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Blochziehen – Oberbildeinmehr
Bildein. Reime vom Blochziehen in Oberbildein, überliefert 1933 durch Ladisl...
Beschreibung
Reime vom Blochziehen in Oberbildein, überliefert 1933 durch Ladislaus Martin, Hauptlehrer in Oberbildein.
Am 27. Februar 1933 fand in Oberbildein ein Blochziehen statt.
Die dabei gesprochenen Reime folgen hier in der Aufzeichnung dem Text eines dortigen Mädchens;
sie stimmen zum großen Teil mit jenen aus St. Michael überein, wurden aber deswegen aufgenommen, weil sie in der Mundart gehalten sind und so dem Fernstehenden einen Begriff von der Art geben können, wie tatsächlich gesprochen wird.
Auch weichen die Endreime vielfach von der hochdeutschen Lesart ab.
Der Einheimische benötigt eine solche Niederschrift nicht,
weil er ohnedies die Volkssprache beherrscht und sich das Gedruckte mundgerecht machen kann.
In Oberbildein wirkten folgende Personen beim Blochziehen mit: Vorreiter, Kränzlerin, Hausvater, Bräutigam, Lustiger Jogl und Kränzler.
1. Für den Ladmann
Meini liaben Hausleut!
I lod´ a Euch heunt af d´ Hochzeit;
das Jüngste und das Ältisti muss gehen,
weil so wos hat die Wölt noch nicht gesehen;
hoch und nieder, arm oder reich,
d´ Naarheit mocht uns olli gleich!
2. Die Kränzlerin sagt
Na, mei liaba Praidigam,
dau host Dei hülzani Praud,
nimm sie mit vül Freiden an
und fang mit ihr a Gspusi an!
3. Der Hausvater spricht
Als Hausvater winsch i Dia zu Deiner heutigen Hochzeit
mit Dei Braut a Glick und Kinder, dass´s na is a Freud!
Dös is aber a saubre Gschicht,
und seid´s olli mitanander fauli Wicht.
Wia kannst Du ka Madl net gfindn,
Dass Du Di amol musst mit a hölzernen Braut verbindn?
Schau Dir na amol de Woldbraut an,
dö Dir die größte Schand mocha kaon.
Sie is ja na aus Rinden und Holz
und wahrscheintlich für Di ka Stolz.
Häst Dia gsuacht a so a Braut von Fleisch und Boan,
so a Weiberl is da fein, wanns a is recht kloan.
Sie könnt Dia kochn, waschn und a bratn,
a solche Braut hätt i Dir g´ratn.
Aber Dei Woldbraut wird Di nit ärgern und a net liabn,
und brauchst ka Angst hom, de wird Di net seckiern.
Und do wärn viel Madln gwiss wia Engeln,
Du traust Di za koaner, Du scheuer Bengel!
I will Dia und olln Buim gebn an Rot,
Dass olli wieder aussa kemts von der Not.
Also greifts a Madl, so lange der Vorrat reicht,
weil mit na so an Weiberl schlofn ma leicht.
Zu dem Trost, liaba Bräugi, will i Dia hiatz sogn,
dass Du Dei Holzbraut net lang kannst hobn.
Darum sei froh mit guaten Sinn,
mit dea Braut fahrst Du net weit hin.
Wennst Du bundn wärst mit dea Holzbraut für Dei Lebn,
do hätts sicher öfter an Duranander gebn.
Die Holzbraut is ja a ganz tots Ding,
do bist nau Du dazua as wia a Damerling (Däumling, Däumerling = klein gewachsener Mensch).
Kann Dia nit amol a Busserl gebn.
Na, mei Liaba, mit so wos is´s ka Lebn!
4. Die Rede des Bräutigams
Meine sehr verehrten Hozatgäst,
die Ihr kemma seids zu meinem Ehrenfest,
i hob ma wuhl voagnumma
und hed ma gen va de Jungfraun a Braut gnama;
owa i hob in da Lieb a großes Pech,
des sog i Eng in meiner Red.
I hob scha manches Herz wölln g´winna,
owa wos nutzt oll mei Ringa?
I muss eng schen sogn,
dass i olli diese kunt zen Teufül jogn.
Die Diere (Diera = Mädchen) in der heitigen Zeit
spazieren unter d´Leut sou stulz,
ols wenn sie wadn aus lauter Hulz;
woschn sich mit a gschmeckende Soafn
und han a Gsicht wia a Loafn,
tragn kurzi Seidnkittl mit vül Parfin (Parfüm, ausgesprochen Parfen),
sein aber nit wert an Kren.
Hom an Huat am Koupf
und dahoam koan Toupf.
Sei sin hold immer gscheita,
inser oan is imma Zweita.
Die Burschen am Land sin ihna z´schlecht,
weil se hom wölln immer recht.
Gehn in die Stodt
und sein glei owed sott.
Im Brot is ihna z´viel Möhl,
Se bringa die Männa nau in d´Höll.
Anstatt an scheuen Färbakittl
Trogn s´ a nichtsnutzigs Hiatl.
Die Diere heut sein nid mehr ganz gscheit,
Weil s´trogn am Land sou a bleds Gwand,
Mitn schenen oldn Gwand holn s´a Schand;
Weil se san nit de oldn Lumpen und Fetzen, (?)
Tun s´uns Burschen hetzen.
Wenn die Diera amol sporsama sein,
Dann wird das heiratn leichter sein
Und nit wern a Qual und Pein!
5. Die Erwiderung im Namen der weiblichen Jugend
Auf da Steall wüll i Eng sogn,
wer die meisti Schuld had z´trogn;
Dei Puaschen va da heitigen Zeit
wölln mehr sein, als olli Leid.
Sie trogn an steifen Krogn
und glabm damit mehr Recht zu hom.
Sin finsta im Koapf, dabei nau stulz,
dei Puaschn va heid sin nix mehr nutz.
Gen in die Wirtsheiser herumsitzen
und dabei den Verstand verschwitzen.
Mia mechten gen a´ Wirtschaft führen und vorwärts streben,
oba de Puaschen sogn: Is des a Lebn?
Mechten gen trogn a oldas Färbagwand (Blaudruckgewand),
oba dos is ba dei Puaschen an Schand.
Sou sull oan dös Heiradn g´frein?
I sog Engs, des kan nid sein!
6. Der Hausvater
Alsdann, ös Burschen und Madln, greift an bei da Stanga
und mochts hiats Enka Hochzeitsroas.
I denk, dös audascht bessa gangat,
hiatz kinnt schwitzen und i denk, sie wird Enk hoaß!
Wals ma dabarmt, so schanz (stelle ich zur Verfügung) i a paar Gaul.
Und no uas, dass Ihrs wisst:
dass ka Mensch mehr aufs Heiratn vergißt!
Hoch lebn soll der Braitigam mit sei Hölzernen!
7. Die Rede der Bandlzieherin
Sehr verehrte Hozatgäst!
Mit weni Werta wüll i eng sogn,
wie´s sich hod zugetrogn,
dass ins sauvl manchi sogn,
mir wan gen mit Herz und Hand
tredn in den Ehestand,
Oba koa Puasch hod si traut
oni z´nehma zu a Praud.
Und weils leida nid kau sein,
sou find ma uns ins Schicksal drein
und putzen inser Woldbraut recht fein,
Auf der a Praigi (Bräutigam) sitzt und schwitzt.
Es is wul trauri z´sagn,
dass a Praigi (Bräutigam) auf dem Plouch is gsessn,
und hod auf ins Madln vergessn.
Sog ma amol, Du Praidigam!
Sog, wars nit schena bei an lieben Weiberl z´sitzen,
als auf dem Plouch den Hintern aufsitzen?
Sou tan ma hold, wie´s is da Prauch,
eng zuign a Pandl vor die Braut.
Zum Dank gebs ins a Göld und an Wein,
Oft kennts wieder frei sein!
Hoch der Praigi (Bräutigam) und Hozatgäst!
(Nimmt ein Glas Wein und trinkt auf das Wohl des Bräutigams und der Hochzeitsgäste).
8. Hausvater, nach einem Mädchen beim Bandlziehen
Meini liabn Hozatgäst,
Jungfraun und Junggselln alli mitanander!
Als Hausvoda derlab i mir zum sogn,
dass net der Braitigam allan d´Schuld hat z´trogn.
Und wanns as ehrli wöllt derkenna,
so muisst a er bissl a Schuld annehma,
dass da Bräugi (Bräutigam) heut muiss sitzn afn Blou,
des is van enk Madln a großes Lou.
Wos habt net ang´lost sei Bittn und seini Redn
und habt iahm oani nach enkern Verlanga
mitn schen Jungfraukranz ganga.
Und a sou is´s halt nit und wek mit dem Bandl;
aba wia i gsiach, habs es a schens Gwandl,
darum lass i enk oa Bitt,
und gehts a hinter miara mit!
(Hierauf setzt sich der Zug in Bewegung bis zum Ziel).
9. Vertreter der Junggesellen
Hochverehrte Hochzeitgäste!
Eis seids olli kemma zu unserem Ehrenfeste.
Schon vor olten Zeiten und Togn
hots se sich bei uns immer zugetrogn,
dass in Fasching bei uns wenigstens eine Hochzeit war,
oba heuer, o mei,
hots nit kinna sein,
Weil sich ka Dirn und ka Bua nit hot gfundn,
dö wos sich fürs Lebn hättn verbunden.
Dafür hobn mir uns müssen zu unserem Tradium
um a Woldbraut schauen um.
Hiatz hobm ma s´ daher brocht,
sie liegt do in vollster Procht.
Mia kaun a hobn a Freud damit,
wal a Bräutigam drauf sitzt,
der wos va lauter Sitzen schen schwitzt.
Er allou hot jo nit die Schuld,
dass er der Woldbraut ihr Braitigam muss sein.
Do die Madln trogn die größte Schuld,
wal sö nit hobn in der Liab an Geduld.
Wia schon gsogt,
hobn die Madln ganz versogt,
dafür soll si a jede Dirn umschaun,
Dass s´ wenigstens bein nächstn Mal kummt unter d´ Haubn,
dass ins derspart bleibt die Arbeit und Plag,
wos mir heut mit der Woldbraut hob g´hob.
Si sull sich die Soch nit so schnell wiederholn,
wal mirs ja kouna nit gen wolln.
Drum, hochverehrte Hochzeitsgäste,
nehmts teil an oll unsern Freuden
und tuts Euch a bissl erkenntlich zeigen.
Die Woldbraut hot ihrn Dienst getan,
und jetzt geht die Verlizitierung an!
Döts nua guat versprecha,
dann döts bei uns a Freud erwecka.
Und hiaz wiad no a Stickel owigfoahn,
und oft gehts los!
Referenzen
Quelle:
Karl M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs.
Burgenländische Forschungen, Heft 22.
Eisenstadt, 1953
Blochziehen – Oberdrosenmehr
Oberdrosen. In Oberdrosen hören wir zuerst eine Ansprache, aus der wir erfahren...
Beschreibung
In Oberdrosen hören wir zuerst eine Ansprache, aus der wir erfahren, dass der Schauer (Hagel) die Courage der Burschen derschlagen hat,
dass also keiner geheiratet und dass sich nun im letzten Augenblick doch einer, der Seppl, gefunden hat,
damit wir im Fasching wenigstens e i n e Hochzeit haben.
Dann tritt der Biddelmann mit dem Bräutigam auf, um von der Frau Ausgeberin die Braut zu erbitten.
Sie fordert, der Bräutigam möge sich ausweisen und er versucht es in einer großartig ausgespielten komischen Szene zuerst mit dem Viehpass,
mit dem Steuerbüchl und so weiter, bis er endlich seinen Heimatschein findet.
Nun führt die Frau Ausgeberin zuerst eine hässliche Alte mit allen möglichen körperlichen Mängeln vor;
als der Bräutigam und seine Begleitung ablehnen, wird ein kleines Schulmädchen vorgeführt und natürlich auch nicht akzeptiert.
Der Bräutigam entschließt sich für die Waldbraut, das Bloch, „a lange Dünne, die was zu der heutigen Zeit passt“.
Auf die Vorhaltung, wie er denn eine Braut aus Rindn und Hulz wählen könne, verteidigt sich der Bräutigam wortreich:
Er habe kein Mädchen gefunden, denn die seien heutzutage so stulz, als wären sie selber aus Hulz.
Nun aber tritt ein Mädchen auf und gibt es den Buebn der heutigen Zeit, die mehr sein wulln als die andern Leut;
sie tragen Lederwesten, wollen nichts arbeiten, sondern nur im Gasthaus sitzen; dann kann einen das Heiraten freilich nicht freuen.
Erst nach langem Hin und Her und einem Lösegeld wird die fein geschmückte Waldbraut und ihr Zug freigegeben:
„Wie’s seit hundert Jahren der Brauch, ziehen wir unser Band auf!“
Bei diesen Gesprächen verteidigt der Beistand wieder die Wahl des Bräutigams und wirft den Mädchen vor:
„Warum habt ihr nicht erhört sein Bitten und Flehen?!“
Aber der Bräutigam selber ist gar nicht mehr so begeistert:
„Schaut an, da liegt unsere Braut,
sie ist aber kein Fleisch und auch kein Kraut!“
So beschließt man denn, die Waldbraut zu versteigern.
Nachher führt der Brautführer dem Bräutigam eine richtige Braut zu, eine Ersatzbraut, schmuck, aus Fleisch und Blut.
Mahnend heißt es zum Abschluss dieses ersten Teiles:
„Ihr Dirndl und Burschen, merkt’s euch’s für’s Leben:
Das nächste Jahr derf’s koan Blochzug mehr geben!“
Danach erfolgt die Zeremonie der Blochhochzeit, durch die sich die Faschingsbraut und -bräutigam in den zeitlich begrenzten Stand der Ehe begeben;
der Standesbeamte wünscht dem jungen Paar, es möge glücklich beisammen bleiben bis zum nächsten Wirtshauseck.
Auch die persiflierenden Texte dieser Hochzeit sind durchwegs in Vers und Reim abgefasst.
Wir finden dann ganz folgerichtig die Begehungen wie Kranzlabnehmen – „ist die Braut jung und frisch, spring sie her über’n Tisch“, die Ehrentänze und was eben zu einer burgenländischen Hochzeit gehört.
Referenzen
Quelle:
Bertl Petrei, Lebendiges Brauchtum im Burgenland.
Eisenstadt, 1973.
Blochziehen – Riedlingsdorfmehr
Riedlingsdorf. Beschreibung des Blochziehens in Riedlingsdorf am 11. Februar 1934 ...
Beschreibung
Beschreibung des Blochziehens in Riedlingsdorf am 11. Februar 1934 von Josef Karl Homma.
Am Faschingsonntag fand in Riedlingsdorf das Blochziehen statt. Der Himmel meinte es gut und ließ warme Lenzsonne scheinen, so dass den lieben, herzigen Dirndeln in ihren ärmelfreien Trachten nicht kalt sein konnte.
Der große Tag, auf den das ganze Dorf mit Bangen gewartet hatte, war wirklich ein großer Festtag.
Die Burschen und Mädeln hatten durch Wochen hindurch vollauf zu tun, um alle Vorbereitungen zu treffen. Der Gemeinderat mit Bürgermeister Bruckner bewährte sich als Helfer und Berater, die vielen Wege bei Ämtern und Behörden mussten von ihm gemacht werden.
Mehrere tausend Zuschauer lockten Neugierde und das herrliche Wetter zum Blochziehen.
Schlag ein Uhr Mittag kam die Dorfmusik in alter, kleidsamer Tracht zum Haus des „Bräutigams“; dort wartete bereits ein großer Tross an verschiedenen Wagen. Unter den Klängen der strammen Kapelle, einige Trachtenreiter voran auf prachtvollen Pferden, zog der Bräutigam mit seinen Festfreunden durchs Dorf zum Blochplatz. Auf der sogenannten Reitschule stand die Waldbraut, festlich geputzt.
1. Der Burschenführer (Johann Zapfel) eröffnete die Feier mit den Worten:
Hochansehnliche Festgäste!
Meine sehr verehrten Frauen und Herren!
Es obliegt mir in der gegenwärtigen feierlichen Stunde die angenehme Pflicht,
Euch freundlichst zu begrüßen, insbesondere alle Ehrengäste, die in unserer Mitte weilen
und beehre mich, allen Festgästen ein herzliches Willkommen im Namen der Riedlingsdorfer Jugend entgegenzubringen,
die am heutigen Tage in alter Volkstracht hier an dieser Stelle zu einem Festzuge sich versammelt hat,
der als Seltenheit für unsere Gemeinde in Betracht kommt.
Indem es eine alte, ehrwürdige Sitte und Gepflogenheit ist,
wenn während der Faschingszeit kein Bursche mit einem ehrsamen Mädel den Bund des Lebens schließt
und kein festlich geschmückter Hochzeitswagen den Straßen entlang rollt,
dass dann die gesamte Ortsjugend einen Hochzeitszug veranstaltet,
zu welchem die Braut in ihrem frischem Grün, wie sie heute vor uns liegt,
aus kühlem Waldesgrunde herbeigeholt wird.
Auch unserer Jugend ist das Los beschieden,
einen solchen Ehrentag mit dem heutigen Tage feierlich zu begehen.
Nach viereinhalb Jahrzehnten hat sich die Möglichkeit geboten,
dass gegenwärtig in der Faschingszeit, in der Zeit,
wo alljährlich ein Brautpaar dem andern im ernsten Schritt aus der Jugendzeit in den Ehestand folgte
und ein Ehrentag an den andern sich reihte, kein Mädchen den Mut aufgebracht hat,
um mit einem rüstigen Jüngling den kühnen Sprung ins Eheglück zu wagen.
Aus diesem Anlasse haben wir es im vollen Bewusstsein der Pflichterfüllung,
um die altererbte Vätersitte noch ständig hoch und in Ehren zu halten,
uns zur ernsten Aufgabe gemacht, für den heutigen Festzug zu rüsten,
der ein beredtes Zeugnis geben soll, dass ein eiserner Wille der Schaffenskraft und Opferfreudigkeit
auch heute noch in unserer Jugend für eine gedeihliche Arbeit verankert ist.
Mit diesen Worten beehre ich mich, unser heutiges Fest zu eröffnen und gestatte mir,
unseren sehr verehrten Herrn Bürgermeister als Brautvater in unserer Mitte zu begrüßen.
2. Nun sprach der Brautvater (Bürgermeister Bruckner) über die Bedeutung des Blochziehens:
Versammelte Blochzieh-Hochzeitsgäste!
Nach alten Sitten und Gebräuchen, wenn im Fasching niemand heiratet,
ist das Blochziehen, und die Gemeinde der sogenannte Brautvater.
So erlaube ich mir, Euch alle aus nah und fern auf das innigste zu begrüßen.
Das Blochziehen ist in unserer Gemeinde eine Seltenheit, und es ist zu ersehen,
dass das letzte Blochziehen im Jahre 1889 und das vorletzte im Jahre 1802 stattgefunden hat,
und wir wollen die alten Sitten und Gebräuche aufrecht erhalten
und mit unserer Jugend das Blochziehen wiederum vorführen.
Vom Sagen alter Leute soll das Blochziehen aus folgenden Gründen zustande gekommen sein:
Es soll in einer Gemeinde ein Brautpaar gewesen sein,
und kurz vor der Verehelichung haben die Eltern des Bräutigams die Zustimmung zur Heirat verweigert.
Aus Leid, Gram und Schande hat die Braut Selbstmord begangen
und der Bräutigam war derart in Verzweiflung geraten, dass sich seine Eltern fürchteten,
er tue Ähnliches und sie haben ihren Fehler einbekannt und haben ihm zugesagt,
er könne heiraten und heimführen, wen er wolle.
Auch in der Gemeinde war eine so große Aufregung,
dass in demselben Fasching niemand zu heiraten wagte
und der bedauernswerte Bräutigam hat Burschen und Mädchen eingeladen,
seine Braut heimzuführen.
Da hat er sie zu einer mächtigen Tanne geführt,
wo er mit seiner dahingeschiedenen Braut manch schöne Stunden verlebt hatte.
Alle Burschen und Mädchen halfen ihm die Tanne fällen,
aufladen und nach Hause führen.
So soll das Blochziehen von der Waldbraut und dem Blochbräutigam zustande gekommen sein.
Ihr Burschen von Riedlingsdorf!
Nach uraltem Brauche ist es Sitte im Winter und Fasching,
wo Ihr gewissermaßen von der strengen Feldarbeit befreit seid,
in die Spinnstube zu gehen und mit den Mädchen zu necken
und zu scherzen und Liebesabenteuer zu erzählen,
Euch Zukunftspläne zuzuflüstern, um sie zu bewegen und in das Ehejoch zu bringen.
So sollte es sein und so war es auch bis auf den heutigen Tag.
Der diesjährige Fasching hat nach 45 Jahren eine Enttäuschung auch uns Erwachsene und besonders denen,
die an der Spitze der Gemeinde stehen und Wächter alten Brauches sein sollen, gebracht.
Burschen von Riedlingsdorf!
Weil Ihr so unvermögend Euch erwiesen und nicht den Mut hattet,
eine Braut von Fleisch und Blut heimzuführen,
so stellt Euch die Gemeinde als Brautvater zum Ersatz, aber auch zur Strafe,
die schönste Fichte vom Gemeindehotter als Waldbraut.
Führt sie hin mit eigener Hand als Zeichen zu dem von Euch errichteten Altar und nehmt sie einer zum Weib!
Dann treten Hochzeitbitter und Kränzeljungfer auf mit ihren althergebrachten Sprüchen.
3. Einlass (Empfang) des Bräutigams
Personen: Betmann (Josef Krutzler),
Nebenmann des Betmann (Tobias Zapfel),
Ausgeber (Johann Koch),
Bräutigam der Waldbraut (Alexander Zapfel),
Altfrau (Therese Schuh),
Kränzlerin (Hermine Schönowitz).
Betmann:
No, wos is denn los?
Schpirn s´ da dö Leut beim hellichtn Toa schon außi?
Nebenmann des Betmannes:
Do wirds scho so da Brau sei!
Ausgeber:
Wea is denn do draußn und woas wullts da eigentli?
Betmann:
Noa, des is wieda a Frog, woas ma eigentli wulln doa!
Aufn Handl gehen ma aus, um Jungfraunen, olte Weiba, Küah, Ochsen, Kolm und Kaiwül, woas ma holt kriagn!
Ausgeber:
Koane Küah, Kaiwül und Kalwin hobm ma nit, owa Jungfraunen hobm ma!
Betmann:
Na jo, mir san jo hauptsächli ausganga zwen (wegen) Jungfraunen.
Ausgeber:
Ja, va woa seids da eigentli her, va woa kemmts a überhaupt her?
Nebenmann:
Va Tschantschendorf!
Betmann:
Is jo nit woa, va Kukmirn sei ma jo!
Ausgeber:
De wissen jo nit amol, va woa ma sei!
Betmann:
Mei Nebenmoa woaß jo nit amol, va woa ma sei!
Ausgeber:
Hobs überhaupt a Bestätigung?
Betmann:
Jo, a Bestätigung hobn ma schoa, do is glei so a Plokat!
Ausgeber:
Des is jo so a Busautoplan, doa sei jo lauta Ziffa drauf, doa kenna mia uns nit aus.
Hobs koan andern Ausweis nit, mit den kinna ma Eng nit eina loassn!
Betmann:
Noa jo, des glau i schoa, dos is a ausländische Schrift, des kinna jo de nit lesn.
Doa mess ma holt doa an andern Ausweis einigebm, dass sa si bessa auskenna!
Ausgeber:
Des is schoa amol goa nit da Richtige, doa is a Raufangkira drauf,
doa müassts schoa wos anders hoabm, sunst kinna ma Eng nit eini lossn.
Hobs nix anders bei eng, mit den kinna ma nit eina lossn!
Betmann:
Na jo, wos nix anders, doa hobm ma jo an Hoamatschei,
der is sogor van Kaisa intschriebm, doa sei ma olli drauf, der gült für olli,
owa so wos gib ma holt nit gen aus da Hand, wanns nit anders is, muass ma n eng holt no eini gebm.
Ausgeber:
Dos is schou da Richtigi! Hiaz müass ma Eng holt noa eini loassn.
Betmann:
Dos moan holt e a, weil uns wird scha kolt in Füaß, sist geh ma so furt,
Engari Jungfraunen gholtn!
Alle:
Gott sei Dank, dass ma doa sei! Grüaß Eng Gott beinana!
4. Es folgt die Ansprache des Betmannes:
Meine liebe Freunde!
Sie werden uns verzeihen, dass wir Sie mit einer so zahlreichen Schar überraschen und wollt mir erlauben, einige Worte an Euch zu richten.
Unser Freund als Bräutigam hat mit Eurer Tochter als seine zugesagte Braut einen Ehrentag bestimmt, welcher der heutige Tag ist.
Und nun, meine Lieben, erscheint er mitsamt seinen hochzeitsgeladenen Gästen, um Euch abzuholen zu einem Hochzeitsschmaus,
wo fest gegessen, getrunken und getanzt wird und zum Schluss unser Brautpaar von den alten Weibern durch den Segen,
der durch ihren Mund geht, verbunden wird für Zeit und Ewigkeit.
So, meine Lieben, sollt Ihr nun diejenigen mitnehmen, die wenig essen und trinken, damit für uns mehr übrig bleibt.
Das sind meine wenigen Worte und ich glaube, dass Ihr meine Worte besser verstanden habt, als ich es gemeint habe.
5. Es folgt die Übergabe der Braut an den Bräutigam.
Ausgeber:
Grüass enk Gott! Hiaz wollts a Braut halt habm? Werdn ma halt schau´n, ob ma oani finden.
(Der Ausgeber führt die Altfrau vor). Na, da habts Enka Braut!
Betmann:
Na, a so an alti Schachtl wöll ma nit habm; is ja ganz bucklat, koani Zähnt hat s´ a nit mehr unds Hoar geht ihr a scho aus!
Altfrau:
I bin ja no nit so alt, und Zähnt hab i ma erst machen lassn und kann no beißn wia a Junge, und bussln kann i a no guat!
Betmann:
Na ja, Bräutigam, willst as habm, i heirat´s ja nit?
Bräutigam:
Ei ja, was sullt i denn anfangen mit a so ana altn Schachtl? Za was kann i’s denn brauchn?
Ausgeber:
Aft is´s mit der nix! Muiss ma halt schau´n, wenn ma an andere finden.
Der Ausgeber führt dann eine Kränzlerin als Braut vor und sagt:
Des wird halt hiaz die Richtigi sein!
Betmann:
Was willst denn mit an so an kloan Soacherl, de kann ja nix!
Kränzlerin:
Was, i kann scho was! Kann Hoar (Flachs) zupfen, Labl Brot in Ofn schupfn und kochn, waschn und alli Arbeitn im Haus!
Betmann:
Des kann ma glabm und nit a. Koan Beweis hat ma ja nit da und übahaupt, Bräutigam, wia passt´s Dir?
Jünga is s´ ja als wia die andere, zwida war s´ ja grad nit!
Bräutigam:
Was soll i da anfanga mit an so an jungan Diandl, de kann ja nix!
Ausgeber:
Aft passt Dir de a no nit! Was willst da für oani?
Betmann:
Mir wölln habm a langi, a dünni, a moderni, dass s´za da heutign Zeit dazua passt!
Ausgeber:
A sölli habm ma nit!
Betmann:
Des kann ma glaubm und nit a koa Beweis hot ma jo nit doa un üwahaupt, Braitigam,
wennst Di za dea Braut ins Bett legst, is jo nix doa wia die Tuchat un langn Füaß.
Na, Braitigam, wia paßt de, jünga is s´jo ols wia di ondre, zwida wa s´jo grod nit!
Bräutigam:
Na, aft heirat i de! (zeigt auf die Waldbraut.)
6. Ansprache des Ausgebers:
Nun mein lieber Jüngling, ist das Deine ehr- und gewissenlose Jungfrau Braut,
die Du Dir zu Deiner künftigen Ehegattin ausersehen hast?
Bräutigam:
Ja!
Ausgeber:
Also sehe ich, dass Ihr des Willens seid, Euren ledigen Stand zu meiden
und in den vielbegehrten Ehestand zu treten gesonnen seid.
Ich will Euch aber zur Nachricht sagen, dass der Ehestand ein gar schwerer Stand ist,
wo nicht alle Zeiten Freudenzeiten sind, in denen man Fleisch und Torte in Hülle und Fülle hat,
sondern zu Zeiten auch Widerwärtigkeit entsteht, wo es nur Kraut und Erdäpfeln gibt.
Und dabei sollt Ihr ein friedliches Leben führen,
eines das andere nicht verlassen, wenn es krumm geht oder gerad.
Nun wünsch ich Euch einen glücklichen Anfang und ein seliges End,
Damit Euch kein Teufel auf Erden mehr trennt!
Glück auf!
Nun zog die falsche Braut samt den anderen Gästen zur Waldbraut,
der Bräutigam setzte sich rittlings auf das Bloch.
7. Der Bräutigam besteigt die Waldbraut; dann hält der Brautführer folgende Ansprache:
Meine lieben Freunde!
Erlaubt mir, an Euch einige Worte zu richten.
Die ehr- und tugendsame Jungfrau Braut tritt heute aus ihres Vaters Haus.
So lässt sie Euch durch mich treuherzig bitten, Ihr möget verzeihen,
wenn sie Euch, Eltern, Geschwister, Bekannte, Nachbarn in ihrer Jugend beleidigt hat.
wünschen ihr alle einen glücklichen Anfang und ein baldiges End!
Nun singt der Gesangverein das im Ort seit alters her gesungene „So leb denn wohl, du stilles Haus“ und der Hochzeitszug setzt sich gegen den Festplatz in Bewegung.
Der Weg führt vom Anger über eine alte Holzbrücke in die Hauptstraße, durch einen Teil des Dorfes hindurch bis an einen erweiterten Platz, der von alten Häusern mit Strohgiebeldächern umrahmt ist.
Die Farbenpracht der alten Tracht fiel ganz besonders ins Auge. Im Festzug fuhren mehrere Wagen, die Ulk und Scherz erregten.
Im Gipfel der Waldbraut saß ein „Hahn im Korb“ (Foto), ein Wagen zeigte die Dorfschmiede und Schlosser bei ihrer Arbeit, sie beschlugen einen störrischen Esel, eine Fuhre Wäschermädeln war allerliebst, die Schusterzunft durfte auch nicht fehlen, ihre Lade wurde im Kreise von Windlichtträgern nachgetragen, der hohe Gemeinderat fuhr auf einem Wagen und sperrte jeden Missetäter kurzerhand in den Kotter ein. Das Heiratsgut mit einer Wiege führte ein Wagen, viele Bartputzer, Schuhputzer, Rauchfangkehrer, Frosch, Tanzbär und andere Ulkgestalten suchten die Festeinnahmen zu vermehren.
Mitten im Dorf, auf einem großen Platz, stand ein großes Podium, vor das die Waldbraut herangezogen wurde.
8. Der Bräutigam spricht:
Sehr verehrte Hochzeitsgäste!
Nach 45jährigem Hoffen ist wieder der Augenblick gekommen,
wo ich den liebgeehrten Gästen unsere liebliche Waldbraut vorstellen soll.
Da muss ich im Voraus bemerken, dass diese das Muster eines Weibes ist,
von welchem die heiratslustigen Dirndln hauptsächlich von Riedlingsdorf Folgendes lernen können:
Erstens ist unsere Braut tugendhaft, still und bescheiden,
sie liegt still und lang da, was wir von unseren Dirndln nicht erwarten,
die uns Burschen oftmals ein Maul anhängen, wenn wir sie zu viel fragen, und dann davonlaufen.
Zweitens gibt unsere Braut erst Feuer und Hitze im Ofen,
während andere auch feurig und hitzig werden, wenn man sie ein wenig zwickt.
Aber auch wir Burschen müssen heute etwas hören, denn wir haben keine Kurage (Courage),
in das Ehejoch zu springen, sondern tun lieber herumstrawanzen.
Das soll gesagt sein, dass wir uns heute bekehren und zugleich um das zukünftige Weibl umschaun,
und wenn die Dirndln das zu Herzen nehmen und wir Burschen mit Eifer in das Ehejoch steigen,
so wird sich dann unsere geschmückte Braut hier nicht umsonst geopfert haben.
Ich bin überzeugt, dass dieses Ehrenfest erst dann recht lustig ausfallen wird,
wenn unsere werten Gäste recht viel Schillinge springen lassen,
um die schöne, braune Braut auszukaufen.
Ich begrüße nun alle werten Hochzeitsgäste auf das Herzlichste
und wir Riedlingsdorfer Burschen und Dirndln wünschen allen eine gute Unterhaltung!
Vi Va!
Meine lieben Freunde und Gönner!
Nun passt auf, was ich Euch sagen will! Das nehmt auf!
Bei uns hot heuer niemand gheirat, wir sein alle ledig gebliebn,
wir haben den ganzen Fasching kein´ Heiratsbrief nicht geschriebn,
ddie Diandl warn halt stulz, habm gmoant, is ja no Zeit,
bis in die Dreißig umi, hobm s´denkt, is´s eh no weit.
So is´s in Fasching gangen und nix hat sich daschaut.
Da haben wir Burschen angfangen, nun bleibn wir ohne Braut.
Mia sein jo nit so hoagli (heikel, wählerisch), mia sein jo nit so stulz,
mia müssn eine finden und wenn s´glei is von Hulz!
Sein oft in Wold nei ganga schaun, wenn wia wos dafrogn,
und wia´s dann gwiass is wordn, do hobm ma s´einizogn.
Koa Miah hobm ma nit gschicha (gescheut), das miassts scho olli sogn,
jo, wann mir´s hätten kinna, mia hätten s´eini trogn.
Do konn ma amol lernen, wie wohr das Sprichwort is:
Wo d´Lieb hinfollt, bleibt s´spicken, und wanns a Holzbloch is.
Mia hobn´s mit schönen Buschen und Bandeln gschmückt und ziert,
und Kranzeldirnen hob ma, dass gwiss niemt schimpfen wird.
Juhe, dos wär a Hochzeit, do müass ma ´s Glas erhebn,
stimmts an amol recht lusti, hoch, unsre Braut soll leben!
Den ehrenwerten Vorstand für seine Müah und Ploch,
den wünsch ma recht von Herzen ein innigst dreifach Hoch!
Die gonze Gmua is Beistand, sie hobn uns oll was gebn,
drum dürf ma nit vergessen, die Beistand sulln hoch leben!
Und auf die Kranzeldirnen, do müass ma erst recht schaun,
drum wünsch ma holt a jeder recht bald an braven Monn.
Indem wir nun das wünschn, so will ich´s Glas erhebn,
und grüaß im Namen unsrer Jugend all unsre Gäst ringsum eben,
und wir rufen ein Hoch für unsre Gäste
zum seltenen Hochzeitsfeste!
Hoch! Hoch! Hoch!
9. Die alte Trauungszeremonie, die Trauung vor dem Gmuagericht, wird vom Gemeindeschreiber (Samuel Zethofer) vorgenommen;
Der Standesbeamte erhebt sich und spricht zu dem Brautpaar:
Sehr verehrte Hochzeitsgäste! Hochwohlgeborenes Brautpaar!
Es ist mir heute zur Aufgabe gestellt, dieses Brautpaar vor der Öffentlichkeit zu vereinen und auf ewig zu verbinden, da sie sich bereit erklärt und entschlossen haben, noch in der letzten Stunde aus ihrer Jugend auszutreten und in die zweite Hälfte des Lebens einzugehen, wo sie hoffen, den Himmel auf Erden zu haben. Ob es dann so sein wird, das ist allerdings wieder eine andere Sache.
Ich, Standesbeamter vom hohen Gmoagericht in Riedlingsdorf, bin daher verpflichtet, ihren langen und heißersehnten Wunsch zu erfüllen und bitte daher das Brautpaar herzuzutreten, um das Gelöbnis durch lautes Nachsprechen vor mir, sowie vor unserem Herrn Gmoarichter (Bürgermeister) und den Herren Geschworenen zu bekräftigen.
Nun, Herr Bräutigam, reich´ mir Deine rechte Hand und spreche mir richtig, nach Deinem besten Wissen und Gewissen also nach:
Ich Florian Wastelbauer verspreche, die Kathl Zipflhuber als meine rechtmäßige Ehegattin anzuerkennen,
verspreche ihr treu zu verbleiben in Kreuz und Leid, in Glück und Unglück und in allen anderen Widerwärtigkeiten, darauf gebe ich mein Wort!
Nun, Jungfrau Braut, reiche mir Deine rechte Hand und spreche mir richtig nach bestem Wissen und Gewissen also nach:
ein Mädchen spricht an Stelle der Waldbraut:
Ich Kathl Zipflhuber verspreche den Florian Wastelbauer als meinen rechtmäßigen Ehegatten anzuerkennen, verspreche,
ihm treu zu verbleiben in Kreuz und Leid, in Glück und Unglück und in allen anderen Widerwärtigkeiten, darauf gebe ich mein Wort!
Gmoaschreiber (Standesbeamter):
Nun, so seid Ihr verheiratet und verbunden,
so dass Euch keine Macht auf Erden mehr von einander trennen kann,
und ich erkläre Euch somit als Eheleute.
So lebt nun recht glücklich und recht froh,
so wie der König Salomo,
und wenn Ihr zum Schluss wollt auf mich vergessen,
so soll Euch gleich der Wauga (Schreckgestalt) fressen!
10. Es folgt das Kranzlabtanzen.
Ansprache des Brautführers (Tobias Bruckner):
Verzeiht mirs, mein lieber Herr Ausgeber und Muahm (Hausmutter),
ich hätte wohl ein paar Worte zu melden und für Euch zu bringen,
wenn ich so viel Gnad und Erlaubnis hätte und könnte mit Ehr und Verstand zu Euch kommen,
so wärs mir herzlich lieb.
Könnt ich es aber nicht, so tät ich mir’s untertänig ausbitten,
Ihr wollt mir meine unverständigen Worte nicht übel aufnehmen.
Vi Va!
Indem ich die Erlaubnis erhalten habe, meine paar Worte zu melden und für Euch zu bringen,
so tät ich mir’s auch untertänigst ausbitten, wenn ich so viel Gnad und Erlaubnis hätte,
der Jungfrau Braut ihren grünen Kranz von ihrem Haupte zu nehmen,
wegzutragen und hinfort nimmermehr aufzusetzen.
Vi Va!
Indem ich also die Erlaubnis zum ersten Male erhalten habe,
so tät ich mir auch zum zweiten Male die Erlaubnis ausbitten,
der Jungfrau Braut ihren schönen grünen Kranz von ihrem Haupte zu nehmen,
wegzutragen und hinfort nimmermehr aufzusetzen.
Vi Va!
Indem ich also die Erlaubnis das zweite Mal erhalten habe,
so tät ich mir’s auch zum dritten und letzten Male ausbitten,
der Jungfrau Braut ihren schönen grünen Kranz von ihrem Haupte zu nehmen,
wegzutragen und hinfort nimmermehr aufzusetzen
(nimmt ihr den Kranz vom Haupt).
Vi Va!
Jungfrau Braut, schau ihn an, diesen Deinen schönen grünen Kranz zum ersten Mal,
den Du in Deinem jungfräulichen Leben so schön geziert und gepflanzt hast,
wie schön er blüht und leuchtet!
Vi Va!
Jungfrau Braut, schau ihn an zum zweiten Mal, diesen Deinen schönen grünen Kranz,
den Du in Deinem jungfräulichen Leben so schön geziert und gepflanzt hast,
wie schön er blüht und leuchtet!
Vi Va!
Jungfrau Braut, schau ihn an zum dritten Mal, diesen schönen grünen Kranz,
den Du in Deinem jungfräulichen Leben so schön geziert und gepflanzt hast.
Wieviel Väter und Mütter haben Kinder, aber sie können nicht alle die Ehre haben,
einen so schönen grünen Kranz auf ihrem Haupt zu tragen.
Anstatt auf ihrem Haupt, müssen sie ihn verborgen tragen.
Ist das nicht eine schöne Sache, wenn man kann ehrlich und redlich hintreten vor den heiligen Altar?
Vi Va!
Jungfrau Braut, schau ihn an zum letzten Mal, diesen Deinen schönen grünen Kranz,
denn so wenig wirst Du mehr einen so schönen grünen Kranz auf Deinem Haupte tragen,
als dürre Disteln rote Rosen tragen.
Früher werden dürre Disteln rote Rosen tragen, als Du, Jungfrau Braut,
einen so schönen grünen Kranz mehr auf Deinem Haupte trägst!
Vi Va!
Jungfrau Braut!
Jetzt heißt es:
Kranzl weg, Häuberl her,
eine Jungfrau gewest und nimmermehr;
trägst Du kein Kranzl mehr, so tragst Du doch ein Häuberl,
ist sie auch keine Jungfrau mehr, ist sie doch ein Weiberl!
Vi Va!
Jungfrau Braut, jetzt musst Du alle ledigen Burschen meiden
und Deinem Ehegatten treu verbleiben;
desgleichen musst Du, junger Herr Bräutigam, alle Mädchen meiden
und Deiner Ehegattin treu verbleiben.
Wo Ihr Euch heute gelobt und geschworen habt,
dass Ihr Euch in allem Kreuz und Widerwärtigkeit einander treu verbleibt;
und er soll sie lieben, und sie soll ihn lieben,
bis Euch Gott von dieser Welt abberufen wird!
Vi Va!
Verzeiht mir’s, Herr Ausgeber, und ebenfalls Muahm,
ich hätte wohl einige Worte noch zu melden und für Euch zu bringen,
wenn ich so viel Gnad und Erlaubnis hätte,
die junge Frau Braut aufzufordern auf drei christliche Ehrentänz‘ zum ersten Mal mit mir,
zum zweiten Mal mit dem Herrn Ausgeber und
zum dritten Mal mit dem jungen Herrn Bräutigam
und dann mit den ganzen Hochzeitsgästen groß und klein, wie wir beisammen sein.
Die Hausfrau im Winkel
sitzt selten ohne Trinkel (Hohlmaß),
Hat sie getrunken und gegessen,
Soll sie auf Gott, den Herrn nicht vergessen.
Wird sie bei mir verspielen, so werden wir sie strafen um drei kluckerige (löchrige) Haselnüss und einen Eimer Wein,
dabei wollen wir ehrsame Hochzeitsgäste recht lustig sein!
Vi Va!
Nun forderte der Brautführer die Braut mit dem folgenden Spruch zum Ehrentanz auf:
Nun, junge Frau, bist Du gesund (? schwach?) oder krank,
so geh Du her über die Bank;
bist Du gesund und frisch,
so geh her über den Tisch;
bist Du gesund und wohlgemut,
so tritt her über meinen schwarzbraunen Federhut
und auf einen Kranz,
so wollen wir verrichten drei christliche Ehrentanz.
So steht nur auf in Gottes Nam,
damit fangt sich der Ehestand an.
Vi Va!
Die Ehrentänze schließen sich an.
11. Dann kommt es zu einer Aussprache zwischen Mädchen und Burschen:
Jo, i hed hold a gen ghairit, owa i bi hold a nit dazukemma.
Mei Voda hots jo leicht ghot, der hot mei Muada ghairit, owa wos sull i tua?
Es is owa a nit sou leicht.
Wa ma a wirklichs Baunmadl wüll, kau ma an ganzn To sua gaih und findt nau koa.
Hiaz geih s´ in d´Stodt und wann s´huamkemma, oft schau da´s au.
Stot an schenen oltn Fiwakidl (Blaudruckrock) hobm s´a seidnes Klod – und wia dos schmeckt!
Und wos da erscht mitbringa – i glaub, Lippenstift hoaßt dos!
Und wia s´a si herrichtn!
Und wissts, wos doa drauf steht? Kuss
Und wann dos nit draufsteht, ma Bua, wanst oft a Bussl kriagst, oft schaust liab aus!
Und dau sull uan´s Heiritn gfrain?
Na, mia is´s scha lang vaganga!
12. Das Mädchen:
Jo mia allua hobn e a nit d´Schuld.
Weil die Buam da heindigen Zeit
Wolln mehr sai olls alli Laid,
(weiter wie Blochziehen St. Michael Abschnitt 7)
tragen einen steifen Kragen
und glauben damit mehr Macht zu haben,
tragen eine Pumphose und Halbschuh,
sein finster im Kopf, dabei stolz
und haben Wadl wie ein Zündholz;
wollen nicht arbeiten im Stall
und ein Mädl von dort ist ihnen eine Qual.
Gehen in die Gasthäuser herumsitzen
und tun dabei ihren Verstand verschwitzen.
Wir möchten gerne Wirtschaft führen und vorwärts streben,
nur die Burschen halten das für kein Leben,
Möchten gerne Bäuerinnen werden
und tragen schöne Färberkitteln;
Nur den Burschen ist das eine Schand,
wenn wir tragen so ein altes Gwand.
Dann soll einen das Heiraten gfreu´n?
Nein, das kann nicht sein!
13. Die Schlussrede des Burschenführers lautet:
Ehrsame Festgäste!
Wenn mit dem heutigen Tage ein langersehnter Wunsch unserer Jugend in Erfüllung gegangen ist
und ein tiefes Verlangen, das vor etlichen Wochen noch als etwas Unmögliches betrachtet wurde,
sich in die Tat verwirklichte, so kann man diesen Tag mit vollem Recht als Ehrentag bezeichnen.
Denn nicht alljährlich ergibt sich die Möglichkeit, zu einem solchen Festzug zu rüsten,
der für jung und alt ständig in Erinnerung bleiben wird.
Aus diesem Grunde kann ich den heutigen Tag nicht bloß als Freudentag der Jugend allein bezeichnen,
sondern ich bin auch davon überzeugt, daß ein jedes Elternherz ganz sicherlich erfreut sein wird,
dem es noch einmal nach 45 Jahren, wenn auch schon in ergrautem Haupte, gegönnt ist,
mit seinen Kindern und Kindeskindern zur Seite unserer festlich geschmückten Waldbraut diese feierlichen Stunden zu genießen.
Jene Stunden, die für unsere Jugend von bedeutender und ausschlaggebender Wichtigkeit sind.
Wie alles seine Sonnen- und Schattenseite hat im Leben, so liegt auch in diesen heiteren und fröhlichen Stunden ein tiefer Ernst geborgen,
an welchem wir nicht ohne weiteres vorübergehen dürfen.
Wenn heute die gesamte Jugend hochzeitlich gekleidet in der alten ehrwürdigen Tracht ihrer Ahnen steht,
so lässt sich daraus nur schließen, dass nur ein gemeinsamer Wille, der die Grundlage unseres schönen Festes bildet,
sie zu einem ernsten Feste bindet, sie zu einem ernsten Zusammenwirken vereinigte.
Denn nur durch Geschlossenheit und eine vernünftige, verständnisvolle und sachliche Arbeit war es möglich,
unser angestrebtes Ziel zu erreichen, ein Fest zu veranstalten, das den Beweis geben soll,
dass auch heute noch unserer Jugend schaffende Kräfte entwachsen, die bereit sind,
eine gedeihliche Arbeit im Interesse ihrer Heimatgemeinde zu leisten.
Möge doch dieser edle Gedanke der Pflichterfüllung, der durch die heutige Veranstaltung zum Ausdruck kommt,
ein treuer Begleiter für uns alle auch in Zukunft sein.
Denn arbeiten wir in diesem Sinne weiter, dann, meine liebe Jugend, darf es uns um unsere Zukunft nicht bange sein,
auch wenn wir so manchen steinigen und dornenvollen Weg zu beschreiten haben.
Es wäre daher zu begrüßen, dass der heutige Festtag zur Erbauung und Ertüchtigung der gesamten Jugend diene
und als ein lehrreiches Vorbild erzieherisch sich auswirke.
Mögen diese Worte sich in der Tat verwirklichen, dann wird dieser 11. Februar 1934 ein Gedenktag für die ganze Gemeinde,
die heute reichen Fahnenschmuck zu Ehren ihrer Jugend angelegt hat, sein und bleiben.
Dann haben wir auch unsere Pflicht erfüllt allen denen gegenüber, die bereit waren,
uns eine hilfreiche Hand zu bieten bei der harten und schweren Arbeit zu einem guten Gelingen unseres schönen und freudenreichen Festes
und ich erachte es als meine Pflicht, allen Freunden und Gönnern unserer Jugend für ihrer tatkräftige Unterstützung meinen wärmsten und innigsten Dank hier an dieser Stelle auszusprechen!
Nach der Verlosung der Waldbraut erfolgte der Abmarsch zum Hochzeitsschmaus und Tanz.
Die Veranstaltung dauerte ungefähr zweieinhalb Stunden.
Film Blochziehen 1934 in Riedlingsdorf
Referenzen
Quelle:
Karl M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs.
Burgenländische Forschungen, Heft 22.
Eisenstadt, 1953
Quelle Film:
https://mytube.kumhofer.at/watch/bloch-ziehen-im-burgenland-1934_WdSpAe7lyNqt7xO.html
Blochziehen – Rohrmehr
Rohr im Burgenland. Niederschrift von Franz Siener, Rohr Nr. 26 (Rolle des Pfarrers) Da...
Beschreibung
Niederschrift von Franz Siener, Rohr Nr. 26 (Rolle des Pfarrers)
Das Blochziehungsfest war am 25. Feber 1933.
Es war sehr viel Schnee und kalt. Anfang war 8 Uhr vormittags, der Umzug dauerte von 9 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags.
Die Blochbraut spendete Franz Fleck, Nr. 2, der damals Bürgermeister war.
Die Rollenverteilung war folgende:
Brautpaar: Hermann Leigler und Anna Hirmann
Rauchfangkehrer: Julius Puswald
Bürgermeister: Pepi Steigerwald
Schandamarie (Gendarmerie): Ferdinand Peischl, Rupert Zach
Schuhputzer: Alois Hirschbeck und Adolf Tammedl
Friseur: Hermann Peischl und Alois Tammedl
Doktor: Hermann Hirschbeck
Mediziner: Hermann Taus
Berittene: Julius Siener und Hermann Siener
Würstler (Fleischhauer? eher: Wurstl, Hanswurst, Kasperl): Franz Tammedl und Franz Schmith
Schneidermeister: Alois Erkinger
Doktor Waberl: Josef Ernst
Pfarrer: Franz Siener.
Predigt.
Tretet heran zum Altar des Herrn,
meine lieben Zuhörer, die Ihr gekommen seid von nah und fern.
Vor vielen Jahren war auch einmal das Unglück:
Dabei war aber nur Prinz Karneval schuld,
nämlich der Fasching ohne eine lustige Hochzeit vorüberging.
Im heurigen Jahre sind aber allein die Burschen und Mädchen selbst daran Schuld,
drum hat man sie zur Schande und Schmach in den Wald hinaus um ein Bloch geschickt,
damit sie sich im nächsten Fasching besser bereiten und nicht viel übrig bleiben!
Es sind hier Personen vorhanden, welche in den Stand der Ehe treten wollen,
weshalb sie hier öffentlich aufgeboten werden, und zwar aus der Gemeinde Zwetschkenberg, Bezirk Knödeldorf.
Der Bräutigam heißt Michael Taubenschuss,
und ist ein echter Küchenschmutz (einer, der sich gerne bei den Frauen in der Küche aufhält),
die Braut ist eine blonde Gundel,
sie macht a Gsicht wie a Ruibenstrudel (Rübenstrudel)!
Er ist vom Heuboden und sie vom Kuhstall,
solche Leute werden verkündet zum ersten Mal.
Auch sind hier Personen vorhanden, welche im Stand der Ehe treten wollen,
weshalb sie öffentlich verkündet werden, und zwar in der Gemeinde Grosdorf.
Der Bräutigam heißt Hiasl Herdloch
und ist nicht weit von Ofenloch.
Die Braut ist die selbe Genoveva,
Sie macht ein Gesicht wie ein Küchenkäfa (Küchenschabe).
Solche Leute werden verkündet zum zweiten und zum letzten Mal.
Meine lieben Zuhörer!
Schon seit vielen Jahren hab ich meine Predigt nicht mit einer solchen Freude begonnen als heute
und warum denn mit Freuden, das will ich Euch gleich sagen.
Ich bin schon über einhundert Jahre und noch ein halbes Pfarrer,
aber so viel Leute habe ich bei meiner Predigt noch nicht gesehen,
diese schönen Mädchen mit ihren Seidenkleidern, Seidenstrümpfen, Bubiköpfen,
Spangenschuhen und mit ihren verführerischen Augen.
Ihr Sünder, was seid Ihr heute hierher gekommen?
Glaubt Ihr, ich werde Euch von Euren Sünden lossprechen,
was Ihr den ganzen Fasching besudelt habt?
Nein, für das bin ich nicht hier, oder glaubt Ihr vielleicht, dass einer auf Euch wartet?
Ja, den ganzen Fasching seid Ihr herumgelaufen und noch zu keinem gekommen,
ja, ja, mit Eurem großen Stolz und Hoffart habt Ihr es so weit gebracht,
dass sich kein Bursch in Eure Nähe traut und ein jeder Bursch vor Euch eine Angst hat,
wie der Teufel vor dem Weihbrunnen.
Ich als Pfarrer kenn Euch an, wie schwer Eure Sünden sein,
Ihr Tanzteufel, deshalb kommt Ihr nicht so schnell zu einem Mann.
O, Ihr Sünder, Ihr kommt wohl alle in die Hölle, wo der Teufel der Wirt ist.
Bildet Euch nicht ein, dass es in der Hölle auch jeden Sonntag eine Tanzunterhaltung gibt,
wo Ihr tanzen und hüpfen könnt.
Ich bitte Euch, bekehret Euch und bessert Euch, bevor Euch der Teufel holt
und in das Höllenreich hinein kutschiert, wo Ihr dann verflucht und verdammt seid,
und von Eurem Fleisch Rostbraten bereitet wird.
Unsere Mädchen werden nicht bald wieder ein solches Blochziehen veranstalten lassen.
Sie werden das heurige Jahr als Unglück betrachten und hinter die Ohren schreiben,
damit es im nächsten Jahr, der das Leben hat, herunter lesen kann,
und zwar jetzt wird geheiratet in der letzten Stunde, da uns die Blöcher schon angehören.
Es hat sich ein liebes Brautpaar gefunden, welches ich miteinander verbinden werde, aber nicht, bis der Tod Euch scheidet!
Lasset beten im Namen der Frau Wirtin, der Kellnerin und der Köchin. Amen!
Ach, Herr Wirt, verschmähen Sie unsere Groschen nicht, die wir täglich bei Ihnen versaufen,
schenken Sie uns vom besseren Wein ein, verzeihen Sie uns,
wenn wir besoffen sind und Ihnen schlagen wollen, verschönen Sie uns vom Übel des Hinauswerfens,
so lange Sie leben und regieren und die Kellnerin schlafen führen.
Der vorletzte Absatz ahmt den magyarischen Akzent nach als Erinnerung an die Zeit, da im deutschen Westungarn, dem späteren Burgenland, magyarische Beamte die Hoheitsrechte ausübten (Anmerkung Klier).
Geehrter Brautpaar!
Daher ich nicht greifen darf in den Amt von Martrikel, weder in der Hand des Priesters,
so verbinde ich Euch durch meiner Hand, und zwar von heute auf morgen, und von morgen auf heute,
und Ihr seid ein Paar fesche Leute. Amen!
Es wird noch Folgendes verlautbart: h
Heute morgen in der Früh ist dem Bürgermeister seiner Frau ihr Bauch in Verlust geraten;
der ehrliche Finder möge sich bei mir melden und zurückgeben!
Im Namen des Fuchses, des Hases und des Hahnlichgeistes*, Amen!
*Hahnlichgeist, auch Hühnergeist:
Der Hühnergeist wirft die Hühner in der Steige so herum, dass sie auf das Kläglichste schreien und am Ende gar wie tot daliegen.
Wenn die Hühner nachts in der Steige ein »Geblöda«(sich aufplustern) machen, ist der Hühnergeist unter sie gefahren;
man vertreibt ihn mit »Weihbrunn.«
Quelle:
Dreiundzwanzigster Bericht über das Museum Francisco-Carolinum.
Beiträge zur Landeskunde Österreichs ob der Enns.
Linz, 1862.
Referenzen
Quelle:
Karl M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs.
Burgenländische Forschungen, Heft 22.
Eisenstadt, 1953
Blochziehen – Rotenturmmehr
Rotenturm. Aufzeichnungen von Mitzi Aspan vom 8. Februar 1932. Spruch der Wald...
Beschreibung
Aufzeichnungen von Mitzi Aspan vom 8. Februar 1932.
Spruch der Waldbraut:
Da Ihr beim Waldgott um mich habt gfreit,
trat ich an die weite Hochzeitsreis´
und juble mit Euch voller Freud.
Doch Ihr Burschen, die Ihr jubelt heut,
ich merke, dass Ihr nicht alle gleich lustig seid!
Vielleicht habt Ihr was auf dem Gewissen,
das Euch ein wenig tut drücken.
Vielleicht habt Ihr versprochen der Maid,
dass sie noch diesen Fasching wird Euer Weib?
Doch das Versprechen zu halten, davon wollt Ihr nichts wissen,
und jetzt muess das armi Madl dahuem sitzen!
Das drückt Euer Gewissen.
Oh, Burschen, ich geb Euch die Lehr:
Mit der Lieb treibt keinen Scherz,
denn sie schlägt ins Herz
Eine Wunde,
die nit einmal heiln kann Doktor Mundi.
Hoch die Waldbraut!
Eis Siemandln! Hietz habts es daratn,
die Braut passt am besten für eng Toln (Dolm = dummer Mensch),
kue andri hätt eng so nit gnomma;
denn ös seids echte Strohmandl alli mitananda.
Mir Dirndl werden von heut an Euch etwas pfeifen,
mir suechn uns Buem, die was habn
und die schneidigen Dirndln lieba habn.
Dei in Schädl an Hirn habn und koan Most,
Und nit umananda rutschn af an Tanne-Ast!
Hoch die Waldbraut!
Referenzen
Quelle:
Karl M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs.
Burgenländische Forschungen, Heft 22.
Eisenstadt, 1953
Blochziehen – Rudersdorfmehr
Rudersdorf. Sonntag, den 23. Feber 1936 veranstalteten die Rudersdorfer Mädchen...
Beschreibung
Sonntag, den 23. Feber 1936 veranstalteten die Rudersdorfer Mädchen und Burschen ein Blochziehen,
das sich zu einem wahren Volksfest gestaltete.
Trotz des schlechten Wetters strömte eine unübersehbare Menschenmenge von nah und fern herbei –
es dürften etwa 2000 Besucher gewesen sein –, um dieses schöne Fest miterleben zu können.
Um 2 Uhr nachmittags sammelten sich die Mädchen und Burschen im Gasthause Bauer, von wo sie dann zur „Blochbraut“ zogen.
Dort wurde das Brautpaar vom „Beistand“ begrüßt und abgeholt und durch die Hauptstraße zum Gasthause gezogen,
um dort fotografiert zu werden.
Nach diesem feierlichen Akte marschierte der Zug unter den Klängen der Musikkapelle Brunner an das Ortsende,
wo bereits die zwei mächtigen „Bloch“ ihrer warteten.
größte Bloch hatte eine Länge von 33 m; beide waren festlich bekränzt und auf Wagen geladen.
Zum Zeichen des Beginnes nahm das Brautpaar mit dem Beistand auf dem ersten Bloch Platz und nun sollte es losgehen.
Aber da meldete sich unser bekannter Bauer-Seppl, der komisch verkleidet war, mit einer kurzen Ansprache,
welche mit folgenden Worten ausklang:
Also Diandlen, mochts enk zam, hiaz fang ma´s Blochziagn an!
Daraufhin begannen die beiden „Kutscher“ zu schnalzen, die Musik setzte ein und der Festzug setzte sich unter allgemeinem Jubel langsam in Bewegung.
Das erste Bloch wurde von 40 Mädchen, das zweite von 45 Burschen gezogen.
Voran ritten drei Burschen in bäuerlicher Gebirgskleidung.
Das Brautpaar und der Beistand trugen Burgenländer-Tracht, die Mädchen alle schmucke „Dirndln“.
Es war ein bunt bewegtes, farbenprächtiges Bild!
Mitten drunter sah man:
Wurstl, Fotografen, Schuhputzer, Barbiere, Strafrichter und allerlei andere Faschingsnarren, welche fleißig mit ihren Geldbeuteln hin und her eilten, um Kleingeld zu sammeln. Natürlich fehlte es dabei nicht an gesundem Humor.
Bei jedem Wirte wurde selbstverständlich halt gemacht und fleißig getrunken, denn es war keine Kleinigkeit, das schwere Bloch zu ziehen. Endlich gelangte der Zug zum Gasthaus Schabhütl, wo gehalten wurde. Es folgten nun die üblichen Ansprachen.
1. Als erster sprach der „Beistand“ (Josef Vollmann):
Als Beistand greif i hiazt ums Wort,
möchte mi a weng ausdrücken;
weil neamd hat g´heirat in unserm Ort,
müass ma uns mit an Bloch begnügn.
I gib dem Bräutigam das Wort,
er wird hiaz seine Moanung sagn,
warum mir Buabm und Deandlan uns
mitn Bloch habm müassn plagn.
2. Der Bräutigam (Adolf Kogelmann):
Als Bräutigam stell i mi vor dem ehrenwerten Publikum,
sollt mi leicht oaner nit verstehn, dann is er a a bisserl dumm!
I bitt enk, tuats mir all verzeihn, wann i an´ Stiefl z´sammredn tua,
i hab den (diesen) Fasching heiratn wolln, ba uns gibt’s Deandlan gnua.
Aba unsre Deandln mit ihren Stolz, habn an liebm Herrgott waltn lassn,
dö habm a Herz von Buachnholz und habm uns Buabma hockn lassn.
Wegn den geht no die Welt net z´grund, mir wern halt ledige Buabm verbleibm,
is eh ka treues Diandl drunter, in a paar Wochn gehen s´eh zum Teufl!
Sauschad´ is´s eh ums schöne Geld, was ma beim Heiratn zahln muass da,
d Buabma dampfn alle dann a, als Strohwitwer steht ma no da!
3. Nach ihm sprach die schmucke „Braut“ (Theresia Reichl), eine fesche Burgenländerin.
Sie verstand es ganz besonders gut, in schelmischem und schnippischem Tone den Burschen das „Nötige“ zu antworten:
Geht’s, machts Enk net wichti, ös scheinheilign Buabm,
i woaß ja scho längst, wia Enker Ehrlichkeit ausschu´n tuat!
Ös könnts sunst nix, als dö Goschn reißn,
kimmt a Deandl in d´ Näh, tuats lei in d´Hosn sch–.
Ös tuats sonst nix, als in Wirtshaus drin sitzn,
fest fressn und saufn und bei dö Kartn nebn schwitzn.
Drum küssts uns, ös Lackl, wia ma Enk all kennt,
mit da Heiraterei dort, wo da Buckl a End!
In der Ehe stellts Enk eh alli wia dö Affn,
tuats liaba a alter Kuah beim Schweif einigaffn.
Trauts Enk kaner ba an Weiberl nit schlafn,
da muass´s Weiberl glei wieder ´s Binkerl z´sammpackn.
Jetzt hab i Enks gsagt, meine liabm Buabm,
warum dass ba uns net gheirat is woarn.
Jetzt is´s halt scho z´spat, weil der Fasching is aus,
drum lizitiern ma das schöne Bloch da glei aus.
Ihr liabn Leut, tuats na fest lizitiern,
nit tuats uns vielleicht gar anschmiern;
mir Deandln san eh arm gnua dran,
weil ma koane kriagt habm so an sakrischn Mann!
Damit war der Hauptteil des Blochziehens zu Ende;
es begann die Versteigerung der insgesamt 9 Blöcher, welche den Betrag von 220 S einbrachte.
Abschließend fand im Gasthause Schabhütl der Burschenball statt, welcher sehr gut gelang und einen Massenbesuch aufzuweisen hatte.
Referenzen
Quelle:
Karl M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs.
Burgenländische Forschungen, Heft 22.
Eisenstadt, 1953
Blochziehen – Rudersdorfmehr
Rudersdorf. Durch Karl Kiraly, einen fleißigen Sammler heimischer Überlieferung...
Beschreibung
Durch Karl Kiraly, einen fleißigen Sammler heimischer Überlieferungen, wurde im Jahre 1937 eine Aufschreibung mit den nachfolgenden Anreden aus Rudersdorf übermittelt:
1. Geehrte Anwesende!
Die Fastenzeit ist nun herangekommen,
und die Jugend hat kein Brautpaar bekommen.
Dafür hat man sie zu Spott und Schand
in den …. Wald um dieses Bloch gesandt.
Nächstes Jahr wirds dann schon besser sein:
ein jeder Bursch holt sich ein Mädchen heim.
Drum, Burschen, hofft, seid unverzagt,
es wechseln Sturm und Sorgen.
Ist gleich der Fasching wieder fort,
die Hoffnung ist noch nicht verloren.
Drum rufen wir Euch alle insgesamt:
Hoch lebe der schöne Burschenstand!
Hoch!
(Musik.)
2. Geehrte Festversammlung!
Es freut uns sehr, dass Ihr hierhergekommen seid, um dem seltenen schönen Feste, welches die Rudersdorfer Jugend heute feiert, beizuwohnen.
Wir können wohl mit Recht sagen, dass wir ja eigentlich ein Unglück feiern und Muss ist es seit jeher, dass derjenige, der Unglück hat,
für den Spott nicht sorgen braucht.
Ich hoffe der Zustimmung aller hier Anwesenden sicher zu sein, wenn ich meiner Meinung dahin Ausdruck gebe,
dass der schuldtragende Teil bei unserer holden Weiblichkeit zu suchen ist
und begründe diese Anschauung folgendermaßen:
Ist ein Mädchen siebzehn, achtzehn, zwanzig Jahre alt, so will sie natürlich recht hoch hinaus
und stellt an einen Verehrer so übertriebene Ansprüche, dass sich die Geschichte schon von vornherein zerschlägt.
Kommt sie dann in die Jahre dreiundzwanzig, vierundzwanzig, da lässt sie ja ein wenig nach,
macht es aber keinem gar so leicht, ihr beglückendes Ja zu erhalten.
Natürlich stellt sich die Sache ganz anders, wenn die holde Fee in die Dreißiger hineinmarschiert;
da freilich würde sie gerne den nehmen, den sie früher verschmäht hat.
Sie packt dann einen zusammen, ohne ihn viel zu besehen, nennt er dann eine Hose sein Eigen oder nicht.
Ich bitte also, mit einem allfälligen Spott sich an die richtige Adresse zu wenden.
3. Geehrte Zuhörer!
Zu unserer allseitigen Freude haben wir in letzter Stunde doch noch ein verliebtes Paar zusammengebracht,
die heute in unserer Mitte den Ehrentag feiern wollen.
Da gegen ihre Verbindung niemand Einsprache erhoben hat und der heurige Fasching nur mehr eine kurze Spanne Zeit dauert,
so verkünde ich ihr Aufgebot auf allseitiges Verlangen einmal für allemal.
Der Bräutigam heißt Franz Rucksenschwanz,
Krankheiten hat er sonst keine als nur den Veitstanz;
gebürtig ist er nach Lümmelsdorf, Post Affenhausen.
Eltern, glaube ich, hat er gar nicht gehabt, da er selbst nicht weiß,
wie er in dieses Jammertal gekommen ist.
Die Braut heißt Elisabeth Sauschädl;
ihr Vorleben soll nicht ganz tadellos sein und eben deswegen will ich ihre Familienverhältnisse gar nicht näher schildern.
Gern haben sie sich ja, beispielsweise wie die Katze eine fette Maus.
Und wo Liebe, da Friede.
Also, würdiges Brautpaar, reicht Euch die Hände!
Gegen Eure Verbindung ist niemand und Ihr seid einander schon wert!
Zum Schluss möchte ich noch dem hochgeehrten Herrn (Name des Spenders)
unseren tiefgefühltesten Dank aussprechen für Ihre hochherzige Spende, nämlich dieses Bloches;
denn nur dadurch wurde es möglich gemacht, dieses schöne Fest abzuhalten.
Dank schuldig sind wir auch allen Obrigen, überhaupt allen Männern,
die durch ihr tatkräftiges Eingreifen sehr viel für das gute Gelingen unseres Blochziehens beigetragen haben.
Sie leben alle Hoch, Hoch, Hoch!
(Musik)
4. Für unsere Neuvermählten, die sich jetzt ihren jungen Hausstand gründen, dieses Bloch zum Verkaufe hier, damit mit dem Erlöse davon wenigstens ihrer momentanen Geldverlegenheit abgeholfen werden kann. Kauflustige mögen lizitieren!
(Folgt der Ehrentanz.)
Referenzen
Quelle:
Karl M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs.
Burgenländische Forschungen, Heft 22.
Eisenstadt, 1953
Blochziehen – St. Michaelmehr
St. Michael im Burgenland. Schilderung des Blochziehens vom 24. Februar 1936 durch Oberlehrer ...
Beschreibung
Schilderung des Blochziehens vom 24. Februar 1936 durch Oberlehrer Josef Tunkl, der Festleiter war, ergänzt durch einen Bericht in der „Güssinger Zeitung“, der mit „Jowö“ gezeichnet ist.
Wochenlang herrschte in der Gemeinde St. Michael ein aufgeregtes Treiben. Überall regten sich die Hände der Burschen und Mädchen, das Fest zu gestalten, denn ein wahres Volksfest für Groß und Klein, Jung und Alt sollte es werden.
Weit über hundert Jahre ist es her, dass hier im Fasching keine einzige Hochzeit gefeiert wurde. Die ältesten Bewohner versichern, dass ihnen von den Eltern kein solcher Fall überliefert wurde.
Und da es die Jugend war, die dieses Ereignis heraufbeschworen hatte, so oblag es auch ihr, diesen Tag mit ihren Darbietungen auszufüllen, eine einzigartige Hochzeit zu feiern.
Der Volksbrauch, dessen Ursprung wohl nicht genau bekannt ist, verlangt es, dass an Stelle einer leiblichen Braut eine „Waldbraut“, eine große Fichte tritt, die mit allen Regeln und Zeremonien einer wirklichen Hochzeit einem Burschen angetraut wird.
Folgen wir nun dem Verlauf des Blochziehens, wie es sich am Faschingsmontag, dem traditionellen Tag zugetragen hat.
Voll Bangen wurde, nach vielen Tagen sorgfältiger Proben, der Tag erwartet. Die riesige Braut, eine Fichte von 28 Meter Länge, mit Girlanden aus Immergrün umwunden und reich geschmücktem Wipfel, lag bereit. Der Wettergott hatte es leider schlecht gemeint, der Himmel zeigte in den Morgenstunden nicht das erhoffte heitere Faschingsgesicht, sondern tränte wie zu Allerseelen.
Aber plötzlich lockerte sich das graue Gewölk, die Sonne blitzte auf kurze Zeit hervor, und diese Strahlen wirkten wie ein Hornsignal auf die Bevölkerung, insbesondere auf die mitwirkende Jugend.
Bald tauchte auch schon ein Mädchen in der schmucken, altehrwürdigen Volkstracht auf, dort ein übermütiger Kasperl, der den Zug mit seinem Gegaukel begleiten wollte; dann zeigte sich ein Bursch in alter Vätertracht.
Kurz darauf kam der erste Reiter, den es zuhause nicht mehr gelitten hatte. Und nicht lange währte es, war alles beisammen. Da waren die Mädchen in ihrer hübschen, kleidsamen Tracht aus weitem, langem Färberkittel, dunklem Leibchen, weißem Hemde und buntem Hals- und Kopftuch; dann die Burschen im dunklen Anzug mit schwarzem Halstuch und breitem schwarzen Hute; die Reiter in langer, weißer Leinenhose, schwarzem Leibchen und Pelzmütze; die Musikanten in weißen Leinenhosen, dunklen Leibchen und schwarzen, flachen Hüten.
Am Südausgange des Ortes formierte sich der Zug. Voran die Reiter, dann folgten, einen flotten Marsch spielend, die Musikanten; jetzt kamen der Bräutigam mit seinen beiden Bittleuten und den Kränzlerinnen und den Kränzlern in stattlicher Anzahl. Der Zug wurde von einer zehnköpfigen Wachmannschaft, in alter Gendarmerieuniform mit Helm, ausgerüstet mit Gewehr- und Säbelatrappen, im Spalier begleitet.
Doch sie alle blieben nicht allein! Abgesehen von den von überall herbeigeeilten Zuschauern, gesellte sich ihnen mancherlei „Volk“ dazu. Das waren die Clowns mit ihren drolligen Gebärden, ein Bärentreiben, eine alte Hexe; dann verschiedene Handwerker, wie Friseur, Rauchfangkehrer, Schuster, Schneider, Rastelbinder u. a.
Es war ein buntbewegter Zug, der unter den Klängen eines alten Marsches dahinzog.
Bald wurde er jedoch zum Stehen gebracht. Eine als Straßensänger verkleidete Truppe brachte gesangliche Darbietungen, wofür sie reichlich belohnt wurde. Wieder zog man weiter, bis dann ein Bursche (Karl Krammer) die Eröffnungsansprache hielt. Auf dem Platz vor dem Spritzenhaus hatte der Zug haltgemacht.
Der Sprecher bestieg ein Podium, neben ihn stellte sich der Lader.
1. Die Ansprache lautete:
Meini liabn Hochzatschauer!
Für heut hat Enk da Ladna zu na Hochzat hieher nach St. Michl eing´ladn, aber wia de ausgehn wird, wiss´ ma alli mitananda no nit.
Wia´s alli wissts, hab ma vorigs Jahr an großn Schauer ghabt und an recht truckanan Summa, und wia´s ausschaut, hat der Schauer bei die Burschn die Kurasch d´erschlagn und bei die Madln, scheints, is die Liab eintrickat, weil im heurign Fasching bis hiaz no kun anzige Hochzat war.
Erst heut hat sie oana gfundn und das is der Seiler Seppl. Sei Vada hat scho a poarmal zu iahm gsagt: „Du“, hat er gsagt, „schau di um a Braut um“, hat er gsagt, „sunst wirst na älta wia i und zum Schluss heiratst na die eigene Großmuada!“
Der Seppl is a braver Bua und tuat sa´m Voda losn und alt gnua is er a schon. Er hat si heut die Gschicht za Herzn gnomma, seini Bittleut z´sammg´riaft und de wern hiaz halt sei Braut federn gehn.
Ans muaß i Enk aba varatn: Es is na nit ganz sicha, dass er a richtigi Braut kriagt. Das macht aba nix. Er hat si scha vorgsorgt. A Hochzat muass sein, denn wia schaut da sunst a Gmoan aus, wanns im Fasching nit amal a Hochzat gabat. Zum Schluss kamat ebba goar der Teifl von da Höll aussa und tat da mit seina Schwiegamuada a Hochzat machn. Und des wull ma do nit habm. Nit woahr!?
Hiaz liabi Hochzatschauer, bitt i Enk recht schen, folgts unsern Zug und seids nacha recht lusti und fidel, damit ehrts Ös unsa liabs Brautpoar!
He, Musikantn! Spülts auf an frischn Marsch, und vorwärts alli, dem Freudnfest entgegn! (Musik: Hochzeitsmarsch)
Nun hatte man nicht mehr weit zum Hause der Braut. Hier wurde die Einholung der „falschen Braut“ (der Einlaß des Bräutigams) vorgenommen. An ihr waren folgende Personen beteiligt: der Bittmann (Josef Kremsner), Nebenmann (Rudolf Frühmann), Ausgeber (Adolf Hanzl), Bräutigam (Josef Seiler), die Altfrau (Gisela Kopesky) und die Kranzlerin (Gisela Hanzl).
Vor dem verschlossenen Haus gab es zunächst folgenden 1. Diskurs:
Bittmann: No, was is denn da los, spirrn s´da Leut ban helliachtn Tag scho aussi?
Nebenmann: Da wird’s scho so da Brauch sein!
Ausgeber: Wer is denn da drausstn und was wöllts da eigentli?
Bittmann: No, das is wieda a Frag, was ma eigentli wölln da: Afn Handl gehn ma aus, um Jungfrauen, alti Weiba, Küah, Ochsn, Kalbm und Kaibl, was ma
halt kriagn!
Ausgeber: Koane Küah, Kalbln und Kalbm hab ma nit, aba Jungfrauen hab ma!
Bittmann: Na ja, mir sen ja hauptsächli ausganga wegn Jungfrauen!
Ausgeber: Ja, von wo seids den eigentli her?
Nebenmann: Von Hasendorf!
Bittmann: Is ja nit woahr, von Heugrabm sen ma ja! (ein nw. gelegener Ort)
Ausgeber: De wissen ja nit einmal, von wo s’sen!
Bittmann: Mein Nebenmann, woasst nit, von wo ma sen?
Ausgeber: Habts überhaupt a Bestätigung?
Bittmann: Ja, a Bestätigung hab ma scho, da is glei so a Büachl!
Ausgeber: Des is ja a Steuabüchl, da sein ja lauta Ziffern drauf! Habts koan andern Ausweis nit? Mit den kinna ma Enk nit eina lassn!
Bittmann: Na ja, des glaub i schon, das is ausländisch, das kinna ja de nit lesn. Da müass ma halt an andern Ausweis einigebm, dass sa si besser auskenna!
Ausgeber: Des is scho amal gar nit da Richtige, das is a Viehpass; da müssts scho was anders habm, sunst kinn ma Enk nit eina lassn!
Bittmann: Na ja, da hab ma ja an Hoamatschein, der is sogar vom Gmoanrichter interschriebm, da sen ma alli drauf, der gilt für alli.
Aba so gibt ma halt nit gern aus der Hand. Wanns aber nit anders is, muiss ma’n Enk halt do einigebm!
Ausgeber: Das is scho a Richtiga. Hiaz muass ma Enk halt do einalassn.
Bittmann: Das moan i a, weil ins wird scho kalt in d´Füaß, sonst gehn ma glei fort a, und Es kinnts enka Jungfrau ghaltn!
Alle: Gott sei Dank, dass ma da sen; grüass Enk Gott alli mitanand!
2. Der Bittmann trat vor und sagte:
Meine liebe Freunde!
Sie werden uns verzeihen, dass wir Sie mit einer so zahlreichen Schar überraschen und wollt mir erlauben, einige Worte an Euch zu richten.
Unser Freund als Bräutigam hat mit Eurer Tochter als seine zugesagte Braut einen Ehrentag bestimmt, welcher der heutige Tag ist.
Und nun, meine Lieben, erscheint er mitsamt seinen hochzeitsgeladenen Gästen, um Euch abzuholen zu einem Hochzeitsschmaus,
wo fest gegessen, getrunken und getanzt wird und zum Schluss unser Brautpaar von den alten Weibern durch den Segen,
der durch ihren Mund geht, verbunden wird für Zeit und Ewigkeit.
So, meine Lieben, sollt Ihr nun diejenigen mitnehmen, die wenig essen und trinken, damit für uns mehr übrig bleibt.
Das sind meine wenigen Worte und ich glaube, dass Ihr meine Worte besser verstanden habt, als ich es gemeint habe.
3. Der Ausgeber trat vor und sagte:
Grüass enk Gott! Hiaz wollts a Braut halt habm? Werdn ma halt schau´n, ob ma oani finden.
(Der Ausgeber führt die Altfrau vor). Na, da habts Enka Braut!
Bittmann: Na, a so an alti Schachtl wöll ma nit habm; is ja ganz bucklat, koani Zähnt hat s’ a nit mehr unds Hoar geht ihr a scho aus!
Altfrau: I bin ja no nit so alt, und Zähnt hab i ma erst machen lassn, und kann no beißn wia a Junge, und bussln kann i a no guat!
Bittmann: Na ja, Bräutigam, willst as habm, i heirat’s ja nit?
Bräutigam: Ei ja, was sullt i denn anfangen mit a so ana altn Schachtl? Za was kann i’ denn brauchn?
Ausgeber: Aft is’s mit der nix! Muiss ma halt schau’n, wenn ma an andere finden.
(Der Ausgeber führt dann eine Kränzlerin als Braut vor und sagt:)
Des wird halt hiaz die Richtigi sein!
Bittmann: Was willst denn mit an so an kloan Soacherl, de kann ja nix!
Kränzlerin: Was, i kann scho was! Kann Hoar zupfen, Labl Brot in Ofn schupfn und kochn, waschn und alli Arbeitn im Haus!
Bittmann: Des kann ma glabm und nit a. Koan Beweis hat ma ja nit da und übahaupt, Bräutigam, wia passt´s Dir? Jünga is s’ ja als wia die andere, zwida war s’ ja grad nit!
Bräutigam: Was soll i da anfanga mit an so an jungan Diandl, de kann ja nix!
Ausgeber: Aft passt Dir de a no nit! Was willst da für oani?
Bittmann: Mir wölln habm a langi, a dünni, a moderni, dass s’za da heutign Zeit dazua passt!
Ausgeber: A sölli habm ma nit!
Bräutigam: Na, aft heirat i de! (zeigt auf die Waldbraut.)
4. Der Ausgeber trat zum Bräutigam und sagte:
Nun, lieber Jüngling, ist es Dein Ernst, dass Du diese Waldbraut zu Deiner Ehegattin nimmst?
Bräutigam: Ja!
Ausgeber: Also sehe ich, dass Ihr des Willens seid, Euren ledigen Stand zu meiden und in den vielbegehrten Ehestand zu treten gesonnen seid. Ich will Euch aber zur Nachricht sagen, dass der Ehestand ein gar schwerer Stand ist, wo nicht alle Zeiten Freudenzeiten sind, in denen man Fleisch und Torte in Hülle und Fülle hat, sondern zu Zeiten auch Widerwärtigkeit entsteht, wo es nur Kraut und Erdäpfeln gibt. Und dabei sollt Ihr ein friedliches Leben führen, eines das andere nicht verlassen, wenn es krumm geht oder gerad.
Nun wünsch ich Euch einen glücklichen Anfang und ein seliges End,
Damit Euch kein Teufel auf Erden mehr trennt! – Glück auf!
Nun zog die falsche Braut samt den anderen Gästen zur Waldbraut,
der Bräutigam setzte sich rittlings auf das Bloch.
5. Der Hausvater (Adolf Hanzl) hielt ihm folgende Anrede:
Lieber Bräutigam!
Als Hausvater wünsch ich Dir zu Deinem heutigen Ehrentage
mit Deiner Braut soviel Glück, als Du nur ertragen magst!
Es ist aber mit Dir eine blamable Gschicht,
weil Du, so wie alle Burschen und Mädchen, seid faule Wicht!
Wie konntest Du kein Mädchen begehren,
dass Du heut musst eine Waldbraut verehren?
Sieh Dir nur einmal die Waldbraut an,
die tut Dir große Schande an,
sie ist ja nur aus Rinde und Holz,
wahrlich, für Dich kein Stolz!
Hättest Dir doch gsucht eine Braut aus Fleisch und Bein,
so ein Weiberl, das ist fein!
Sie könnt Dir kochen, waschen und braten,
eine solche Braut hätt ich Dir geraten.
Diese Waldbraut wird Dich weder ärgern, noch reizen,
Dir aber auch keine Füße aufspreizen.
Dazu wären so viele schöne Mädchen g’wesen wie Engel,
wenn Du Dich nur zu einer getraut hättest, Du mädchenscheuer Bengel!
Ich will Dir und allen Burschen geben den guten Rat,
damit Ihr nicht wieder erlebt diese Schmach:
Greift zu, so lang der Vorrat an Mädchen reicht,
denn mit einer Frau lebt sichs leicht!
Zu Deinem Trost, lieber Bräutigam, will ich Dir jetzt noch sagen,
dass du diese Braut nicht lange musst haben.
Sei daher voll frohem Sinn,
denn Du fährst ja nur mit dieser Braut kurze Zeit dahin.
Denn wärest Du gebunden mit dieser Holzbraut fürs Leben lang,
dann wäre es mir selbst um Dich bang.
Die Holzbraut ist gewachsen im Walde frisch,
hat aber keine Hände und Füß’,
kann Dir keinen Kuss geben,
na, lieber Bräutigam, mit einer solchen Braut wär’s kein Leben!
6. Darauf erwiderte der Bräutigam:
Meine sehr verehrten Hochzeitsgäste,
die Ihr gekommen seid zu meinem Ehrenfeste!
Ich habe mir wohl vorgenommen
und hätt mir gern von diesen vielen Jungfrauen eine zur Braut genommen.
Doch hab ich in der Liebe großes Pech
und komm nirgends recht.
Ich konnte trotz heißem Ringen
in keines Mädchens Herze dringen.
Ich muss Euch heut sagen,
dass ich alle Mädchen könnt zum Teufel jagen!
Die Mädchen der heutigen Zeit
spazieren unter die Leut’
herum so stolz,
wie wenn sie wären aus Holz;
waschen sich mit schmecketer Seif’
und sind noch nicht reif,
tragen kurze Seidenkittel mit viel Parfein
und sind aber nicht wert an Kren.
Haben einen Hut am Kopf
und daheim keinen Topf,
können nur viel G’schichten erzählen,
jedoch weder stricken, noch weben.
Nur gut tratschen
und nicht ohne Persil und Lux waschen.
Sie wollen sein g’scheiter
und kommen dabei nicht weiter.
Die Burschen am Land sind ihnen zu schlecht,
nur sie wollen haben alleweil recht.
Zieh’n dann dort in die Stadt
und wissen zum Schluss nicht schaffen einen Rat.
Im Brot ist ihnen zu viel Mehl,
sie bringen die Männer in die Höll.
Anstatt die Arbeit im Stall
ist ihnen alles egal.
Lernen nur machen Kästenstreifen
und haben daheim ka Seifen.
Anstatt einen schönen gefalteten Färberkittel
tragen sie ein nichtsnutziges Hüatl.
Die Mädel von heut
sind nicht mehr ganz g’scheit,
Weil sie tragen am Land
so a blöd’s G’wand.
Anstatt dass sie sparen,
tuns’ den schwachen Karr’n
mit der dummen Mode verfahren.
Die schönen alten Sitten
habens’ vergraben in der Hütten,
mit dem schönen alten Gewand
haben s’ a Schand.
Alle wollen tragen Schneeschuh
und schauen damit aus wie der Uhu.
Anstatt Wirtschaft zu führen,
tun s’ nur herumflanieren.
Diese Tracht und Fetzen
ist ja besser als das gute Essen,
man braucht dazu nicht viel Geld,
nur ein bisschen fleißiger und sparsamer sein
auf der verkommenen Welt,
dann wird das Heiraten leichter sein
und nicht werden eine Qual und Pein!
7. Die Gegenpartei, vertreten durch ein Mädchen (Hermine Berzkowits), erwiderte sofort auf seine Ansprache und wies seine Behauptungen energisch zurück, indem es die Einstellung der Burschen tadelte und sie als Alleinschuldtragende hinstellte:
Auf dieser Stelle wollen wir sagen,
dass wir nicht allein die Schuld haben zu tragen,
denn die Buam der heutigen Zeit
wollen mehr sein als alle Leut;
tragen einen steifen Kragen
und glauben damit mehr Macht zu haben,
tragen eine Pumphose und Halbschuh,
sein finster im Kopf, dabei stolz
und haben Wadl wie ein Zündholz;
wollen nicht arbeiten im Stall
und ein Mädl von dort ist ihnen eine Qual.
Gehen in die Gasthäuser herumsitzen
und tun dabei ihren Verstand verschwitzen.
Wir möchten gerne Wirtschaft führen und vorwärts streben,
nur die Burschen halten das für kein Leben,
Möchten gerne Bäuerinnen werden
und tragen schöne Färberkitteln;
Nur den Burschen ist das eine Schand,
wenn wir tragen so ein altes Gwand.
Dann soll einen das Heiraten gfreu’n?
Nein, das kann nicht sein!
8. Der Hausvater meldete sich abermals zum Wort:
Ihr Burschen und Mädchen, greift an am Strange
und führt ans Ziel Eure Schande,
damit Ihr fürs nächste Jahr wisst;
dass niemand aufs Heiraten vergisst!
Hoch lebe der Bräutigam mit seiner Waldbraut!
Nun setzte sich der Zug mit der Waldbraut in Bewegung. Der Bräutigam auf dem Bloch, von ihm links und rechts die Kränzlerinnen und Kränzler: voraus zwei Reiter, allerlei neugieriges Gesindel, wie Faschingsnarren (Gasperl), Handwerksburschen, Rauchfangkehrer, Rastlbinder (Kesselflicker), Schuhputzer, Rasierer, ein Mann mit einem Guckkasten, ein Bär mit einem Bärentreiber und schließlich die Straßensänger. Alle diese Gestalten tanzten, juchzten, bettelten und trieben allerlei Scherz zum Gaudium der Zuschauer und benahmen sich, als gehörten sie zum Hochzeitszug. Dadurch wurde der Zug öfter aufgehalten. Diesem folgte die Musik, die falsche Braut mit dem Brautführer und einige Kränzlerinnen und Kränzler.
Dem Bloch folgte ein Wagen mit der Brautausstattung, Kasten, Spinnrad und einer Wiege; auf ihm befanden sich auch das hohe Gemeindegericht, die Gmoagerechtigkeit, bestehend aus dem Gmoarichter (Bürgermeister), zwei Geschworenen und dem Gmoaschreiber (Standesbeamter). Übertreter der Ordnung, die von der Gendarmerie, zehn Burschen, gestellt und zur Bestrafung vorgeführt wurden, verurteilte dieses Gericht. Es verhängte über die Schuldigen (zumeist waren es angesehene Persönlichkeiten) ausschließlich Geldstrafen, die sofort fällig gestellt wurden. Hätte der Delinquent nicht sofort gezahlt, so wäre ihm der Kerker, welcher ebenfalls auf dem Wagen untergebracht war und in dem als abschreckendes Beispiel ein Sträfling schmachtete, sicher gewesen.
Dieses Gericht folgte dem Hochzeitszuge auf dem ganzen Wege und hatte – bei seiner Praxis – sehr viel zu tun. Trotz schärfster Strafen konnte das „fahrende Volk“ bei seinen vielen Streichen, zum Gaudium des Publikums, nicht gehindert werden.
Bald darauf hieß es, die Braut (Stellvertreterin) sei gestohlen worden und es währte sehr lange, bis man sie wieder fand. Dies ereignete sich mehrmals und bezeichnenderweise bei den Gasthäusern, wohin man sich natürlich am liebsten verschleppen ließ. Sie wurde erst gegen Zahlung eines Lösegeldes freigegeben und von der Musik abgeholt.
Ungefähr auf dem halben Weg zum Festplatz war die Straße durch ein quer gezogenes Seidenband abgesperrt („Vorziehen“). Dahinter standen Mädchen.
Der Hausvater trat hervor und sagte:
Hausvater: Was is dann da wieda los?
Ein Mädchen von den Vorziehern (Theresia Radakovits) trat hervor und sprach:
Sehr geehrte Hochzeitsgäste!
Mit wenigen Worten will ich Euch sagen,
wie es sich hat zugetragen,
dass wir uns das alles müssen lassen sagen.
Wir wären gerne mit Herz und Hand
getreten in den Ehestand,
doch hat sich kein Bursch getraut,
eine von uns Jungfrauen nehmen zur Braut.
Wir hätten lieber einer schönen lieblichen Braut
gesetzt einen Myrtenkranz aufs Haupt.
Und weil es leider nicht kann sein,
so fügen wir uns in unser Schicksal drein
und schmücken heut eine Waldbraut recht fein,
auf der ein Bräutigam sitzt,
der vor lauter Sitzen schon schwitzt.
Ei, Bräutigam! Sag, wär´s nicht schöner,
bei einem herzigen Weiberl zu sitzen,
als sich auf dem Bloch den Hintern wund sitzen?
Es ist wohl recht traurig zu sagen,
dass der Bräutigam auf dem Bloch ist gesessen
und hat auf uns Mädchen vergessen.
Und wie es schon vor Jahren war der Brauch,
so ziehen wir auch unser Band vor Euerer Braut.
Zum Lohne gebt uns Geld und Wein,
dann werdet Ihr von unserem Band entlassen sein!
Hoch der Bräutigam und die Hochzeitsgäste!
10. Der Hausvater antwortete:
Hochgeehrte Hochzeitsgäste, Jungfrauen und Junggesellen!
Als Hausvater erlaube ich mir zu sagen,
dass nicht der Bräutigam allein die Schuld hat zu tragen.
Und wenn ich Euch will ehrlich schenken reinen Wein,
so werdet Ihr Jungfrauen wohl auch schuld daran sein,
dass der Bräutigam hier auf dem Bloch muss sitzen;
das habt Ihr Jungfrauen auf dem Gewissen.
Warum habt Ihr nicht erhört sein Bitten und Fleh’n,
und eine ihm das Jawort geb’n?
Dann hättet Ihr können nach Eurem Begehren
den Ehrenkranz einer Jungfrau verehren!
So nehmt unsere Spenden rasch in Empfang
und tut schnell weg Euer Band.
Wir haben erfüllt nun Euer Verlangen
und wollen endlich zum Ziele gelangen!
Ich hätte zwar noch eine Bitt’:
Schließt Euch an in unsre Mitt’!
Da sie nun Geld und Wein erhalten haben, wird das Band entfernt und der Zug zieht zum Hauptplatz, wo die Ziviltrauung vorgenommen wird.
Auf dem Podium nimmt das hohe Gmoag´richt (Standesbeamter = Gmoaschreiber, Hans Rölle) Platz.
Vor dem Tische stellen sich die falsche Braut und der Bräutigam auf; hinter diesen beiden die zwei Beistände (Karl Jandrisovits und Stefan Seiler).
11. Der Standesbeamte erhebt sich und spricht zu dem Brautpaar:
Sehr verehrte Hochzeitsgäste! Hochwohlgeborenes Brautpaar!
Es ist mir heute zur Aufgabe gestellt, dieses Brautpaar vor der Öffentlichkeit zu vereinen und auf ewig zu verbinden, da sie sich bereit erklärt und entschlossen haben, noch in der letzten Stunde aus ihrer Jugend auszutreten und in die zweite Hälfte des Lebens einzugehen, wo sie hoffen, den Himmel auf Erden zu haben. Ob es dann so sein wird, das ist allerdings wieder eine andere Sache.
Ich, Standesbeamter vom hohen Gmoagericht in St. Michael, bin daher verpflichtet, ihren langen und heißersehnten Wunsch zu erfüllen und bitte daher das Brautpaar, herzuzutreten, um das Gelöbnis durch lautes Nachsprechen vor mir, sowie vor unserem Herrn Gmoarichter (Bürgermeister) und den Herren Geschworenen zu bekräftigen.
Nun, Herr Bräutigam, reich´ mir Deine rechte Hand und spreche mir richtig, nach Deinem besten Wissen und Gewissen also nach:
Ich Seppl Seila, verspreche, die Gisi Hanzl als meine rechtmäßige Ehegattin anzuerkennen,
verspreche ihr treu zu verbleiben in Kreuz und Leid,
in Glück und Unglück und in allen anderen Widerwärtigkeiten;
darauf gebe ich mein Wort!
Die falsche Braut spricht nach:
Ich, Gisi Hanzl, verspreche den Seppl Seila als meinen rechtmäßigen Ehegatten anzuerkennen,
verspreche ihm treu zu verbleiben in Kreuz und Leid,
in Glück und Unglück und in allen Widerwärtigkeiten;
darauf gebe ich mein Wort!
Gmoaschreiber (Standesbeamter):
Nun, so seid Ihr verheiratet und verbunden,
so dass Euch keine Macht auf Erden mehr von einander trennen kann,
und ich erkläre Euch somit als Eheleute.
So lebt nun recht glücklich und recht froh,
so wie der König Salomo,
und wenn Ihr zum Schluss wollt auf mich vergessen,
so soll Euch gleich der Wauga fressen!
Nun zieht der Zug unter den Klängen der Musik und den Späßen der Zuschauer weiter bis zum Ortsausgang gegen Güssing, wo das Kranzlabtanzen vorgenommen wird.
Braut, Bräutigam und die übrigen Hochzeitsgäste nehmen auf einem Podium an einem Tisch Platz.
Nun tritt der Brautführer vor den Tisch (gegenüber die Braut) und sagt:
Verzeiht mir’s, mein lieber Herr Ausgeber und Muahm (Hausmutter),
ich hätte wohl ein paar Worte zu melden und für Euch zu bringen,
wenn ich so viel Gnad und Erlaubnis hätte und könnte mit Ehr und Verstand zu Euch kommen,
so wärs mir herzlich lieb.
Könnt ich es aber nicht, so tät ich mir’s untertänig ausbitten,
Ihr wollt mir meine unverständigen Worte nicht übel aufnehmen.
Vivant!
Indem ich die Erlaubnis erhalten habe, meine paar Worte zu melden und für Euch zu bringen,
so tät ich mir’s auch untertänigst ausbitten, wenn ich so viel Gnad und Erlaubnis hätte,
der Jungfrau Braut ihren grünen Kranz von ihrem Haupte zu nehmen,
wegzutragen und hinfort nimmermehr aufzusetzen.
Vivant!
Indem ich also die Erlaubnis zum ersten Male erhalten habe,
so tät ich mir auch zum zweiten Male die Erlaubnis ausbitten,
der Jungfrau Braut ihren schönen grünen Kranz von ihrem Haupte zu nehmen,
wegzutragen und hinfort nimmermehr aufzusetzen.
Vivant!
Indem ich also die Erlaubnis das zweite Mal erhalten habe,
so tät ich mir’s auch zum dritten und letzten Male ausbitten,
der Jungfrau Braut ihren schönen grünen Kranz von ihrem Haupte zu nehmen,
wegzutragen und hinfort nimmermehr aufzusetzen
(nimmt ihr den Kranz vom Haupt).
Vivant!
Jungfrau Braut, schau ihn an, diesen Deinen schönen grünen Kranz zum ersten Mal,
den Du in Deinem jungfräulichen Leben so schön geziert und gepflanzt hast,
wie schön er blüht und leuchtet!
Vivant!
Jungfrau Braut, schau ihn an zum zweiten Mal, diesen Deinen schönen grünen Kranz,
den Du in Deinem jungfräulichen Leben so schön geziert und gepflanzt hast,
wie schön er blüht und leuchtet!
Vivant!
Jungfrau Braut, schau ihn an zum dritten Mal, diesen schönen grünen Kranz,
den Du in Deinem jungfräulichen Leben so schön geziert und gepflanzt hast.
Wieviel Väter und Mütter haben Kinder, aber sie können nicht alle die Ehre haben,
einen so schönen grünen Kranz auf ihrem Haupt zu tragen.
Anstatt dass sie ihn auf ihrem Haupt, müssen sie ihn verborgen tragen.
Ist das nicht eine schöne Sache, wenn man kann ehrlich und redlich hintreten vor den heiligen Altar?
Vivant!
Jungfrau Braut, schau ihn an zum letzten Mal, diesen Deinen schönen grünen Kranz,
denn so wenig wirst Du mehr einen so schönen grünen Kranz auf Deinem Haupte tragen,
als dürre Disteln rote Rosen tragen.
Früher werden dürre Disteln rote Rosen tragen, als Du, Jungfrau Braut,
einen so schönen grünen Kranz mehr auf Deinem Haupte trägst!
Vivant!
Jungfrau Braut!
Jetzt heißt es:
Kranzl weg, Häuberl her,
eine Jungfrau gewest und nimmermehr;
trägst Du kein Kranzl mehr, so tragst Du doch ein Häuberl,
ist sie auch keine Jungfrau mehr, ist sie doch ein Weiberl!
Vivant!
Jungfrau Braut, jetzt musst Du alle ledigen Burschen meiden
und Deinem Ehegatten treu verbleiben;
Desgleichen musst Du, junger Herr Bräutigam, alle Mädchen meiden
und Deiner Ehegattin treu verbleiben.
Wo Ihr Euch heute gelobt und geschworen habt,
dass Ihr Euch in allem Kreuz und Widerwärtigkeit einander treu verbleibt;
und er soll sie lieben, und sie soll ihn lieben,
bis Euch Gott von dieser Welt abberufen wird!
Vivant!
Verzeiht mir’s, Herr Ausgeber, und ebenfalls Muahm,
ich hätte wohl einige Worte noch zu melden und für Euch zu bringen,
wenn ich so viel Gnad und Erlaubnis hätte,
die junge Frau Braut aufzufordern auf drei christliche Ehrentänz’ zum ersten Mal mit mir,
zum zweiten Mal mit dem Herrn Ausgeber und
zum dritten Mal mit dem jungen Herrn Bräutigam
und dann mit den ganzen Hochzeitsgästen groß und klein, wie wir beisammen sein.
Die Hausfrau im Winkel
sitzt selten ohne Trinkel (Hohlmaß),
Hat sie getrunken und gegessen,
Soll sie auf Gott, den Herrn nicht vergessen.
Wird sie bei mir verspielen, so werden wir sie strafen um drei kluckerige (löchrige) Haselnüss und einen Eimer Wein,
dabei wollen wir ehrsame Hochzeitsgäste recht lustig sein! – Vivant!
13. Nun forderte der Brautführer die Braut mit dem folgenden Spruch zum Ehrentanz auf:
Ist die Braut marod oder krank,
so geht sie schön langsam nach der Bank.
Ist sie gesund und frisch,
so springt sie über Tafel und Tisch
Hierher auf meine rechte Hand
auf einen christlichen Ehrentanz.
So steht nur auf in Gottes Namen,
damit fängt sich der Ehestand an!
Das junge Weib stieg sodann zum Zeichen, dass sie nicht krank, sondern frisch und gesund sei, über die Tafel und absolvierte die feierlich gespielten Ehrentänze mit dem Brautführer, dem Hausvater und dem Bräutigam, dann anschließend mit anderen Hochzeitsgästen. Als nun dieses sogenannte „Kranzl-Abtanzen“ beendet war, sang die Jugend das Leitlied des Tages:
Stimmet an, ihr Burschen und ihr Mädchen,
stimmet an, stimmet an den Gesang!
Stimmet an und singet laut mit Kräften
ringsherum den Gesang, Hand in Hand.
Hier im Kreise lasst uns heut
Klagen unser Herzensleid:
Keinen Bräutigam, keine Braut,
Und kein Hochzeitspaar getraut!
14. Als der Ehrentanz beendet war, trat ein Bursch (Boisits Michael) als Vertreter des Standes auf das Podium und hielt folgende Schlussrede:
Ehrsame Hochzeitsgäste!
Seit alten Zeiten und Tagen
hat sich’s immer zugetragen,
dass bei uns jedes Jahr
wenigstens eine Hochzeit war.
Jedoch heuer, o mein,
konnte es nicht sein,
weil kein Mädchen und Bursch sich g’fundn,
die sich fürs Leben hätten gebunden.
Trotz Bangen und Hoffen
hats uns dennoch troffen,
Dass wir zum Gaudium
uns um eine Waldbraut mussten schauen um.
Nun haben wir sie dahergebracht
und sie lieget hier in vollster Pracht.
Sehet Euch diese Waldbraut nur an,
man kann auch haben seine Freude daran.
Zumal auf ihr ein Bräutigam sitzt,
der vor lauter Sitzen schon schwitzt.
Es ist ja nicht seine Schuld allein,
Dass er heute der Waldbraut Bräutigam muss sein.
Die Jungfrauen haben die größte Schuld,
denn sie haben in der Liebe keine Geduld.
Die Burschen wären bereit gewesen
und jeder gerne Bräutigam gewesen.
Doch leider, wie schon gesagt,
haben die Jungfrauen vollkommen versagt.
Drum mussten wir alle, o welche Pein,
heut in diese Schande hinein.
Eine jede Jungfrau soll trachten und schau’n,
dass sie in dem nächsten Fasching kommt unter die Haub’n,
damit uns erspart bleibt diese Müh und Plag,
die wir heut mit der Waldbraut haben gehabt.
Es soll sich die Sach’ so schnell nicht wiederholen,
weil alle es ja nicht gerne wollen.
Drum, hochgeehrte Hochzeitsgäste,
die Ihr gekommen seid zu unserem Feste,
nehmet teil an allen unseren Freuden
und tut Euch auch erkenntlich zeigen!
Die Waldbraut hat ihren Dienst getan,
Jetzt wird ’s verkauft, weil man ’s zum Weib nit brauchen kann.
Nun folgte die Verlosung der Waldbraut und anschließend die Versteigerung der übrigen gespendeten Rundhölzer.
Damit hatte das „Blochziehen“, das einen Hochzeitszug, wie er sich vormals abwickelte, vollkommen nachahmt, sein Ende gefunden.
Später Nachmittag war es geworden, bis die Feier ein Ende nahm. Damit war aber der Festtag noch lange nicht abgeschlossen.
Schon lockte der Abend mit Musik und Tanz, den die Jungen gemeinsam mit den Alten in fröhlichster und gehobenster Stimmung verbrachten.
Frühe Morgenstunde war es geworden, bis sie sich endlich trennten und damit eine Erinnerung mit nach Hause nahmen, an der sie noch lange zehren werden, denn wer weiß, wann wieder so ein denkwürdiger Tag in der Gemeinde anbrechen wird!
Bei diesem Blochziehen war trotz ungünstigen Wetters der Besuch schön und der Reingewinn 894,60 Schilling.
An Spenden waren eingegangen: 18,4 Kubikmeter Rundhölzer, vier Fässer und eine Kiste Bier und ungefähr 60l Wein.
Das hohe „Gmoagericht“ verwendete einen handgeschnittenen Stempel mit der Inschrift „Gmoagricht Michöl. Fosching 1936“ (siehe Foto).
Referenzen
Quelle:
Karl M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs.
Burgenländische Forschungen, Heft 22.
Eisenstadt, 1953
Güssinger Zeitung vom 8. März 1936
Bilder
Blochziehen – Strebersdorfmehr
Strebersdorf. Übermittelt von Johann Kirchknopf, Bürgermeister in Strebersdorf. D...
Beschreibung
Übermittelt von Johann Kirchknopf, Bürgermeister in Strebersdorf.
Das Blochziehen war 1935, Bräutigam Johann Ohr.
Es sind nur Bruchstücke des Textes überliefert.
Aufforderungsspruch:
Ich wünsche Euch allen einen glücklichen Tag herein
und wollte wünschen,
dass wir auf der himmlischen Hochzeit so versammelt sein können,
wie hier auf der hölzernen.
Sehr geehrte Hochzeitsgäste!
Mit einigen Worten will ich Euch sagen,
wie sich das alles zugetragen.
Da sich bei uns in Strebersdorf kein Bursche und Mädchen gefunden,
die sich hätten fürs Leben gebunden,
so haben wir ganz unverdrossen
die Ehe mit einer Holzbraut geschlossen,
es ist nach unserer alten Väter Sitte,
dass man zieht mit der Holzbraut in der Mitte
des Dorfes entlang
wie bei uns, so im ganzen Burgenland.
Vivat!
Frau Brautmutter, ich möchte bitten,
der Holzbraut den Ehrenkranz abzunehmen und ihn nicht wieder aufzusetzen.
Vivat!
Junggesellen und Kranzljungfrauen,
schaut Euch diesen grünen Ehrenkranz zum ersten Mal an,
wie schön grün geziert als er ist.
Es ist eine schöne Sache,
wenn die Eltern die Kinder fromm auferziehn,
damit sie dann mit dem grünen Ehrenkranz vor den Altar treten hin.
Vivat!
Junggesellen und Kranzljungfrauen,
schaut Euch diesen Ehrenkranz zum zweiten Mal an.
Der Ehestand ist ein schöner Stand für den,
der ihn schön ziert und aufpflanzt;
der Ehestand ist ein Wehestand für den,
der ihn nicht ziert und aufpflanzt.
Vivat!
Junggesellen und Kranzljungfrauen,
schaut Euch diesen Ehrenkranz zum dritten und zum letzten Mal an.
Heuer hat die Waldbraut den schönen Ehrenkranz getragen,
ob´s nächste Jahr wieder, kann ich jetzt noch nicht sagen.
Nun, Musikanten, lasst Eure Weisen klingen,
Dass sich Burschen und Mädchen zum Ehrentanz schwingen!
Vivat!
Referenzen
Quelle:
Karl M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs.
Burgenländische Forschungen, Heft 22.
Eisenstadt, 1953
Blochziehen – Stubenmehr
Stuben. Spätere Aufzeichnung aus Stuben vom 15. Februar 1931. Hochgeehrte F...
Beschreibung
Spätere Aufzeichnung aus Stuben vom 15. Februar 1931.
Hochgeehrte Festversammlung!
Werte Freunde von nah und fern!
Wir haben soeben einen außergewöhnlichen Hochzeitszug gemacht, desgleichen sehr selten vorkommt und in unserem Orte seit 21 Jahren nicht gewesen ist. Dies seltene Ereignis hat seine eigene Geschichte, drum bitt ich um Eure Geduld und Aufmerksamkeit, damit ich es Euch erzähle.
Es herrscht nämlich die alte Volkssitte, dass, wenn in einem Orte im Laufe eines Faschings sich unter den Burschen oder Mädchen auch nicht eines findet, welches seinen Nacken unter das süße Joch der Ehe beugt, ein Blochziehen veranstaltet wird.
In dieser Lage waren heuer auch wir, denn bekanntlich hat sich in unserem Orte weder ein Mädchen bestrebt, unter die Haube zu kommen, noch hat ein Bursche das Verlangen gehabt, sein Leben durch Gewinnung eines holden Weibchens zu versüßen.
Darum musste die ehrsame Burschenschaft sich bequemen, hinaus in den Wald zu gehen, um dort einen mächtigen Baum zu erspähen,
den sie als Braut in den Ort ziehen könnten, um Carneval zu Ehren eine Hochzeit zu halten.
Durch Vermittlung unseres guten Freundes Josef Böhm, Nr. 18 erhielten wir diese schlankgewachsene Fichtenbraut,
die wir nun im vollsten Hochzeitszuge mit Mühe hierher brachten, um sie hier öffentlich durch Verlosung einem glücklichen Gewinner anzutrauen, von dem sie niemand scheiden kann, als ein Käufer mit barem Gelde.
Bevor wir diesen wichtigen Akt vollziehen, sei es mir noch gestattet, einige Worte der Lehre und Mahnung an die Jugend, besonders an unsere Schönen zu richten, ohne die keine Hochzeit stattfinden kann.
Sollt Euch meine Rede schon etwas zu lang vorkommen, so verlängert Eure Geduld, ich will mich beeilen, gleich fertig zu werden.
Ihr lieben guten Mädchen, sorget dafür, dass solche Heiratszüge wie wir heute machen mussten, sich nicht gar oft wiederholen, denn das wäre für Euch und uns eine Schande.
Fasst einen andern Mut, habt heiße Lieb und seid uns Burschen stets treu gesinnt und vom Herzen gut, dann wird der nächste Fasching gewiss nicht ohne Hochzeit vergehen und die Burschenschaft wird nicht in die Lage versetzt, aus dem Walde eine Braut zu holen.
Beherziget bei Eurem Verlieben die schönen Worte:
Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet, der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.
Lasst Euch darum nicht beirren, legt nicht auf Äußerlichkeiten Gewicht, seht nicht, ob Geld zum Geld sich findet, sondern sorget,
dass Lieb mit Lieb sich bindet und Herz zum Herz sich findet, dann wird Eure Ehe friedlich sein und glücklich werden.
Damit Ihr aber mehr Heiratslust gewinnt, rat ich Euch, beim Schlafengehen so wie die Annamarie zu sprechen:
„Ohne Mann ists halt so traurig,
ohne Mann ists halt so öd.
Ach, wenn ich nur a an Mann schon bald hätt!“
Wenn Ihr dies befolgt, dann werdet Ihr bald die Heiratslust verspüren und mit Recht wird man dann sagen:
„Heiraten täts halt schon gern,
möchts schon gern Weiber wern,
weil Euch sonst a nix mehr gfreut
bei dera Zeit!“
Dass es also werde, wünsche ich im Namen der Burschenschaft von Herzen.
Im Namen der ehrsamen Burschenschaft danke ich allen Anwesenden aus nah und fern recht herzlich für ihr wertes Erscheinen bei unserm Blochziehfest.
Besonders danken wir dem Herrn Böhm, der so gütig war, uns das Bloch als Braut zu spenden, damit wir dies Fest vollziehen konnten.
Zum Schlusse habe ich die Ehre zu melden, dass die Antrauung der Braut sofort durch Verlosung erfolgen wird.
Der glückliche Gewinner wird zu drei Liter Leikaufwein verurteilt.
Nach der Verlosung ists erlaubt, dass jeder kann in Josef Böhms Gasthaus gehen und dort essen und trinken für sein eigen Geld, so lang es ihn gfreut.
Auch kann er, wenn er Lust verspürt, zu Ehren unserer Riesen-Fichtenbraut mit seinen eigenen Füßen drei Ehrentänze verrichten;
bevor aber täten wir bitten, wenn jeder noch früher seinen Beutel aufmachen möcht und zu unseren gehabten Unkosten etwas beisteuern möcht – für die Opfer sagen wir im Vorhinein schon „Gelts Gott!“
Referenzen
Quelle:
Karl M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs.
Burgenländische Forschungen, Heft 22.
Eisenstadt, 1953
