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Blochziehen, Saufausmehr

Alle. Der „Saufaus“ ist ebenfalls eine Trickfigur. Franz Jeri...

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Beschreibung

Der „Saufaus“ ist ebenfalls eine Trickfigur.
Franz Jeritsch aus Untervogau bei Straß (Stmk.) schildert ihn folgendermaßen:
Das ist ein maskierter Mann, sehr dick angezogen, der auf einem verdeckten Fass sitzt und auf einem Wagen mitgeführt wird.
Er hat ein Gesicht wie ein Laubfrosch und einen weiten Hals, in dem er einen Trichter verborgen hat, der mit einem Schlauch verbunden ist, der in das Fass mündet.
Wenn die Faschingsnarren beim Blochziehen viel zu trinken bekommen, geben sie stets dem Saufaus zuerst. Der setzt den Krug an und leer ist er.
Mancher Bauer, der diesen Trick nicht kennt, füllt den Krug erneut mit Most oder gutem Wein und schon wieder verschwindet alles in seinem großen Magen und der Bauer wundert sich, das der Kerl nicht betrunken wird!

Referenzen

Quelle:
Karl M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs.
Burgenländische Forschungen, Heft 22.
Eisenstadt, 1953

Blochziehen, Schmücken des Blochs, Ehrenpforte, Waldbrautmehr

Bad Tatzmannsdorf (und weitere). Der Stamm wurde mit Kränzen und Reisig, Efeu, Immergrün, Papierblum...

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Bad Tatzmannsdorf, Buchschachen

Beschreibung

Der Stamm wurde mit Kränzen und Reisig, Efeu, Immergrün, Papierblumen und Fähnchen geschmückt.
Blochziehen Limbach 2006
Blochziehen Neuhaus am Klausenbach 2020

An der vorderen Schnittfläche war meist eine Inschrift angebracht: (siehe Foto Blochziehen Limbach 2006)

„Hoch die Waldbraut“  (Unterschützen 1927, Riedlingsdorf 1934, St. Michael im Burgenland 1936)
„Hoch lebe die Waldesbraut (Bad Tatzmannsdorf 1929)
„Hoch lebe die Waldbraut Isabela“ (Eisenzicken 1936)
„Hoch lebe die Waldbraut  Angela“ (St. Martin in der Wart 1931)
„Sei gegrüßt, du grüne Waldesbraut!“ (Stuben 1931, Lebenbrunn 1934)
„Hoch das Brautpaar!“ (Limbach 1939)
„Hoch die Jugend!“ (Großbachselten 1920)

Auch die „Ehrenpforte“ weist oft eine ähnliche Inschrift auf:
„Glück zum Ehrentag!“  (Riedlingsdorf 1934)
„Es lebe die Jugend“! (Buchschachen 1926)

In Bad Tatzmannsdorf wurde die vordere Schnittfläche des Blochs (siehe Foto Blochziehen 1929) mit einem Frauenkopf, der aus einem Plakat kreisrund ausgeschnitten war, bedeckt und so die „Waldbraut“ verdeutlicht.
Eine überlebensgroße Puppe als Versinnbildlichung der Blochbraut sehen wir in Neustift bei Güssing 1927 auf dem Vorderende des Stammes aufgestellt.
Ein Weinfässchen auf dem Vorderende des Stammes aufgestellt, wird schon in einem Bericht aus Schölbing 1883 erwähnt und erscheint noch 1938 daselbst auf den Lichtbildern.
Auch in Großbachselten 1920, in Markt Allhau 1926 und Tudersdorf 1935 war es üblich.

An der Stirnseite des Bloches war oft ein geschmückter Bogen angebracht, unter dem der Bräutigam saß.
Sonst befand sich der Sitz für das Brautpaar weiter hinten auf dem Stamm, wo mit Reisig eine Art Thronsitz überdacht war.
Auf dem Stamm saß oft noch der „Pfarrer“ oder „Standesbeamte“, der auf ihm stehend dann auch seine Predigt hielt;
auf ihm sprang auch der Blochwurstl herum und machte seine Späße.

Referenzen

Quelle:
Karl M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs.
Burgenländische Forschungen, Heft 22.
Eisenstadt, 1953

Bilder

Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von Frau Dorothea Kerschbaum, Bad Tatzmannsdorf

Blochziehen, Streckschere, Schweinsblase, Blochwurstlmehr

Alle. Im Gefolge des Blochs sind zunächst die Faschingsnarren zu sehen. E...

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Aktuell
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Alle

Beschreibung

Im Gefolge des Blochs sind zunächst die Faschingsnarren zu sehen.
Ein „Blochwurstl“ wird in Dobersdorf erwähnt, ein Würstler in Rohr.
Häufig vorkommende Requisiten der Faschingsnarren sind die Streckschere, an Holzstäbe gebundene Schweinsblasen  wie in St. Nikolaus 1929 (siehe Foto) und Klingelbeutel.
Mit der Streckschere (siehe Foto), die auch im Weihnachtsbrauchtum unseres Gebietes zu finden ist, werden die Zuseher erschreckt und gezwickt, mit den Schweinsblasen geschlagen.
Die Klingelbeutel sind entweder an einem kurzen Holzstiel befestigt oder an einer langen Stange mit der bis zu den Fenstern des ersten Stockwerkes gereicht werden kann, wie in Mannersdorf an der Rabnitz 1930.

Referenzen

Quelle:
Karl M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs.
Burgenländische Forschungen, Heft 22.
Eisenstadt, 1953

Bilder

Vordergrund: 2 maskierte Männer mit Schweinsblase
Mit der Streckschere wurde allerlei Schabernack getrieben

Blochziehen, Ziehen des Blochsmehr

Eisenzicken (und weitere). Das Ziehen des Blochs wird ganz unterschiedlich durch Burschen und ...

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Eisenzicken, Grafendorf

Beschreibung

Das Ziehen des Blochs wird ganz unterschiedlich durch Burschen und Mädchen, ja sogar Verheiratete besorgt.
In Mogersdorf und Rosendorf ziehen die Burschen, wenn keiner von ihnen unter dem Jahr geheiratet hatte und umgekehrt die Mädchen.
Wenn niemand heiratete, zogen beide Teile, ebenso in Limbach.
Nur Burschen zogen in St. Martin in der Wart 1931, Grafendorf 1933 und in Stegersbach 1936.
Dass Mädchen alleine das Bloch ziehen, ist äußerst selten. Häufig ist dagegen der Fall, dass Burschen und Mädchen gemeinsam ziehen, und zwar einen Stamm am gemeinsamen Strange, wie in Oberschützen 1926, Neustift bei Güssing und Tudersdorf.
Es kommt aber auch vor, dass Mädchen und Burschen getrennt je einen Stamm ziehen wie aus Rudersdorf 1936 berichtet wird.
Ganz alleinstehend ist die Nachricht aus Pilgersdorf 1937, dass Verheiratete ziehen.
Neuerer Brauch dürfte es sein, dass einfach Pferde dem Bloch vorgespannt werden, wie in Schandorf 1930, Markt St. Martin 1933, Kogl 1933 und Karl 1937.

Sehr altertümlich dagegen dürften die als Zugtiere verkleideten Burschen sein. Sechs Bären waren 1880 als Vorspann an dem Fasswagen angespannt, zwei Bären bildeten den Vorspann beim Bloch in Eisenzicken 1936.
Ein Pelzvermummter als Zugtier war 1936 in Rosendorf zu sehen, einen Burschen als Zugtier eines Schlittens zeigt ein Bild aus Lebenbrunn 1934.

Referenzen

Quelle:
Karl M. Klier, Das Blochziehen. Ein Faschingsbrauch von der Südostgrenze Österreichs.
Burgenländische Forschungen, Heft 22.
Eisenstadt, 1953

Bilder

Hier ziehen die Mädchen das Bloch.
Burschen und Mädchen ziehen das Bloch gemeinsam.
Burschen ziehen das Bloch

Blochziehn – Großpetersdorfmehr

Großpetersdorf. Ein „Blochzieh’n“ in Großpetersdorf  am 8. Feber 1932 Unter den Sit...

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Großpetersdorf

Beschreibung

Ein „Blochzieh’n“ in Großpetersdorf  am 8. Feber 1932

Unter den Sitten- und Volksbräuchen, die im Burgenland noch lebendig sind, gibt es im südlichen Teil des Landes den Brauch des Blochzieh’ns (ein großer entrindeter Fichten-, Tannen- oder Eichenstamm wird „Bloch“ genannt).
Er wird an einem der letzten drei Faschingstage von der erwachsenen Jugend geübt, wenn in einer Gemeinde während der Faschingswochen keine Hochzeit stattgefunden hat.
Dieser Volksbrauch, an dem sich nicht nur die gesamte Jugend des Ortes, zumeist in alter Volkstracht, sondern als Zuschauer die ganze Gemeinde, oft auch die Nachbargemeinden beteiligen, nimmt nach Art einer Hochzeit etwa folgenden Verlauf, wie er hier nach einem am 8. Feber 1932 in Großpetersdorf stattgefundenen „Blochzieh’n“ geschildert wird:

Die „Braut“ war ein schöner Holzstamm, den die Urbarialgemeinde Großpetersdorf der Jugend unentgeltlich überlassen hatte. Auf einem geeigneten Wagen harrte die „Waldbraut“, mit färbigen Papierblumen, Bändern und Kränzen geschmückt, des Bräutigams. Dieser, einer der älteren Burschen des Ortes, wartete feiertäglich herausgeputzt, in jenem Gasthause, wo auch die Abendunterhaltung stattfand.
Ein Mädchen in schöner alter Volkstracht, die Kränzlerin dieses Bräutigams, begab sich in Begleitung sämtlicher Teilnehmer beiderlei Geschlechtes in das Gasthaus zum Bräutigam und sagte zur Gastwirtin folgendes:

Liebe Hausmutter!
Wir kommen mit einer großen Bitt‘,
um zu holen Ihren Bräutigam in uns’re Mitt‘.
Wir wollen ihn führen den Ehrenweg
und bringen ihn zurück auf dem gleichen Weg!

Mit großem Gefolge wurde nun der Bräutigam unter den Klängen einer Musikkapelle zur Waldbraut geführt.

Bevor der Bräutigam auf das Bloch stieg, sagte das Kranzelmädchen Folgendes:
Nun lieber Bräutigam,
hier hast du Deine Braut,
nimm sie doch mit Freuden an
und mach sie Dir vertraut!

Ein neben der Waldbraut stehender Bursche, welcher die Funktion des Hausvaters inne hatte, sagte Folgendes:
Lieber Bräutigam!
Als Hausvater wünsch‘ ich Dir zu Deinem heutigen Ehrentag
mit Deiner Braut soviel Glück Du nur ertragen magst!
Es ist aber mit Dir eine blamable G’schicht‘,
weil du, so wie alle Burschen und Mädchen, seid faule Wicht‘!
Wie konntest Du kein Mädchen begehren,
dass Du heut‘ musst eine Waldbraut verehren?
Sieh Dir nur einmal die Waldbraut an,
die tut Dir große Schand‘ an,
sie ist ja nur aus Rinde und Holz,
wahrlich für Dich kein Stolz!
Hättest Dir doch g’sucht eine Braut aus Fleisch und Bein,
so ein Weiberl, das ist fein.
Die könnt‘ Dir kochen, waschen und braten,
eine solch‘ Braut hätt‘ ich Dir g’raten.
Aber diese Waldbraut wird Dich weder ärgern noch reizen,
dazu wären so viele schöne Mädchen g’wesen wie Engel,
wenn du Dich nur zu einer g’traut hättest,
Du mädchenscheuer Bengel!
Ich will Dir und allen Burschen geben den guten Rat,
damit ihr nicht wieder erlebt diese Schmach.
Greift zu, so lange der Vorrat an Mädchen reicht,
denn mit einer Frau schläft sich’s weich.
Zu Deinem Trost, lieber Bräutigam, will ich Dir jetzt noch sagen,
dass Du diese Braut nicht lange musst haben.
Sei daher voll frohem Sinn,
denn du fährst ja nur mit dieser Braut kurze Zeit dahin.
Denn wärest Du gebunden mit dieser Holzbraut fürs Leben lang,
dann wäre es mir selbst um Dich bang.
Die Holzbraut ist g’wachsen im Walde frisch,
hat aber keine Hände und Füß‘,
kann Dir keinen Kuss geben,
na, lieber Bräutigam, mit einer solchen Braut wär’s kein Leben!

Auf die Rede des Hausvaters, folgt nun die Erwiederung des Bräutigams:
Meine sehr verehrten Hochzeitsgäste,
die Ihr gekommen seid zu meinem Ehrenfeste!
Ich habe mir wohl vorgenommen,
und hätt‘ mir gern‘ von diesen vielen Jungfrauen
eine zur Braut genommen.
Doch hab‘ ich in der Lieb‘ großes Pech
und komm‘ nirgends recht.
Ich konnte trotz heißem Ringen
in keines Mädchens Herzen dringen.
Ich muss Euch heut‘ sagen,
dass ich alle Mädchen könnt zum Teufel jagen.
Die Mädchen der heutigen Zeit
spazieren unter die Leut
herum so stolz,
wie wenn sie wären aus Holz.
Waschen sich mit schmecketer Seif
und sind noch nicht reif,
tragen kurze Seidenkittel mit viel Parfum
und sind aber nicht wert an Kren.
Haben einen Hut am Kopf
und daheim keinen Topf.
Können nur viele G’schichten erzählen,
jedoch weder stricken, noch weben.
Nur gut tratschen
und nicht ohne Persil und Lux waschen.
Sie wollen sein g’scheiter
und kommen dabei nicht weiter.
Die Burschen am Land sind ihnen zu schlecht,
nur sie wollen haben alleweil recht.
Zieh’n dann fort in die Stadt
und wissen sich zum Schluss nicht schaffen einen Rat.
Im Brot ist ihnen zu viel Mehl,
sie bringen die Männer in die Höll.
Anstatt die Arbeit im Stall
ist ihnen alles egal.
Lernen nur machen Kästenstreifen
und haben daheim ka Seifen.
Anstatt einen schönen gefalteten Färberkittel,
tragen sie ein nichtsnutziges Hüatl.
Die Mädel von heut
sind nicht mehr ganz g’scheit,
weil sie tragen am Land
so a blöd’s G’wand.
Anstatt dass sie sparen,
tuns den schwachen Karr’n
mit der dummen Mode verfahren.
Die schönen alten Sitten,
haben’s vergraben in der Hütt’n,
mit dem schönen alten G’wand
haben’s a Schand.
Alle wollen tragen Schneeschuh
und schauen aus wie der Uhu.
Anstatt die Wirtschaft zu führen,
tun’s nur herumflanieren.
Diese alte Tracht und Fetzen
ist ja besser als das gute Essen.
Man braucht dazu nicht viel Geld,
nur ein bisschen fleißiger und sparsamer sein
auf der verkommenen Welt.
Dann wird das Heiraten leichter sein
und nicht werden eine Qual und Pein!

Hierauf folgte die Erwiderung eines Mädchens im Namen der weiblichen Jugend:
Auf dieser Stelle wollen wir sagen,
dass wir nicht allein die Schuld haben zu tragen,
denn die Burschen der heutigen Zeit,
wollen mehr sein als alle Leute.
Tragen einen steifen Kragen
und glauben, damit mehr Macht zu haben.
Tragen eine Pumphose und Halbschuh,
sei’n finster im Kopf, dabei stolz,
und haben Wad’l wie ein Zündholz.
Wollen nicht arbeiten im Stall
und ein Mäd’l von dort ist ihnen eine Qual.
Gehen in die Gasthäuser herumsitzen
und tun dabei den Verstand verschwitzen.
Wir möchten gerne Wirtschaft führen und vorwärts streben,
nur die Burschen halten das für kein Leben,
möchten gerne Bäuerinnen werden und tragen schöne Färberkitteln,
nur den Burschen ist das eine Schand,
wenn wir tragen so ein altes G’wand.
dann soll einen das Heiraten g’freu’n,
nein, das kann nicht sein!

Der Hausvater meldete sich abermal zu Wort und sagte:
Ihr Burschen und Mädchen, greift an am Strange,
und führt ans Ziel Eure Schande,
damit Ihr wisst,
dass niemand aufs Heiraten vergisst!
Hoch lebe der Bräutigam mit seiner Waldbraut!

Der Wagen mit der geschmückten „Waldbraut“, auf welcher vorne der Bräutigam saß, wurde von den Burschen durch die Hauptstraße des Ortes gezogen. Da zogen Mädchen ein Seidenband quer über die Straße vor und sperrten so den Zug.

Eines von ihnen trat vor und sagte:
Sehr geehrte Hochzeitsgäste!
Mit wenigen Worten will ich Euch sagen,
wie es sich hat zugetragen,
dass wir uns das alles müssen lassen sagen.
Wir wären gerne mit Herz und Hand
getreten in den Ehestand.
Doch hat sich kein Bursch getraut
eine von uns Jungfrauen nehmen zur Braut.
Wir hätten lieber einer schönen lieblichen Braut
gesetzt einen Myrtenkranz aufs Haupt.
Und weil es leider nicht kann sein,
so fügen wir uns in unser Schicksal drein
und schmückten heut eine Waldbraut recht fein,
auf der ein Bräutigam sitzt,
der vor lauter Sitzen schon schwitzt.
Ei Bräutigam!
Sag, wär’s nicht schöner, bei einem herzigen Weiberl zu sitzen,
als sich auf dem Bloch den H –– wund zu sitzen?
Es ist wohl recht traurig zu sagen,
dass der Bräutigam auf dem Bloch ist gesessen
und hat auf uns Mädchen vergessen!
Und wie es schon vor Jahren war der Brauch,
so ziehen wir auch unser Band für euere Braut.
Zum Lohn gebt uns Geld und Wein,
dann werdet Ihr von unserem Band entlassen sein!
Hoch der Bräutigam und die Hochzeitsgäste!

Das Seidenband wurde erst entfernt, nachdem sie auf einem Teller einige Geldstücke und jede ein Glas Wein bekamen.

Hierauf hielt der Hausvater folgende Anrede:
Hochgeehrte Hochzeitsgäste, Jungfrauen und Junggesellen!
Als Hausvater erlaube ich mir zu sagen,
dass nicht der Bräutigam allein
die Schuld hat zu tragen.
Und wenn ich Euch will ehrlich schenken reinen Wein,
so werdet Ihr Jungfrauen wohl auch schuld daran sein.
Dass der Bräutigam heut‘ hier auf dem Bloch muss sitzen,
das habt Ihr Jungfrauen auf dem Gewissen.
Warum habt Ihr nicht erhört sein Bitt’n und Fleh’n
und eine ihm das Jawort gegeb’n?
Dann hättet Ihr können nach Eueren Begehren
den Ehrenkranz einer Jungfrau verehren!
So nehmt unsere Spenden rasch in Empfang
und tut schnell weg Euer Band.
Wir haben erfüllt nun Euer Verlangen
und wollen endlich zum Ziele gelangen.
Ich hätt‘ zwar noch eine Bitt‘
Schließt euch an in unsre Mitt‘!

Hierauf setzte sich der Zug wieder in Bewegung bis er auf einem freien Platz anlangte.

Hier trat nun ein Junggeselle als Vertreter seines Standes vor und hielt folgende Ansprache:
Seit alten Zeiten und Tagen
hat sich’s immer zugetragen,
dass bei uns jedes Jahr
wenigstens eine Hochzeit war.
Jedoch heuer, o mein,
konnte es nicht sein,
weil kein Mädchen und Bursch sich g’funden,
die sich für’s Leben hätten g’bunden.
Trotz Bangen und Hoffen
hat’s uns dennoch g’troffen,
dass wir zum Gaudium
uns um eine Waldbraut musste schauen um.
Nun haben wir sie daher gebracht
und liegt hier in vollster Pracht.
Sehet Euch diese schöne Waldbraut nur an,
man kann auch haben seine Freude daran,
zumal auf ihr ein Bräutigam sitzt,
der vor lauter Sitzen schon schwitzt.
Es ist ja nicht seine Schuld allein,
dass er heut‘ der Waldbraut Bräutigam muss sein.
Die Jungfrauen haben die größte Schuld,
denn sie haben in der Liebe keine Geduld.
Die Burschen wären bereit g’wesen
und jeder gerne Bräutigam g’wesen.
Doch leider, wie schon g’sagt,
haben die Jungfrauen vollkommen versagt.
Drum mussten wir alle, o welche Pein,
heut‘ in diese Schand‘ hinein.
Eine jede Jungfrau soll trachten und schau’n,
dass sie in dem nächsten Fasching kommt unter die Haub’n,
damit uns erspart bleibt diese Müh‘ und Plag‘,
die wir heut‘ mit der Waldbraut haben g’habt.
Es soll sich die Sach‘ so schnell nicht wiederholen,
weil wir alle es ja nicht gerne wollen.
Drum hochgeehrte Hochzeitsgäste,
die Ihr gekommen seid zu uns’rem Feste!
Nehmet teil an allen uns’ren Freuden
und tut Euch auch erkenntlich zeigen.
Die Waldbraut hat ihren Dienst getan,
jetzt geht die Verlosung an.
Kauft rasch die Lose ein,
jeder kann Gewinner sein
und führt als Preis die Waldbraut heim!

Und nun begann die Verlosung der Waldbraut. Der Gesamtertrag wurde humanitären und kulturellen Zwecken zugeführt.
Von den sonstigen Einkünften bei diesem Blochziehen wurden die Auslagen und besonders die Kosten der Abendunterhaltung bestritten. Diese dauerte bis Mitternacht. Dabei wäre bald vom Eisenberger Wein nichts mehr übriggeblieben.
Wenn auch in dem Blochziehen nur ein alter Brauch auflebte, der in Großpetersdorf schon seit Menschengedenken nicht mehr abgehalten wurde, so enthielten die Anreden und Sprüche doch sehr viele beißende Wahrheiten über unsere Tage und Zustände. So werden alte Bräuche wieder lebendig für die Gegenwart.

Referenzen

Quelle:
Karl Halaunbrenner (Korrespondent), Ein Blochzieh`n in Großpetersdorf.
In: Burgenländische Heimatblätter 1, 1927

Blochziehn, Beschreibungmehr

Ortsunabhängig.   Blochziehen im Burgenland 1927 Einer der ältesten und tief v...

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Ortsunabhängig

Beschreibung

 

Blochziehen im Burgenland 1927

Einer der ältesten und tief verwurzelten Bräuche bei den Heanzen im südlichen Burgenlande ist das Blochziehn.
Der schlichte Tannenbaum wird zum Symbol des Immergrünens und Nichtverwelkens inmitten der eisigen Winterszeit. Glaube, Liebe und Hoffnung sind seine Bedeutung, ob er als Christbaum, Maibaum oder als grüne Waldbraut dasteht.
Es ist bekannt, dass die Hochzeiten beim Bauernvolke, wenn nicht besondere Umstände zwingen, in der Regel im Fasching abgehalten werden. Die Ursachen dessen sind leicht zu erkennen: Die Vorbereitungen für den Hochzeitstag nehmen Tage und Wochen in Anspruch und der eigentliche „große Tage“ ist mit einem Tag noch lange nicht beendet. Es ist daher erwünscht, einen Zeitpunkt auszusuchen, an dem die drängenden Arbeiten ruhen, an dem der Bauer auch für seine gemütliche Seite so viel übrig hat, dass er Tage lang aushält im Tanzen und lustig sein.

Und ist im christlichen Kirchenjahr nicht gerade die Faschingszeit für Unterhaltungen, Hochzeiten und andere Liebesabenteuer bestimmt?
Da sitzt der Sepp halbe Nächte hindurch bei seiner Reserl und plauscht ihr den Kopf an mit Liebesworten und Heiratsplänen; da geht der Hias in Schnee und Eis, bei Sturm und Wind zu seiner Lis, weil sie gar so hübsch ist und ein so gutes Herz hat. Und der Saml, der kann das Fensterln bei der Nani nicht lassen, ob er auch manchmal schon draufgezahlt hat.

„Keine Kohle, kein Feuer kann brennen so heiß. . .“ Fasching ist’s! — Bald hört man flüstern und zischen unter den alten Weibern: Wird der wohl diese und jener die andere heiraten? Selten ist es der Fall, und trifft es einmal zu, dass ein Fasching leer (ohne Hochzeit) ausgeht, so fordert es der heanzische Volksbrauch, dass man eine grüne Braut werbe und Bloch ziehe. Ein ausgeästeter, mächtiger Tannenbaum, mit Efeu und Immergrün, mit Blumen und Bändern bekränzt, ist die Braut; ein witziger Bursche gibt den Bräutigam. Die übrige Jungmannschaft sind Kränzler und Kränzeljungfern.

Am Dorfhügel wird die jungfräuliche Waldbraut vom Bräutigam, seinem Gefolge und zahlreichen Zuschauern unter Klängen der Musik empfangen. Groß und Klein ist dabei, denn eine Braut sieht man nicht jeden Tag. Die schlanke Braut in ihrem mit Blumen reichlich geschmückten Ornat liegt bereits auf dem Wagen, nun nimmt noch der Bräutigam Platz. Er ist in Schwarz gekleidet, hat den runden Hut um und um mit Bändern behängt; in der Hand schwingt er den mit Bändern beflaggten Bräutigamstab. Gleich den übrigen Brautführern hat auch er die Hose in die Stiefeln gesteckt. So trägt man sie in der Heanzerei. Die Jungfern sind in langen Färberkitteln, engen Röcken und tragen mit Blumen ausgestickte weiße Kopfhauben.

Einige Brautführer sind beritten; sie sorgen für die Ordnung heim Hochzeitszuge und halten Vor- und Nachhut. Die übrigen Burschen und Mädel ziehen den Brautwagen, während die Musikkapelle ununterbrochen Marschlieder spielt. Inzwischen wird gejubelt und gejuchzt, dass es doppelt widerhallt; Böller- und Pistolenschüsse übertönen den Lärm. Ein sonderbarer Hochzeitszug!

Am Gemeindeanger macht er halt; der Bräutigam erhebt sich von seinem Platz und begrüßt seine Braut und die Gäste. Die Kranzeljungfern stehen dicht um die Braut herum und machen beinahe neidische Mienen. — Dahinter lassen die berittenen Brautführer ihre feurigen Pferde im Kreise tanzen; alles drängt sich dicht heran und lauscht den Worten des Redners, die, mit saftigen Witzen gespickt, allgemeine Lachsalven auslösen. Hat der Bräutigam mit einem „Vivat“ geendet, schlägt die Musik ein; dann richtet der erste Brautführer im Namen der ehrsamen Hochzeitsgäste Glück- und Segenswünsche an das Brautpaar und dankt den Zuschauern für das zahlreiche Erscheinen.

Nachdem die Musik wieder eine Weise gespielt hat, besteigt der Bürgermeister im Namen der ganzen Gemeinde das grüne Podium und macht auch sein „Xires-Xeres„. Er ist in diesem Falle der Brautvater, ist doch die Braut von der Gemeinde beigestellt und ausgestattet worden.

Nun aber die Braut?
Sie mag kein‘ Knödl und isst kein Kraut — ein stummer Holzstamm, eine hölzerne Braut, die letzten Endes öffentlich versteigert, dem Meistbietenden verbleibt. Die große Ehrung hat sie mit ihrem Leben erkauft und den lustigen jungen Leuten zu Geld verholfen, um das eigentliche Faschingsfest dann im Gasthause weiter feiern zu können. Alles, was für die Waldbraut eingekommen ist, wird restlos vertanzt und vertrunken, ja manches Geldstück noch aus der eigenen Tasche beigesteuert, um dem Fest einen recht schönen Verlauf zu verleihen.

Was Füße hat, tanzt, dass die Fransen fliegen. Sogar der Schulmeister ist lustig und fidel. Er hat seinen Schulkindern freigegeben zum „Hochzeitschaun“ und damit sie die gewonnenen Eindrücke in den nächsten Tagen in einem Aufsatz verarbeiten.

Getanzt werden Ländler, Walzer, Polka und Mazurka (sogenannte „Bauerntänze). Zur Abwechslung werden von Burschen und Mädeln auch Reigen aufgeführt, wie der „Polsterltanz“, wobei jedes trachtet, nur beim Küssen nicht zu kurz zu kommen. Wie lacht da manches Herz! Dann singt man „Tuschlieder“, sie sind aus der Volksseele entstanden und im Dialekt gehalten. („Mai Schätz is a‘ Müller, kao“ Grias und Möhl mäl’n; hiatz is‘ ma dea Tälpätsch in’s Möhl ainigfäll’n“ usw.)

Um Mitternacht werden ein paar lustige Szenen aufgeführt. Da wird der Baohnl‘ Matz als Hofnarr verkleidet mit der Musik von Tisch zu Tisch geführt, macht seine Witze und singt Spottlieder. Sein Auftreten löst gegenseitige Spottgesänge und Gelächter aus. Plötzlich stürzt die Köchin oder Wirtin mit einer Schüssel Suppe über die Schwelle herein und verbrennt sich fürchterlich. Darauf kommt der Bader und zeigt seine Kunst. Und so geht es fort im Dirum-Darum (Unterhaltung) bis zum hellen Morgen. Nun verlieren sich die Leute allmählich. Die Burschen begleiten ihre Mädel nach Hause, kommen aber dann wieder ins Wirtshaus zurück und treiben mit der Musik das lustige Spiel weiter oder sie ziehen mit der Musik von Haus zu Haus und bringen ihren Liebchen Ständchen.
Gegen Mittag verlieren auch sie sich (gehen aber oft am Abend wieder fort) und nun ist die Hochzeit zu Ende. Wer wollte nicht zufrieden sein damit? — Der Sepp, der Hias und der Saml, sie gehen freudigen Antlitzes und in voller Zuversicht nach Hause, denn, ehe das Jahr vergeht, soll wieder Hochzeit sein.

Referenzen

Hans Graf, Das Blochziehn, ein altheanzischer Brauch.
In: Burgenländische Heimatblätter 1, 1927.

 

Blumengeschenk, Osterbrauchmehr

Forchtenau. In Forchtenau hat sich aus einer seinerzeitigen Aktion der Katholis...

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Festausübung
Aktuell
Ort
Forchtenau

Beschreibung

In Forchtenau hat sich aus einer seinerzeitigen Aktion der Katholischen Jungschar eine Art Kinderbrauch entwickelt, der sich zu etablieren scheint, das „Blumengeschenk“ die „Freude an der Osterbotschaft“.
Am Osterstonntag Nachmittag versammeln sich Buben und Mädchen im Servitenkloster, wo sie tags zuvor von ihnen selbst gepflückte Blumen, vor allem Himmelschlüssel, mit Palmzweigen und Tannenzweigen zu Sträußchen binden, an die sie Kärtchen heften, auf denen steht: „Viel Freude an der Osterbotschaft“.
Mit diesen Sträußchen ziehen sie singend in die Altersheime, aber auch in die Wohnungen alter Menschen, singen dort ihre Lieder und sagen Gedichte auf. Andere Gruppen beschenken Straßenpassanten, Autofahrer und die Besucher der Burg Forchtenstein.

Referenzen

Bertl Petrei, Lebendiges Brauchtum im Burgenland.
Eisenstadt, 1973.

Brautabholenmehr

Alle. Im Hause der Braut erhalten die verheirateten Männer Rosmarinzweige...

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-
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Festausübung
Aktuell
Ort
Alle

Beschreibung

Im Hause der Braut erhalten die verheirateten Männer Rosmarinzweige für das Knopfloch, die Frauen bekommen Zweige in die Hände, außerdem werden weiße Sacktücher (Taschentücher) den Burschen und färbige den Verheirateten ausgeteilt.
Im Hof spielt die Musik, tanzt die Jugend und wird mit einer falschen Braut Spaß gemacht, bis der „Hausvater“, der am Ehrentag die Stelle des Vaters vertritt und der Zeuge der Braut ist, zum Aufbruch mahnt und die Braut mit vielem Weinen von allen Abschied nimmt.

 

Referenzen

Quelle:
Thirring – Waisbecker Irene, Zur Volkskunde der Hienzen. II. Liebe und Hochzeit.
In: Ethnologische Mitteilungen aus Ungarn V, 1896.

Brautabholen – Unterwartmehr

Unterwart. Es ist noch heute ein üblicher Hochzeitsbrauch, den Bräutigam und s...

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Aktuell
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Unterwart

Beschreibung

Es ist noch heute ein üblicher Hochzeitsbrauch, den Bräutigam und seine Hochzeitsgäste bei dem Abholen der Braut zur kirchlichen Trauung
auszusperren. Der Beistand des Bräutigams begehrt Einlass und da ertönt hinter der versperrten Tür eine Stimme:
„Wer ist draußen und was wollt ihr?“
In launiger Form erklärt der Beistand, er wäre auf der Suche nach einer Braut für einen Bräutigam und er hätte gehört, die Auserwählte wohne da. Unter allerlei Beteuerungen, dass da keine Braut vorhanden wäre, zeigt man ihm zunächst ein altes Weiblein und dann ein ganz junges Mädchen. Er lehnt beide als Bräute ab und da er trotzdem nicht locker lässt, zeigt man ihm schließlich die aufgeputzte Braut, die er sofort akzeptiert. Hierauf öffnet man die Tür, der Bräutigam überreicht seiner Braut einen Blumenstrauß, worauf die Gäste mit Wein bewirtet werden.

Der erste Brautführer hält den Eltern der Braut eine Abschiedsrede:

Der Herrgott gewähre einen glücklichen, guten Tag!
Danke, dass wir and diesem Tag erwacht sind.
Die Stunde ist gekommen, an dem eure „Frucht“
zum Altar treten muss als schöne Braut.

Daher sind wir als unter dieses Dach gekommen,
dass wir sie in Gottes Haus bringen.
Wir bitten daher die lieben Eltern:
Lasst endlich eure teure Geborene den Weg gehen.
Brechen wir im Namen der heiligen Dreifaltigkeit auf,
auf diesem glücklichen Weg geleite uns Gott!

„Szerencsés jó napot adjon az Uristen!
Hála, hogy e napra fölvirradtunk épen.
Megjött már az óra, midön magzatjuknak
Oltárhoz kell lépni, mint szép menyasszonynak.“

„Azért jöttünk tehát mostan e hajlékba,
Hogy elvezessük őt az Isten házába.
Kérjük ezért szépen a kedves szülőket:
Engedjék hát útra drága szülöttjüket.
Induljunk el a Szentháromság nevében,
E boldog utunkon vezéreljen Isten!“

Wenn die Braut oder der Bräutigam deutschsprachig ist, dann werden diese Reden in Deutsch gesprochen, sonst in Ungarisch.

Referenzen

Quelle:
KOVÁCSNÉ DÁVID JUDIT, Die Probleme der burgenländischen Magyaren.
Szombathely, 1996.

Brautführermehr

Alle. Brautführer Einer von den beiden ledigen Burschen, die auch „Kranzl...

Zeitraum
-
Turnus
Ohne
Festausübung
Aktuell
Ort
Alle

Beschreibung

Brautführer
Einer von den beiden ledigen Burschen, die auch „Kranzler“ genannt werden, geleitet die Braut zur Kirche, der andere marschiert mit der zweiten Beisitzerin.
Ihre Aufgabe ist es auch, am Hochzeitsmorgen die Gäste zum zweiten Mal zu laden.
Die Hauptaufgabe des ersten Brautführers ist das Brautauffordern („Brautauffedern“). In Pamhagen stellte, so vorhanden, ein Sohn der Taufgodl den ersten Brautführer, ansonsten wurde er vom Bräutigam aus seinem engsten Freundeskreis ausgewählt.

Referenzen

Quelle:
Michael Josef Gmasz, Das traditionelle Hochzeitslied auf dem burgenländischen Heideboden.
Unter besonderer Berücksichtigung handschriftlicher Liederbücher und Privatchroniken.
Diplomarbeit, Wien 2013.
http://othes.univie.ac.at/26854/1/2013-01-28_9771192.pdf