasche, so wird das Kind „safelig (es hat stets einen nassen Mund).
Ist das Kind „schrockich“ (dass es leicht zusammenschrickt und weint), bekommt es „Schrockensteindl“ (gesegnete Steinchen) um den Hals.
Hat das Kind Adern über der Nase, so wird es „hab“ (harb), ein zorniges Kind.
Eh das Kind zur Taufe getragen wird, bekommt es einen Kreuzer oder ein Stück Brot unter den Polster, damit es reich werde und stets etwas zu essen habe.
Das Kind wird meistens gleich nach der Geburt getauft. 14 Tage nach der Taufe wird zumeist erst der Taufschmaus, das „Kindlmahl“ gehalten, zu welchem die Verwandtschaft („Freund“), Taufpatin („Godl“) und Taufpate („Göd“) eingeladen werden.
Wenn man die leere Wiege wiegt, verliert das Kind den Schlaf.
Der Kopf des kleinen Kindes darf nicht berührt werden, die Haare dürfen nicht geschnitten werden und das Kind muss, bis es ein Jahr alt wird, eine Haube tragen. Die Nägel müssen abgebissen werden.
Damit die Kinder schnell reden lernen, soll man ihnen den „Tro`schär“ (Trogscharre = Teigrest im Trog, in dem der Brotteig geknetet wurde), zu welchem der Rest des Brotteiges verwendet worden ist, auf den Kopf legen.
Man darf kleine Kinder nicht mit Häslein vergleichen, sonst wachsen sie an jenem Tag, an dem das geschehen ist, nicht. Man darf nicht über kleine Kinder steigen, sonst bleiben sie klein.
Bekommt ein Kind einen oberen Zahn früher als einen unteren, so stirbt es.
Schaut eine Hegst (Hexe) das Kind an, so wird es krank.
Ehe das Kind ein Jahr alt ist, darf es nicht abgebildet (fotografiert, gemalt) werden, man lasse es auch nicht in einen Spiegel sehen.
Man nähe keinen Stich an jenem Kleid, welches das Kind an hat, sonst wird es vergesslich.
Man darf das Kind nicht mit dem Besen schlagen. Man darf das Kind nicht auf den Kopf schlagen, sonst wird es „terrisch“ (taub). Man darf es nicht auf den Rücken schlagen, sonst beginnt es zu „kikitzn“ (stottern).
Wenn das Kind „rinnaugert“ ist (eine Augenentzündung hat), so muss man ihm die Augen mit Wasser aus einer Quelle oder einem Bach waschen und das Wasser dazu so herausschöpfen, dass man das Geschirr zu der Richtung des Wasserlaufes hält.
Wenn das Kind einen Saurüssel zu essen bekommt, so wird es „grüesslet“, es stöbert alles auf und wird genäschig.
Kleine Mädchen dürfen nicht pfeifen, denn „do woant unsre liebe Frau“ (da weint Maria).
Wenn ein Kind einen feuchten Ausschlag hat, muss man ihm „Feuchtbohnln“ (Lupinensamen) umhängen, damit es gut werde.
Wenn ein kleines Kind stirbt, das noch nicht drei Jahre alt ist, so trägt es ein Mädchen zum Friedhof. Ist es älter, so tragen es je nach seiner Größe zwei oder vier Burschen zu Grabe.
Referenzen
Quelle:
Oberlehrer Josef Klampfer, Aberglaube
In: Burgenländischen Heimatblättern 1, 1927
Thirring-Waisbecker Irene, Zur Volkskunde der Hienzen. II. Volksglauben und Brauch.
In: Ethnologische Mitteilungen aus Ungarn V, 1896.
Aberglaube – Träumemehr
Kleinhöflein. Träume. Das Rätselhafte des Traumes hat für das Volk einen besonder...
Beschreibung
Träume.
Das Rätselhafte des Traumes hat für das Volk einen besonderen Reiz. Dass dem Traum eine besondere Bedeutung zugemessen wird, zeigt, dass fast jeder Traum so erzählt w ird:
„Was soll denn das bedeuten? Mir haTs geträumt…“
Vielfach bedienen sich die Leute verschiedener (arabischer, ägyptischer usw.) Traumbücher, die nebst Auslegung der Träume Zahlen ausweisen, welche — in der Lotterie gesetzt — einen Gewinn erhoffen lassen.
Nachstehend die allgemein bekannte Auslegung einiger Träume:
Träumt man von Zähnen, stirbt bald jemand.
Träumt man von Eiern, entsteht ein Tratsch oder Streit.
W er von Läusen träumt, hat Glück.
Hat eine Krähe einen glänzenden Gegenstand im Schnabel und lässt diesen während des Fluges in ein Haus fallen,
stirbt in diesem Haufe bald jemand.
Träumt man vom Sterben, wird bald eine Hochzeit.
Wer von einem Pfarrer träumt, kommt vor das Gericht.
Sieht man im Traum helles Feuer, steht einem Glück zu ; ein Feuer mit viel Rauch bedeutet Unglück.
Referenzen
Quelle:
Oberlehrer Josef Klampfer, Aberglaube
In: Burgenländischen Heimatblättern 1, 1927
Aberglaube – verhängnisvolle Handlungenmehr
Kleinhöflein. Gewissen zeremoniellen Handlungen wird eine Zauberkraft zugeschrieb...
Beschreibung
Gewissen zeremoniellen Handlungen wird eine Zauberkraft zugeschrieben, durch die ein Unglück verhütet oder der Mensch
gegen irgendein — oder auch gegen jedes Ungemach gefeit werden kann.
W er ein kleines Kind besucht, soll den Daumen unter der Schürze halten, dass es nicht „verschrien“ werde.
Kleinen Kindern soll man die Nase angreifen, dass sie nicht verschrien werden.
Wenn man ein Kind zurücktauft (auf den Namen eines verstorbenen Kindes), so stirbt es bald.
Wenn jemand im Bette liegt und einer steigt über ihn, so wächst der Liegende nicht mehr.
Wer beim Schlafen die Füße nicht ausstreckt, wächst nicht.
Wer spät zu Bette geht oder viel sitzt, wächst nicht.
Wer schimmeliges Brot isst, wird stark.
Was man am Sonntag näht, zerfressen die Mäuse.
Wer sich auf den Tisch setzt, bekommt Blattern.
Wenn man einen Schuh auf den Tisch stellt, muss bald der Arzt ins Kaus kommen.
Wenn man am Abend auskehrt, kommen die Hexen ins Haus.
Wer den leeren Kinderwagen wiegt, vertreibt dem Kinde den Schlaf.
Wenn ein Mädchen pfeift, weint die Himmelmutter (Jungfrau Maria).
Sieht man abends in den Spiegel, schaut der Teufel heraus.
Wer am Freitag singt, weint am Sonntag.
Wer freitags lacht und samstags singt, der weint am Sonntag ganz bestimmt.
Wenn man ein Messer mit der Schneide nach oben auf den Tisch legt, steigt der Schutzengel drein.
Wenn man ein Schwalbennest herunterwirft, wird die Milch blutig.
Wenn man am Abend Speisen am Teller (oder in der Schüssel) lässt, ist am folgenden Tag schlechtes Wetter.
Beim Anschneiden des neugebackenen (frischgebackenes) Brotes soll man mit dem Messer drei Kreuze auf den Laib oder Striezel machen, damit kein unfruchtbares Jahr komme.
Referenzen
Quelle:
Oberlehrer Josef Klampfer, Aberglaube
In: Burgenländischen Heimatblättern 1, 1927
Aberglaube – Volksmedizinmehr
Kleinhöflein. Der Arzt ist zweifelsohne ein ungern gesehener Gast. Im Krankheitsf...
Beschreibung
Der Arzt ist zweifelsohne ein ungern gesehener Gast.
Im Krankheitsfälle wartet man zuerst, ob sich das Übel nicht doch von selbst gibt. Wenn nicht, so stehen Hausmittel zur Verfügung.
Damit ist aber die Heilkunst noch immer nicht erschöpft.
Es gibt auch Gesundbeter, ferner noch wichtigere Personen, die Wisser von Sympathiemitteln.
Ärzte wissen sogar für manches Zeremoniell dieser Heilkünstler eine wissenschaftliche Erklärung.
Nachfolgend einige Kuren von Gebrechen dieser europäischen „Medizinmänner“:
Vergräbt man den Knopf eines Strohhalmes unter dem Dachtropfen und schaut beim Weggehen nicht um, so verliert man Warzen, sobald das Stroh verfault ist.
Warzen kann man auch so vertreiben, dass, falls man einen Schimmel erblickt, man solange die Hände reibt, als man ihn sieht.
Das Verbrennen abgeschnittener Haare verursacht Kopfschmerzen.
Verbrennt man die Losung eines Tieres, bekommt jenes, von dem sie stammt, Rauden.
Wer auf einen Regenbogen zeigt, bekommt im Zeigefinger einen Wurm.
Hört man den Kuckuck im Frühjahr zuerst rufen, soll man sich auf der Erde wälzen; dies schützt vor Kreuzschmerzen.
Wer heiser ist, soll Kreide essen, dann bekommt er eine feine Stimme.
Mairegen bringt Haarsegen, weshalb sich Kinder ohne Kopfbedeckung dem strömenden Regen im Mai aussetzen sollen.
Blattern auf der Zunge sind dafür ein Zeichen, dass man tüchtig geschimpft wird.
Wenn man bei abnehmendem Monde die Haare schneiden lässt, wachsen sie nicht mehr.
Wem die Zunge brennt, der hat beim Melken die Kuh auf den Schweif geschlagen.
Wird das Laub eines Baumes gelb, soll man einen rostigen Reifen auf den Baum hängen.
Kann ein Pferd den Harn nicht lassen, führt man es aus dem Stalle, breitet auf die Schwelle der Stalltüre die Schürze einer Jungfrau aus und bringt dann das Pferd, das über die Schürze steigen soll, wieder in den Stall.
Steigt ein Mädchen oder eine Frau während der Menstruationszeit auf einen Baum, so wird dieser bald dürr.
Gegen Halsweh soll man ein Palmkätzchen von der Salweide schlucken.
Warzen lassen sich auch so vertreiben: mit einer Speckschwarte die Warzen drei Mal abreiben. Der die Warzen hat, muss während dieser Prozedur in die Luft schauen. In 14 Tagen fallen die Warzen weg.
Wer ein Bein (Knochen) findet, soll es anschauen und nur mit den Warzen berühren, dann fallen sie in 14 Tagen weg.
Wer sich nach dem Waschen zuerst das Gesicht und dann die Hände trocknet, bleibt vor Zahnschmerzen verschont.
Wer vor 9 Uhr mit den beiden Mittelfingern die Zähne berührt, bekommt keine Zahnschmerzen.
Vor Zahnweh schützt auch folgendes Gebet, das täglich vor 9 Uhr zu beten ist:
I wosch mein Gsicht und d‘ Händ,
in Herrgottn empfehl i mein End,
da liabn Frau meine Ehr,
dem heiligen Geist Leib und Seel, Amen.
Hernach ist ein Vaterunser zu beten und zuletzt muss man mit dem Ringfinger der linken Hand die rechte Zahnreihe und mit dem Ringfinger der rechten Hand die linke Zahnreihe berühren.
Wer ein Sympathiemittel weiß, muss sein Geheimnis vor seinem Tode weitererzählen, sonst wird er die Seligkeit im Jenseits nicht erlangen.
Hat jemand am Auge ein Gerstenkorn, muss man es ansprechen.
Das Ansprechen verläuft folgend: Man hält die Spitze eines Messers gegen das Gerstl und sagt:
„Ich schneid‘! “ Der das Gerstl hat, fragt „Was?“ Darauf ist zu antworten: „Ein Gerstl“ und macht mit der Messerspitze vor dem Gerstl das Kreuzzeichen. Der kurze Dialog ist dreimal zu sprechen, ebenso sind drei Kreuzzeichen zu machen.
Steigt ein Weib auf Eierschalen, bekommt es den weißen Fluss.
Wenn ein Weib die Schalen der im Frühjahr frischgelegten Eiern zerstößt, trocknet und dann einnimmt, vergeht der weiße Fluss.
In der Rosenzeit soll man keine Eier ausbrüten lassen, da „Rosenhendl“ nicht gedeihen.
Hat ein Haustier Maden in einer Wunde, kann sie der Sympathiemann vertreiben, indem er das betreffende Tier besieht und um Mitternacht bei der Dreifaltigkeit ein Gebet verrichtet, welches jedoch als strenges Geheimnis nicht verraten wird.
Die Gelbsucht verliert man, indem man eine gelbe Rübe in den Rauchfang hängt und eine zweite wie ein Amulett bei sich trägt.
Referenzen
Quelle:
Oberlehrer Josef Klampfer, Aberglaube
In: Burgenländischen Heimatblättern 1, 1927
Beschreibung
Am letzten Tag des Federnschleißens findet ein Festessen statt, mit Tanz und Sang. Ortsüblich wird es „Aldomas“ genannt. Einige Zeit davor werden schon Mehlspeisen gebacken. In früheren Zeiten gab es lediglich Weißbrot, heute natürlich feinere Sachen. Früher trank man dazu den Saft aus dem gekochten Dörrobst. Heute gibt es allgemein Glühwein.
áldomás (ung.) = Fest, als Abschluss einer Arbeit, auch Leihkauf = Trunk beim Abschluss eines Handels als Zeichen des Einverständnisses.
Referenzen
Quelle:
Bertl Petrei, Lebendiges Brauchtum im Burgenland.
Eisenstadt, 1973.
Alltagstracht – Markt Allhaumehr
Markt Allhau. Das lange Hemd, aus feiner Hausleinwand angefertigt, zeigt e...
Beschreibung
Das lange Hemd, aus feiner Hausleinwand angefertigt, zeigt einen kleinen Halsausschnitt und einen bis zur Mitte reichenden Knopfverschluss; der Halsausschnitt ist leicht eingezogen und mit einem geraden, schmalen Streifen besetzt.
Die Ärmel sind dagegen aus feinem Chiffon, in vielen kleinen, nur 2 mm breiten Falten angesetzt. Den unteren Rand ziert eine schmale, zarte Spitze, innen ist er besetzt und mit einem Bandzeug versehen. Der Ärmel reicht bis zum Ellbogen. Der gerade angesetzte Hemdstock ist seitlich durch Zwickel erweitert. Eigentlich ist dieses Hemd ein Sonntagshemd, doch wurden ältere Sonntagshemden auch für die Arbeit getragen.
Auch das Leibchen zeigt seine Verwandtschaft mit dem Brustfleck.
Deutlich ist noch die alte Form der um den Leib gelegten Binde zu erkennen. Unter der Brust eingeschnitten und durch eingesetzte kleine Dreiecke erweitert, erhält sie über der Brust einen schmalen Teil aufgesetzt. Dieser ist stärker gefüttert und am oberen Rand in einigen wenigen Froschgöscherln gezogen. In der vorderen Mitte ist ein Haftelverschluss, in der rückwärtigen Mitte sind je sechs Ösen, die mit einem grellroten Wollband verschnürt werden. Die Ränder der eingesetzten „Herzerl“, die Rückenmitte und vom Ansatz der Träger abwärts wurden durch feine Rohrstäbe versteift. Die Träger sind nur schmale Stoffstücke. Vom oberen Rand der Rückenverschnürung zieht sich ein aufgesteppter, 1 cm breiter Stoffstreifen unter dem Arm durch und führt zwischen dem glatten und dem gezogenen Teil bis zur vorderen Mitte. Das Schösserl diente nur dazu, dem Rock, der darüber gebunden wurde, Halt zu geben und gleichzeitig das Leibchen am Hochsteigen zu hindern.
Material: ganz fein weiß—rosa gestreifter Waschstoff mit einem kräftig roten, aber doch zart wirkenden Druckmuster; Futter aus Hausleinen. Dazu Kittel in den verschiedensten Blau- und Schwarzdrucken und einfärbige schmale Schürzen aus blauem, starken Stoff.
Strümpfe wurden in den verschiedensten Mustern getragen und von den Mädchen teilweise selbst gestrickt. Frau Kurz kann sich z. B. an ein Paar grüne Zöpferlstrümpfe (Strümpfe mit eingestricktem Zopfmuster) erinnern, die an den Drehpunkten der Zöpfe mit einem rosa Faden wie ein dicker Punkt überstickt waren.
Aufgezeichnet im Sommer 1956 bei Frau Kurz in Markt Allhau
Referenzen
Quelle:
Helga Harter, Beiträge zur Trachtenkunde des Burgenlandes VI.
In: Burgenländische Heimatblätter 21, 1959
Bilder
Ansingenmehr
Apetlon (und weitere). In Großmürbisch, Apetlon und Illmitz kennt man das „Ansingen“ am He...
Beschreibung
In Großmürbisch, Apetlon und Illmitz kennt man das „Ansingen“ am Heiligen Abend noch; in Pamhagen führen es die Kinder durch und bekommen dafür Nüsse und Bäckereien; wie bei vielen Begehungen legt man Wert darauf, dass der erste „Ansinger“ ein Bub ist – das bringt Glück.
Referenzen
Quellen:
Bertl Petrei, Lebendiges Brauchtum im Burgenland.
Eisenstadt 1973
Rudolf Flotzinger, Art. „Ansingen‟.
In: Oesterreichisches Musiklexikon online
Anwerfen, Hoar sammeln, Maschkerermehr
Riedlingsdorf. Wurde bekannt, dass ein junges Paar heiraten möchte, versammelten s...
Beschreibung
Wurde bekannt, dass ein junges Paar heiraten möchte, versammelten sich vor allem Jugendliche vor dem Haus der Verlobten. Vor die Haustür des Paares wurden alte Töpfe, aber auch Steine geworfen. Meistens war das Paar über diesen Vorfall weniger erfreut und verjagte die ungewollten Besucher. Diesen Brauch nennt man „Anwerfen“. Heutzutage findet man diesen Brauch auch in abgeänderter Form und zwar werden am Abend vor der Hochzeit Federn vor die Tür des Brautpaares gestreut.
Ein weiterer Brauch ist, dass am Sonntag vor der Hochzeit die Braut mit ihrer Taufpatin „Haare sammeln“ geht. Dabei gehen sie im Dorf von Haus zu Haus. In den Anfängen des Brauches baten sie um gerafften Flachs, aus dem die Braut eine Leinwand machen konnte. Verschiedene Bekannte versuchten hierbei der Braut einen Streich zu spielen, indem sie eingesperrt wurde oder man ihr einen Besen vor die Füße warf. Wenn sie ihn nicht aufhob, galt sie als faule Braut. Heute gibt es diesen Brauch auch noch, doch bekommt das junge Brautpaar statt dem Flachs Geld als „Startkapital“ für den neuen Lebensabschnitt.
Bis heute ist der Brauch des „Maschkerns“ erhalten geblieben. Hier kommen Bekannte des Brautpaares zusammen und verkleiden sich als die wichtigsten Teilnehmer einer Hochzeit (Braut, Bräutigam usw.). Sie tanzen mit der Hochzeitsgesellschaft und sagen verschiedene Sprüche auf. Das Brautpaar bekommt von den „Maschkern“ auch ein kleines Geschenk.
Referenzen
Arbeitstracht – Grafenschachen und Loipersdorfmehr
Grafenschachen (und weitere). Aufgezeichnet 1938/39. Zur Arbeit wird auch hier das lange Leinenhe...
Beschreibung
Aufgezeichnet 1938/39.
Zur Arbeit wird auch hier das lange Leinenhemd mit gerade angesetzten, glatten Ärmeln getragen; aber auch alte Sonntagshemden mit „boschaten“ Ärmeln (die Ärmel, die aus einer feineren Webe sind, werden mit vielen kleinen Fältchen angesetzt), werden zur Arbeit angelegt und so aufgetragen.
Der Halsausschnitt ist stets sehr klein, oft überhaupt nur ein Schnitt; der Schlitz reicht bis zur Mitte und wird mit mehreren Knöpfen geschlossen. Zu beiden Seiten sind kleine Falten oder Säumchen, der hintere Teil des Halsausschnittes ist eng gezogen, ein gerades, schmales Stoffstreiferl bildet den Abschluss.
Die Form der Brustflecke unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von den weiter im Süden getragenen: Die Träger des Rückenteiles sind überkreuzt. Die Träger sind an den schön geschwungenen Rückenteilen angeschnitten und vorne am Sattel angesetzt. Die beiden Rückenteile gehen in der Mitte nicht ganz zusammen, sondern lassen ein Stück das Hemd sichtbar werden. An jedem unteren Zipfel des Rückenteils ist ein Band angenäht, das vorn unter der Schürze gebunden wird; das ist der ganze Verschluss. Der Vorderteil des Brustfleckes besteht aus drei Teilen: dem geschwungenen Sattel, dem gezogenen Brustfleck und dem U- förmigen Teil, in den das gezogene Mittelstück eingesetzt wird. Dieses ist meist sehr reich gezogen, die ganze Stoffbreite wird dazu verwendet. Der Brustfleck ist immer gefüttert, nur gelegentlich bleibt das gezogene Stück frei.
In Loipersdorf wurden die Brustflecke aus rotem Material genäht (aufgezeichnet bei Fam. Kraus), aus Grafenschachen hatte ich zwei blaue, die recht verschieden aussahen, da einer von einer jungen, der andere von einer alten Frau stammte; dieser war nur ganz wenig gezogen und reichte bis zum Hals hinauf.
Der Brustfleck lässt sich leicht über die Kittel binden, die Bänder sind unter der Schürze nicht zu sehen. Die Kittel werden fast immer ohne Verbindung mit einem Leibchen angelegt; zur Arbeit im Hause wird ein alter aufgetragen, geht man auf die Straße, wird ein neuer darüber gebunden, der bei der Arbeit auf dem Felde wieder abgelegt wird. Man geht auch nur selten und bei ganz großer Hitze mit sichtbarem Hemd auf die Gasse, sonst wird immer ein „Bluserl“ (langärmelig, aus Blaudruck) übergezogen.
Das Firta (=Fürtuch, Schürze) ist glatt, aus starkem blauem Gewebe, mit Abnähern am oberen Rand und wegstehenden „Wascheln“ (= Ohren) ; es wird mit Köperbändern vorne gebunden.
Diese Fundorte sind vorläufig die südöstlichsten des großen Gebietes, in dem Brustflecke mit gekreuzten Trägern vorkommen. Mit Bernstein und den kleinen Orten seiner Umgebung, wo man sie heute noch — zwar nicht mehr getragen, aber noch aufgehoben — antreffen kann, haben wir den Anschluss an das Gebiet der Buckligen Welt gefunden, wo Brustflecke dieser Art in den verschiedensten Abarten Vorkommen und auch zuerst aufgezeichnet worden sind. Genaue Aufzeichnungen liegen vor allem aus Niederösterreich und auch aus dem Burgenland vor, leider nicht aus der Steiermark (aus den Nachrichten und den wenigen Bildern geht aber nichts über deren Schnitt hervor).
Referenzen
Helga Harter, Beiträge zur Trachtenkunde des Burgenlandes IV.
In: Burgenländische Heimatblätter 20, 1958.







